80 Milliarden Dollar: Kapitalflucht aus China erreicht historischen Rekord

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Soviele Dollars haben noch nie innerhalb von drei Monaten China verlassen: 80 Milliarden wurden im 1. Quartal 2015 aus dem Reich der Mitte abgezogen.Foto: LAURENT FIEVET / AFP / Getty Images
Von und 21. Mai 2015

Die Flucht von ausländischem Kapital aus China hat einen neuen Rekord erreicht: Im ersten Quartal verließen 80 Milliarden US-Dollar das Reich der Mitte. Dies meldete das „Zentrale Verwaltungsbüro für ausländische Währungen“ in Peking am 19. Mai.

Wie die Behörde mitteilte, betrug Chinas „internationales Defizit“ im Januar bis März 2015 geschätzte 80 Milliarden US-Dollar. Soviel Kapital floss ab, ohne durch neue Investitionen aus dem Ausland ausgeglichen zu werden. Der Parameter liegt damit wesentlich höher als im vorherigen vierten Quartal 2014. Damals flossen 30 Milliarden US-Dollar aus China ab. Die Kapitalflucht hat also zugenommen.

Besonders besorgniserregend ist die Situation, weil China im ersten Quartal mit einem Außenhandelsüberschuss von 79 Milliarden US-Dollar ein gutes Außenhandelsergebnis erzielte. Es war die beste Leistung seit 5 Jahren, die nun von den Zahlen zur Kapitalflucht überschattet wird.

Fehlendes Vertrauen in die Wirtschaftslage

Experten geben zwei Hauptgründen für die Entwicklung an: Fehlendes Vertrauen in die chinesische Wirtschaftslage lässt ausländische Investoren verstärkt Kapital abziehen, so die Meinung der Financial Times. Auch sei der Trend eine Reaktion auf den starken Dollar und Zinssenkungen in China. Der Leitzins wurde von der chinesischen Zentralbank schon mehrmals gesenkt: Da die Investoren wittern, dass ihr Geld nicht mehr profitabel anzulegen ist, ziehen sie es zurück.

Jean-Charles Sambor vom Institute of International Finance sagte zu Bloomberg: „In China zeigt sich gerade ein außergewöhnliches Phänomen, einerseits flüchtet verstärkt Kapital, andererseits boomt die Börse. Dies ist sehr ungewöhnlich, normalerweise müsste es umgekehrt sein.“ Sambor sagt jedoch auch, sollte sich die chinesische Volkswirtschaft insgesamt weiter verschlechtern oder gar ganz zusammenbrechen, würde noch mehr Kapital aus China flüchten.

Diese versteckte Kapitalflucht hat auch Konsequenzen für den internationalen Finanzmarkt.

Sinkflug des Yuan verschärfte den Trend

Yufeng Hui, Kolumnistin des Sina Finanzportals, wies bereits im Februar 2015 in ihrer Kolumne darauf hin, das am Jahresanfang 2015 der Kurs des Yuan innerhalb von nur 7 Tagen sechs Mal stark gesunken war. Dies könne einen Teufelskreis auf dem internationalen Finanzmarkt auslösen, warnte sie und schätzte, dass wegen des Yuan-Einbruchs viele Investoren ihre Yuan-notierten Vermögen in Dollar wechseln und aus China abziehen würden. Der fallende Kurs des Yuan verstärke die Vertrauenskrise und die Kapitalflucht, prophezeite Hui.

Sie rechnet damit, dass China langfristig eine große Finanzkrise erleben wird, da es durch die Kapitalflucht gezwungen ist, seine ausländischen Währungsreserven aufzuzehren. Zwar besitzt China die größten Devisenreserven der Welt, doch sind diese bereits merklich geschrumpft. Ende 2014 verfügte China über eine Reserve von 3,8 Billionen US-Dollar. Mitte 2014 waren dies noch knapp 4 Billionen gewesen. Die Hoffnung, die Währungsreserve würde Ende 2014 über diese Zahl wachsen, blieb unerfüllt, sie reduzierte sich kontinuierlich in den letzten vier Monaten des Jahres.

Ein Dauerzustand

Die aktuelle Kapitalflucht kann das Auftreten einer Wirtschaftskrise in China beschleunigen, weil sie den Wechselkurs des Yuan weiter nach unten zieht und dadurch noch mehr Kapitalflucht bedingt. Höchst ungesund ist, dass sie bereits zum Dauerzustand geworden ist. Hui erinnerte an die asiatische Finanzkrise von 1997, welche die Konsequenz der Kapitalflucht aus den südostasiatischen Ländern Malaysia Indonesien und Thailand war.

Verschärfend kommt hinzu, dass die Kapitalflucht das Platzen der chinesischen Wirtschaftsblasen beschleunigt, die besonders auf dem Immobilienmarkt und der Börse zu beobachten sind. Je schneller ausländische Investoren ihr Kapital aus diesen Bereichen abziehen, weil kein Geld mehr zu machen ist, desto rapider und unsanfter wird dort die Talfahrt sein.

China verliert kontinuierlich Foreign Assets

Die Foreign Assets der chinesischen Zentralbank haben sich seit zwei Jahren ständig reduziert. Das ist die längste Zeitperiode in der Geschichte der chinesischen ZB. Der Rückgang der Foreign Assets dauert bereits seit 7 Jahresvierteln, sprich 21 Monaten, an.

Chinas ZB hat versucht, diese Tendenz zu stoppen, indem sie für die Geschäftsbanken die vorgeschriebenen Bargeldreserven reduzierte, von 20 Prozent auf aktuell nur noch 18,5 Prozent. Beobachter vermuten, dass diese Einschränkung noch weiter gelockert wird, um Kreditvergaben zu erleichtern. Aber auch das dürfte den Trend nicht stoppen.



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