Ausländische Direktinvestitionen in China

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Das Wirtschaftswachstum in China ist 2012 auf dem tiefsten Stand seit 13 Jahren.Foto: Wang Zhao/AFP/Getty Images

 

Ob die neuesten Statistiken für ausländische Direktinvestitionen (FDI) in China dem Investor eine pessimistische oder optimistische Prognose vermitteln, hängt davon ab, ob die Daten dazu aus China stammen oder aus den Vereinigten Staaten. Statistische Informationen über das FDI in China sind kaum vorhanden, da der Großteil der Daten aus China kommt. Die Informationen werden von wenigen Wissenschaftlern und Analysten ausgewertet und die Medien bringen nichts Neues.

Das Handelsministerium des chinesischen Regimes gab an, dass zwischen Januar und Oktober 2012 20.021 neue Direktinvestitionen aus dem Ausland gebilligt wurden. Das wäre, verglichen mit dem gleichen Zeitraum vom Jahr 2011, ein Rückgang von 10,49 Prozent. Der Wert des FDI belief sich auf 91,7 Milliarden US-Dollar, ein Rückgang von 3,45 Prozent.

Wenn obige FDIs auf die einzelnen Regionen verteilt werden, wurden 15.852 neue Firmen von Investoren aus 10 asiatischen Ländern, darunter Hongkong, Macao und Taiwan, gegründet. Das ist ein Rückgang von 12,22 Prozent zum Vorjahr. Investoren aus den Vereinigten Staaten investierten in 1.128 neue Firmen, ein Rückgang zum Vorjahr von 6,39 Prozent. 1.418 Firmen wurden von Investoren aus der Europäischen Union gegründet, was einer Zunahme von 2,75 Prozent entspricht.

Vertrauen in chinesischen Markt geht zurück

„Die vom Handelsministerium herausgegebenen FDI-Statistiken zeigen eine Verlangsamung der FDI-Zuflüsse und ein Abrutschen des Wachstums in die Verlustzone. Im Januar-Bericht der Webseite der Rhodium Group ist zu lesen, dass dieses Nachlassen von vielen auf ein schwindendes Vertrauen in den chinesischen Markt zurückzuführen ist und sie die Sorgen bezüglich einer harten Landung bestätigt sehen“.

Während das chinesische Handelsministerium eine Verlangsamung des FDI nach China hinein bescheinigte, scheint Chinas Zentralbank, die People’s Bank of China (PBOC), für das dritte Quartal 2012 beim Zufluss von ausländischem Kapital in die chinesische Wirtschaft, gerade das Gegenteil erkennen zu lassen. Sie nimmt die Zahlungsbilanz des dritten Quartals und hat eine andere Methode, wie sie den FDI-Zufluss ermittelt. „Statistiken der Zentralbank für jene Zuflüsse zeigen ein wesentlich optimistischeres Bild vom FDI mit einem positiven Wachstum von Januar bis September“, heißt es in dem Bericht der Rhodium Group. Die Daten des Handelsministeriums berücksichtigen nur den neuen Kapitalzufluss, aber nicht die Gewinne ausländischer Firmen in China, die reinvestiert wurden und die die FDI-Daten positiv beeinflussen dürften. Die Daten über ausländischen Kapitalzufluss und Kapitalabfluss berücksichtigen nicht die Reinvestition des Gewinns, der im Land bleibt und das FDI verbessern könnte. „Die FDI-Zahlen des Handelsministeriums erfassen nur neue Projekte aus dem Ausland, vernachlässigen aber reinvestierte Gewinne ausländischer Firmen, die bereits in China operieren“, besagt der Bericht der Rhodium Group.

FDI-Daten, die aus China kommen, sind nicht vergleichbar mit Daten, die außerhalb von China gesammelt und publiziert werden, wie die Rhodium Group berichtete. Jede Analyse sollte deshalb mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden. „Die Unterschiede in den FDI-Daten dienen als wichtige Erinnerung, dass Chinas Wirtschaftsstatistiken noch nicht mit den internationalen Standards übereinstimmen“, besagt der Bericht der Rhodium Group.

Statistiken können unterschiedlich interpretiert werden. Es hängt davon ab, wie sie erstellt und präsentiert wurden. Vorhergesagte und aktuelle Zahlen können sich an den jeweils gegensätzlichen Enden befinden. „Diese Uneinheitlichkeit erlaubt es den Bullen und Bären, die Zahlen für sich herauszupicken, die besser in die jeweilige Geschichte passen. Besonders Statistiken über grenzüberschreitende Kapitalflüsse sind oft nicht vergleichbar mit ähnlichen Indikatoren anderswo“, warnt die Rhodium Group.

