China wirbt für Karriere als Online-Zensor

Titelbild
China zensiert das Internet massiv.Foto: Gou Yige/AFP/Getty Images
Epoch Times8. Oktober 2013

Über Chinas Heer der Online-Zensoren kursierten bisher vor allem Witze. Man wusste nicht viel über sie, außer, dass es sehr viele sind. Nun hat das Regime eine Zahl veröffentlicht und offiziell Werbung für den Trendberuf gemacht: Es wäre schön, wenn mehr Menschen diese aussichtsreiche Karriere einschlagen würden, vermitteln Chinas Staatsmedien. Denn zwei Millionen Internet-Überwacher sind offenbar noch nicht genug.

Aufruf für Berufseinsteiger

Die offizielle Zahl der zwei Millionen Online-Wächter stammt aus einem Bericht des staatlichen Sprachrohrs Beijing News. Dort gab es auch ein ausführliches Interview mit einem Herrn Shan Xuegang. Er ist Vize-Sekretär des „Büros zur Überwachung der Öffentlichen Meinung“. Der Beruf, für den er wirbt heißt offiziell „Analyst der öffentlichen Meinung“. Und Trainingsprogramme für Profis auf dem Gebiet starten noch in diesem Monat. “Hauptsächlich beobachten wir im Auftrag der Parteiführung das Internet“, sagte er der Beijing News. Seine Kunden kämen von allen Ebenen der Partei und des Regierungsapparates, ebenso von Staatsunternehmen.

Aktuell liegt der Hauptfokus der Internetzensoren darauf, die Redefreiheit in der Social Media zu unterbinden, was erklärt, warum sich Chinas Regime dringend Berufseinsteiger wünscht. Die twitter-ähnliche Plattform Weibo steht seit der Kampagne gegen „Online-Gerüchte“ unter verschärfter Beobachtung. Dazu kommen noch Kommentarfunktionen auf Nachrichtenseiten und Foren – also alle virtuellen Räume, in denen Internetbenutzer sich und ihre Meinung zum Ausdruck bringen. Aber damit nicht genug: Die Onlinezensur beobachtet seit langem die Aktivitäten verbotener Gruppen und Organisationen, wie zum Beispiel der Falun Gong-Bewegung, weswegen ihre Dienstleistung fließend in Spionage übergeht.

Online-Zensur wird Trendbranche

“Wir sitzen jeden Tag vor dem Computer und geben Keywords ein, die uns die Kunden vorgeben. Dann beobachten wir negative Meinungen über sie, sammeln Informationen und leiten sie an die Kunden weiter”, beschreibt Tang Xiaotao den Job, den er seit einem halben Jahr bei einer Privatfirma ausübt. Denn Chinas Regime beschäftigt nicht nur die eigene Online-Polizei. Es wird auch kräftig outgesourcet.

Um Internetüberwachung ausüben zu können, braucht man spezielle Software. Die Ausrüstung kostet mindestens 50.000 Yuan (6250 Euro), wobei die Skala nach oben offen ist. Einige Bewerber bieten Überwachungsdienste rund um die Uhr an. Andere löschen unliebsame Meinungsäußerungen Minuten nach dem Erscheinen.

Für die Obrigkeit habe das Vorteile, erklärt Tang. Als zum Beispiel die Vogelgrippe H7N9 anfang des Jahres ausbrach, hatte die betroffene Provinzregierung Handlungsspielraum, um die Berichterstattung in den Medien zu drosseln, nachdem sie erfuhr, wie erregt das Internetvolk auf die Nachricht reagierte.

Null Nutzen außer Kontrolle

Wie zu erwarten war, reagierte Chinas Internetgemeinde empört: “Durch solche Aktivitäten genießen korrupte Beamte große Sicherheit”, sagt ein User namens Qia Benke. „Chinas Microblogger versuchen fieberhaft, die Machenschaften korrupter Funktionäre bloßzustellen – die Zensur heizt das Enthüllungsbedürfnis jedoch weiter an“, schrieb er. Ein Universitätslehrer kommentierte: “Darf ich fragen, nach welchem Gesetz man Online-Unterhaltungen löschen darf?“

“Der Unterschied zwischen dem [Zensurgeschäft] und anderen Branchen ist, dass es den Zweck hat, die politische Kontrolle zu verstärken. Weshalb es eigenartigerweise Ressourcen verbraucht, ohne Werte zu generieren“, sagt Kommentatorin He Qinglian aus Übersee. „Die Zensur-Jobs werden in China durch Steuern finanziert, arbeiten aber gegen die Steuerzahler.”

Lukrative Tätigkeit

Das China Radio Network verrät indes mehr über die Vergütung der Online-Zensoren: Sie würden nach Erfahrung bezahlt und ein Anfängergehalt liege zwischen 6.000 und 8.000 Yuan monatlich (750 bis 1000 Euro). Im chinesischen Durchschnitt ist das ein sehr respektables Einkommen. Und die Zeitung der Kommunistischen Partei, People´s Daily verkündet: Die Trainingseinheit im Oktober werde die Internet-Überwacher im „Analysieren und Beurteilen der öffentlichen Meinung” schulen und „Krisenmanagement“ mit einschließen. Für die frischgebackenen „Analysten der öffentlichen Meinung“ gibt es dann auch ein Abschlusszeugnis. Vorher dürfen sie den Job nicht ausüben.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion