Gen-Versuch mit menschlichen Embryonen: Warum Chinas Forschung keine Hemmungen hat

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Ein Gen-Forscher der Universität von Changsha, 2006.Foto: Guang Niu/Getty Images
Epoch Times2. Juli 2015

Genmanipulation am Menschen ist in Chinas Laboren bereits Realität.

Huang Junjiu, ein 34-jähriger Forscher an der Sun Yat-sen Universität von Guangzhou, veröffentlichte im April die Ergebnisse eines Experiments, bei dem er versucht hatte, Gene von menschlichen Embryonen zu überschreiben. Der Versuch scheiterte grandios. Doch die Welt der Wissenschaft war weitläufig schockiert, dass ein solches Experiment überhaupt stattgefunden hatte.

Die chinesischen Forscher hatten (noch) nicht vor, ein Baby zu produzieren (sie verwendeten defekte menschliche Embryonen, die „sowieso" sterben würden …), aber das Ziel war, einen durch alle Zellen durchgehend genetisch veränderten Embryo ohne DNA-Schäden zu erzeugen. Mit keinem der 85 Lebewesen, in das neue Gen injiziert wurden, klappte das. Fast alle starben oder ihre Gene zeigten sich resistent gegen den Eingriff.

Nur in vier Fällen vermehrte sich das Zielgen wie beabsichtigt durch Zellteilung, aber auch nicht bei jeder Zelle, wodurch genetische Mosaike entstanden: Die manipulierte DNA war dann fleckenartig im Körper verteilt.

Das Problem an der Genmanipulation, sollte sie klappen: Sie wäre nicht nur für das betroffene Baby irreversibel, sondern für den Fall, dass aus ihm oder ihr ein fortpflanzungsfähiger Mensch würde, ein unkalkulierbarer Faktor für alle Nachkommen.

Die in dem Versuch verwendete Technologie hieß Crispr-Cas9 und soll in Theorie eines Tages Erbkrankheiten ausschalten. Im Versuch ging es um das Gen für die Blutkrankheit Thalassämie. Aber man könnte damit auch Eigenschaften wie die Augenfarbe und Intelligenz nachhaltig beeinflussen, bemängeln Kritiker.

Forschung wird massiv gefördert

Das ausgerechnet aus Chinas Labors der erste genmanipulierte Mensch schlüpfen könnte, hat Gründe: Durch den Ehrgeiz des kommunistischen Regimes wird eine massive Förderung der Biomedizin und Forschung betrieben. Man will mit dem Westen gleichziehen, ihn am besten noch überflügeln. 2013 wurden mehr als 2 Prozent des chinesischen BIPs, sprich 190 Milliarden US-Dollar, in die „Entwicklung wissenschaftlicher Forschung und Experimente“ gesteckt. 2011 waren es noch 140 Milliarden gewesen, so Chinas Nationales Statistikbüro.

Moralische Bedenken gibt es nicht, denn laut kommunistischer Ideologie rechtfertigt Erfolg alle Mittel. Verbrämt wird dies mit Konfuzius: Die Existenz eines Menschen beginne erst bei seiner Geburt, lautet die Ausrede, mit der Chinas Gen-Pioniere den sogenannten „kulturellen Unterschied“ zwischen westlicher und chinesischer Forscher-Ethik begründen, siehe New York Times-Artikel vom 30.06.2015. Aktuell darf in China laut einer Richtlinie von 2003 an Embryonen bis zu ihrem 14. Lebenstag geforscht werden.

Nicht alle chinesischen Wissenschaftler sind jedoch mit der Forschung um jeden Preis einverstanden.

„Je mehr Technik wir besitzen, desto gefährlicher für uns und die gesamte Menschheit“, so Rao Yi, Biologieprofessor und Leiter des Center of Life Sciences der Pekinger Universität. Er sieht einen Grund für die Hemmungslosigkeit der Genforscher darin, dass chinesische Wissenschaftler generell schlecht bezahlt werden. Vom Staat ausgelobte Prämien von bis zu 29.000 Euro pro Veröffentlichung in internationalen Wissenschaftlsjournalen seien da schon ein verlockender Anreiz. Viele Forscher hätten deshalb eine „erst machen, dann diskutieren“- Haltung, schrieb Rao gemeinsam mit zwei anderen Kollegen auf iScientist, einem Onlineforum für Wissenschaftler. (rf)



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