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Chinas Haltung zu Investitionen

Wirtschaftswissenschaftler legen nahe, dass das chinesische Regime seiner eigenen Version eines ostasiatischen Wirtschaftsmodells folgt. Auch wenn es so scheint, als wäre dieses Modell in ganz Nordost- und Südostasien gleich, ist die Realität eine andere, weil die politischen Systeme und Interventionen der betreffenden Regierungen unterschiedlich sind. „Die chinesische Version des Modells vertraut auf Protektionismus, Exportförderung durch Subventionen, einen unterbewerteten Devisenkurs und eine, durch die staatliche/kommunistische Partei gelenkte Überverteilung von Investment-Ressourcen. Miteingeschlossen sind Immobilien- und Infrastrukturprojekte“, lautete ein Eintrag am 12. Dezember 2012 auf dem Blog The Big Picture. Die The-Big-Picture-Diskussion suggeriert, dass das Wachstumsmodell des chinesischen Regimes seinen Nutzen verloren hat und das Land nicht mehr das Gewinnpotential früherer Tage besitzt. „Das chinesische Modell hat mit immer kleineren Kapitalrückflüssen sein Ende erreicht“, heißt es in dem Blog.

Investieren an der chinesischen Börse

„Beobachter haben mit einiger Verwunderung wahrgenommen, dass der Shanghai A Index  drei Jahre hintereinander gefallen ist“, wird auf The Big Picture erörtert.

Der Shanghai A Index ist seit 2009 gefallen, weil die meisten der Aktien in diesem Index von staatseigenen Firmen (SOE) stammen. SOEs sind keine marktorientierten Firmen, sondern sie folgen den Anweisungen des chinesischen Regimes, leben von Subventionen des Staates und werden infolge falscher Entscheidungen nicht gestraft. Zum Shanghai A Index ist der Webseite von Bloomberg zu entnehmen: Der Index „zeichnet die tägliche Kursentwicklung aller A-Aktien, die an der Shanghaier Aktienbörse gelistet sind, die auf örtliche Investoren und zugelassene institutionelle Anleger beschränkt sind. Der Index wurde mit einem Basiswert von 100 am 19. Dezember 1990 entwickelt“.

Wirtschaftsprüfer im Blick der Börsenaufsicht

Firmen, die in China operieren und ihre Aktien an US-Börsen gelistet haben, stehen vor dem Risiko, ihre Listings zu verlieren. Die US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) hat fünf Wirtschaftsprüfungsgesellschaften aufgefordert, Prüfberichte ihrer chinesischen Tochterunternehmen vorzulegen. Es geht um die mutmaßliche Verletzung der SEC-Vorschriften und des Sarbanes-Oxley Acts. Die betroffenen Firmen sind: BDO China Dahua Co. Ltd., Deloitte Touche Tohmatsu Certified Public Accountants Ltd., Ernst & Young Hua Ming LLP, KPMG Huazhen (Special General Partnership), und PricewaterhouseCoopers Zhong Tian CPAs Limited. Die Wirtschaftsprüfer weigern sich, die benötigten Buchprüfungsdokumente bereitzustellen, die sicherstellen, dass die geprüften Jahresabschlüsse der Wahrheit entsprechen. Würden die Wirtschaftsprüfer der Aufforderung der SEC nachkommen, verstießen sie gegen das nationale Sicherheitsgesetz des chinesischen Regimes. Und sie würden eher die Anforderungen der SEC verletzen, als gegen den Erlass des chinesischen Staates handeln.

Es ist nicht so, dass die SEC gegen Firmen mit Sitz in China wäre. „Die Initiative der SEC richtet sich an Unternehmen, die aus Reverse Mergers und ausländischen Emittenten hervorgehen“, lautet eine Mitteilung der SEC am 3. Dezember 2012. Die Agentur habe die Wertpapiere von fast 50 Firmen aus den Registern gelöscht und Betrugsfälle eingereicht, in die über 40 ausländische Emittenten und Führungskräfte involviert seien, heißt es in dem Bericht weiter.

Fallgruben beim Investment in China

„China hat seinen Übergang vom Gesetz einer Person zu einem Rechtsstaat noch nicht abgeschlossen und ein Rückgriff auf chinesische Gerichte ist oft nicht effektiv. Umso mehr sollten beim Abschließen von Inlandsgeschäften die Geschäftsstrategien so aufgebaut werden, dass das Risiko von Streitigkeiten minimiert wird“, ist auf der Webseite von US China Business Solutions zu lesen. Von Marktforschern und -analysten ausführlich beschrieben, ist es kein Geheimnis, dass Korruption in China keine Ausnahme ist, sondern die Norm. Davon sind auch ausländische Investoren betroffen. Das chinesische Regime kontrolliert alle Facetten des Geschäftslebens und seine Beamten wollen ein Stück vom Kuchen abbekommen, heißt es in einem Artikel der Huffington Post vom Mai 2012. „Korruption ist in Chinas einheitlichen Ansatz von wirtschaftlicher und politischer Staatsführung eingebettet. … Korruption und Chinas Unvermögen, Rechtsstaatlichkeit konsequent anzuwenden, untergräbt seinen wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt“, heißt es in dem Artikel der Huffington Post, Zitat Susan Ariel Aaronson von der George Washington University.

Originalartikel auf Englisch: Commenting on Foreign Direct Investments in China



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