Chinas Touristen und sechs Milliarden Euro für Luxuswaren

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Chinesische Touristinnen bildeten im Oktober 2012 eine Warteschlange vor Chanel in Paris.Foto: Fred Dufour/AFP/GettyImages
Von 23. Oktober 2012

 

Nach den kürzlich veröffentlichten Angaben der „World Luxury Association“ haben die fleißigen Chinesen vom 1. bis 7. Oktober 2012 außerhalb der Landesgrenzen etwa 3,85 Milliarden Euro für Luxusartikel ausgegeben. Dazu kommen noch rund 2,15 Milliarden Euro für die unsichtbaren Kosten, bzw. Servicekosten in dem Geschäft der Luxuswaren, welche nicht in der Statistik der chinesischen Kreditkarteninstitute und des Tax-Free-Unternehmens, dem Mehrwertsteuer-Rückerstatter, erfasst werden. 63 Prozent von den Luxusausgaben der Touristen aus dem Reich der Mitte aus dem Gesamtbetrag von rund sechs Milliarden sind nach Europa geflossen. Europa wird in den Augen der chinesischen Touristen zum beliebtesten Standort der Welt für Luxusartikel.

Europa saugt „Gold“ aus China

Während in der „Goldenen Woche“ fast alle chinesischen Sehenswürdigkeiten dicht von einheimischen Touristen gefüllt sind, suchten auch viele Chinesen im Ausland ihre Urlaubsruhe. Nach den Statistiken der größten chinesischen Reisebüros hat Europa etwa die Hälfte des Kuchens an Auslandreisen der Chinesen in der vor kurzem abgelaufenen Goldenen Woche bekommen.

Die Touristen aus China sind nicht nur wegen Europas märchenhafter Landschaft, historischen Altstädten oder berühmten Kulturschätzen gekommen. Eine der Hauptattraktionen sind die originalen Markenwaren. Der Euro-Wechselkurs blieb niedrig, dazu kommen noch Vorteile des Tax-free bei den meisten Waren, so kann man viele Luxuswaren in Europa günstiger als in Hongkong kaufen. Im Vergleich zu China bekommt man in Europa für dieselben Marken viel mehr Modelle zur Auswahl, dazu kommt noch das bessere Einkaufsambiente und besonders die Glaubwürdigkeit der Markenartikel – man wird geschützt vor chinesischen Markenplagiaten. Das sind die Hauptgründe, warum die chinesischen Touristen in Europa ihre Geldbörse locker offen halten.

„Für die meisten chinesischen Touristen gilt der Grundsatz: lieber weniger Sehenswürdigkeiten, als eine ‚Blutgemetzel‘ zu verpassen. Für sie ist Shopping in „Galeries Lafayette“ und „ PCD Stores“ viel attraktiver als ein romantischer Spanziergang auf den Champs Elysees“. Das sagte der Reiseführer Bao der chinesischen Epoch Times.

Mehr als die Hälfte der chinesischen Touristen sind zum Einkaufen im Ausland

Die aktuellen Daten der World Luxury Association zeigen, dass das Ziel von 62 Prozent der im Ausland reisenden Chinesen eben Shoppen ist. Während der „Goldenen Woche“ erreicht der Konsum von Luxusgütern von Chinesen 2.44 Milliarden Euro, das sind umgerechnet 19,91 Milliarden Yuan. Letztes Jahr haben sie nur 1,96 Milliarden Euro ausgeben. Damit wurde dieses Jahr eine Steigerung von 25 Prozent erzielt.

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Aus den gesamten steuerlichen Umsatzstatistiken errechnet, werden durchschnittlich zwischen 3.000 – 6.000 Euro pro Kopf in den sieben Tagen für Luxuswaren ausgegeben. Hauptsächlich sind es Mode- und Lederartikel, Armbanduhren, Kosmetik und Parfüm. Die Spitze des Verbrauchs liegt zwischen 10.000 – 50.000 Euro, deren Hauptziel sind Schweizer Uhren, französische Lederwaren und Schmuck.

Die Auswertung der World Luxury Association wird auch von Global Blue bestätigt. Laut Angaben von Global Blue Germany gewinnen die Touristen aus China in den ersten drei Quartalen 2012 den ersten Platz beim Kauf von Markenartikeln, auf Platz zwei folgen Russen, auf Platz drei die Käufer aus den arabischen Golfstaaten. „Die Touristen aus diesen drei Ländern haben eine Gemeinsamkeit: über die Hälfte von ihnen sind „Shopping-Touristen“, sagte der Geschäftsführer der Global Blue Germany Thorsten Lind. Von den chinesischen Shopping-Touristen werden die Hälfte der Waren als Geschenk und die Hälfte für den eigenen Gebrauch gekauft.

Der Kampf um den Kunden aus Fernost

Wie fortschrittlich auch die Wissenschaft entwickelt sein mag, wenn man nicht dieselbe Sprache spricht, führt es früher oder später zu Missverständnissen. Und das ist schade, wenn man deshalb die Geldbörse der chinesischen Touristen nicht abspecken kann.

So haben etliche große Kaufhäuser in Deutschland viele chinesische Verkäuferinnen und Verkäufer eingestellt, um die Sprachbarriere zwischen chinesischen Kunden und deutschen Verkäufern zu durchbrechen und dadurch die reichen chinesischen Touristen anzulocken. In der Muttersprache einzukaufen, dabei fühlen sich die Chinesen viel wohler. In dem bekannten Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe ist es nicht schwer, chinesisch aussehende Verkäuferinnen hinter dem Tresen der Markenartikel zu finden.

Außerdem akzeptieren die Kaufhäuser neuerlich auch die chinesischen Kreditkarten wie den „China Union Pay“. Laut Statistik der „China Union Pay“ ist der Umsatz von deren Kartenbesitzern in der diesjährigen Goldenen-Oktober-Woche im Vergleich mit dem Vorjahr um 33 Prozent gestiegen.

„Die chinesischen Touristen haben eine enorme Kaufkraft, das hat unseren Umsatz erheblich in die Höhe geschossen, gleichzeitig haben sie auch unsere Verkaufsart geändert“, sagt uns ein Filialleiter von „Mont Blanc“ in Berlin, ein wenig gespalten in der Bewertung. „Früher hatten wir überwiegend Kunden aus Europa und Amerika, unsere Mitarbeiter sind es gewohnt, den Kunden unsere Produkte sorgfältig zu präsentieren, ihnen die Leistungsmerkmale und die Eigenschaften ausführlich vorzustellen. Jetzt ist das ganz anders geworden. Wir bekommen viele chinesische Touristen, unsere Mitarbeiter müssen meistens innerhalb einer halben Stunde gleichzeitig mehrere Kunden bedienen, denen verschiedene Produkte vorstellen, packen und die Tax-free-Quittungen ausstellen. Sie sind wirklich extrem beschäftigt.“

Aufgrund der Abschwächung der chinesischen Konjunktur wurden die Umsätze innerhalb Chinas in dem ersten halben Jahr 2012 schon stark beeinträchtigt. „Ich fürchte, wenn eines Tages die chinesische Wirtschaft eine schwerwiegende Rezession bekommt und der Bedarf an Luxuswaren schrumpft, ob unser Geschäft das noch so einfach überleben kann“, äußerte der Mont Blanc-Filialeiter mit unverhüllter Sorge.



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