Evolutionssprung

Theorie vom plötzlichen Ursprung stellt gängige Anschauung einer schrittweisen Evolution in Frage
Von 5. August 2007

Evolutionär bedingte Änderungen in der Tierwelt passieren plötzlich, nicht in winzigen stufenartigen Abfolgen, wie sie uns die Evolutionstheorie Darwins suggeriert, sagen Forscher. Die Resistenz der Arten gegenüber Veränderungen zeige ja gerade, wie sich Evolutionsschübe eher explosionsartig abspielen, als Reaktion auf extreme Umwelteinflüsse, sagt Jeffrey H. Schwartz, Anthropologe an der Universität von Pittsburgh.

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand in der Biologie wird eine Zelle von einer ganzen Armee von Proteinen geschützt und ist somit weitgehend resistent gegenüber Einflüssen von Außen. „Also läuft die darwinische Idee, die Tiere würden sich an ihre Umwelt mittels konstanter kleiner Mutationen ihrer Gene, sprich einer natürlichen Selektion, anpassen, gegen die Grundlagen der Zellbiologie,“ erklärt Schwartz Nur extreme Stresssituationen könnten diese Barrieren durchbrechen und Mutationen in den Zellen verursachen. Solche Mutationen dürften sich dann aber über mehrere Generationen hinweg im Ruhezustand befinden, bevor sie sich plötzlich als neue Eigenschaft manifestierten.

„So ein Wechsel dürfte sich ähnlich intensiv auswirken, wie etwa die Tötung eines Organismus”, sagt Schwartz. Es handele sich also nicht so sehr um eine fortdauernde Adaptation an die Umwelt, sondern eher um eine ganz massive Erschütterung durch sie.

Weitere Anhaltspunkte gegen die schrittweise Evolution kämen von Fossilfunden. Würde die Evolution in Organismen langsam und kontinuierlich ablaufen, müsste sich dies anhand archäologischer Funde nachweisen lassen. Aktuell sehen wir aber starke Veränderungen von einer Spezies zur nächsten. Die meisten Wissenschaftler erklären dies mit dem Begriff „missing links“, also so etwas wie Zwischenformen, die man noch nicht gefunden hätte.

Schwartzs Theorie vom plötzlichen Ursprung geht davon aus, dass es gar keine fehlenden Glieder gibt. Seine Theorie könnte auch erklären, wie komplexe Strukturen, etwa die Augen, bereits vollständig entwickelt erscheinen und nicht durch zahllose weniger entwickelte Vorläufer hindurchgehen.

Die neuste Arbeit des Anthropologen, erschienen im Journal Biological Theory, stellt weitere Aspekte der Evolutionstheorie Darwins in Frage. Vor allem dessen Idee, wie Tiere ab einem gewissen Zeitpunkt zum ersten Mal aufgetaucht sein könnten und wie sie sich dann in unterschiedliche Arten aufgesplittert hätten. Eine Anschauung, die unser modernes Verständnis von der Entwicklung im Tierreich bisher stark untermauert hat.

1962 entdeckten Biochemiker die relative „Verwandtschaft“ unter den Tieren, nachdem sie das Blut von Gorillas, Hühnern und Fischen verglichen hatten. Fischblut hatte dabei die wenigsten Gemeinsamkeiten mit dem der anderen untersuchten Spezies, also dürften sich die Fische früher von der gemeinsamen Vorfahrenlinie getrennt haben als die Gorillas, die den Menschen sehr ähnlich sind. Wissenschaftler haben dann nach der Theorie Darwins mit Hilfe dieser Tests die unterschiedlichen Tiere in Familienstammbäume einsortiert, mit den jeweiligen Datierungen, ab wann sich einzelne Gruppen und Arten „abspalteten“. Sollte Schwartz jedoch mit seiner Theorie eines plötzlichen Auftauchens der Arten Recht behalten, wären diese Daten falsch.

Was den Professor am meisten wundert ist, dass vor ihm noch keiner diese Theorie in Frage gestellt hat. „Die Geschichte organischen Lebens ist nicht demonstrierbar. Wir können nicht samt und sonders alles in der Evolutionsbiologie beweisen und viele unserer Feststellungen werden immer Hypothesen bleiben. Es gibt die wahre Geschichte des Lebens, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass wir sie je erkennen werden. Das Wichtigste aber ist, dass wir die uns zu Grunde liegenden Prämissen immer hinterfragen, egal ob wir uns nun mit der Materie befassen oder mit anderen Dingen.“



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