Bestnote „Summa cum laude“ bei Promotionen immer häufiger

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Bücher in einer BibliothekFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times5. August 2015

Deutsche Professoren vergeben bei Promotionen immer häufiger die Bestnote „summa cum laude“. Wie die Auswertung einer Datenbank des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (IFQ) durch die „Süddeutsche Zeitung“ (Mittwochsausgabe) zeigt, ist innerhalb von gut zehn Jahren in fast allen Fächern der Anteil der Bestnote gestiegen. Die jüngst aktualisierte Datenbank greift auf amtliche Statistiken zurück und reicht jetzt bis Ende des Jahres 2013. Der Vergleichszeitraum der Analyse sind die Jahre 2002 bis 2004. Einige Beispiele: Bekamen in Anglistik und Amerikanistik früher nur 21 Prozent der Promovierenden die Bestnote, waren es zuletzt 27 Prozent.

In Architektur stieg der Anteil von elf auf 19, in Elektrotechnik von 22 auf 26, in Elektrotechnik von 22 auf 26, in Kunstwissenschaften von 14 auf 25, in Psychologie von 17 auf 24 und in Verwaltungswissenschaften sogar von 22 auf 48 Prozent. Noten verlieren immer mehr an Wert, sagen Experten des IFQ, nicht nur bei Promotionen. Schulen und Hochschulen insgesamt verschenkten „ihre Definitionsmacht über Qualität“. Kürzlich gab es eine Debatte über viele Einser-Schnitte im Abitur mancher Bundesländer. Vor zwei Jahren warnte der Wissenschaftsrat, das wichtige Beratergremium von Bund und Ländern: Inzwischen schließen 80 Prozent aller Studenten mit gut oder sehr gut ab. Man sehe aufgeweichte Bewertungsstandards und „eine schleichende Noten-Inflation“. Ausnahme: Jura und Medizin. Dies deckt sich nun mit den Promotionsnoten. In Humanmedizin lag der Anteil von summa cum laude zuletzt bei nur sieben Prozent. Auch regional gibt es enorme Unterschiede bei den Promotionsnoten. In Braunschweig hatten 15 Prozent der Chemiker die lateinische Lobesformel erhalten, in Chemnitz 32, in Frankfurt am Main 54. Bei den Philosophen freuten sich in Tübingen nicht mal 20 Prozent darüber, in Siegen jeder zweite, in Köln 69 Prozent. Von einem einheitlichen Maßstab bei der Bewertung könne keine Rede sein, so das IFQ. An den Noten lasse sich die Qualität der Arbeiten kaum noch ablesen. Es gebe verschiedene Benotungskulturen, sagte Holger Burckhart, Vize-Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der SZ. Eine Bewertung erfolge eben nicht durch Maschinen, sondern oft in individuellen Verhältnissen – eine Spreizung der Noten lasse sich kaum verhindern. Die generelle Großzügigkeit bei den Bestnoten sei dagegen zu erklären: „Professoren müssen sich heute für alles, was nicht summa ist, gleich rechtfertigen. Da gibt es Tendenzen, Konflikte zu vermeiden.“ Zudem sieht Burckhart oft ein Wohlwollen an den Fakultäten, man wolle den Karrieren der Nachwuchswissenschaftler nicht im Weg stehen. Der HRK-Funktionär, der Rektor der Universität Siegen ist, fordert seine Kollegen auf, Spitzennoten wirklich für Spitzenleistungen zu vergeben. „Wir müssen das gesamte Spektrum ausschöpfen und wertschätzen.“ Allerdings könnten Arbeiten tatsächlich auch besser geworden sein. Es seien viele professionelle Doktoranden-Kollegs entstanden, so Burckhart. Und nach prominenten Plagiatsaffären wie im Fall des CSU-Politikers Karl-Theodor zu Guttenberg-Effekt betreuen manche Professoren ihre Kandidaten intensiver und geben öfter Rückmeldungen.

(dts Nachrichtenagentur)



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