Geschichten aus chinesischen Grundschulen

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Chinesische Eltern machen sich Sorgen um die Erziehung an staatlichen Schulen.Foto: AFP/Getty Images
Epoch Times18. Oktober 2012

 

Sechs Jahre lang versuchten die Eltern, ein glückliches Kind zu erziehen, aber einen Monat nach Schulanfang erwiesen sich all ihre Mühen als vergebens. Die chinesischsprachige Epoch Times, Dajiyuan, berichtete über Diskussionen besorgter Eltern aus Shanghai zu dem Thema: „Hast du Angst, dass dein Kind von der Schule falsch erzogen wird?“. Die Sorge um die Erziehung an staatlichen Schulen scheint berechtigt zu sein. Die Geschichten, die die Eltern aus Shanghai im Internet ausgetauscht haben, lassen einem die Haare zu Berge stehen. Über einige davon wird im Folgenden berichtet.

Ein Kind darf nur drei Mal pro Tag die Toilette besuchen

Die erste Geschichte handelt von einem Jungen mit dem Deckname Alex, der gerade in die erste Klasse gekommen ist. Er meinte, dass er sich in seiner Schule nicht wohl fühle, weil die Lehrer zu streng seien. Die Kinder dürfen selbst während der Pause das Klassenzimmer nicht verlassen, außer um auf die Toilette zu gehen. Und sie dürfen nur maximal drei Mal pro Tag die Toilette besuchen. Die Lehrer dieser Schule sollen dazu geäußert haben, dass die Kinder zu lebhaft seien und es zu gefährlich sei, wenn sie spielen könnten.

Die Großmutter von Alex ist sehr unzufrieden mit dieser Regel und meinte, dass sie Alex immer zuerst eine Zeit lang spielen lasse, nachdem sie ihn von der Schule abgeholt habe. Alex und andere Kinder haben in der Schule keine Gelegenheit zum Spielen. Sie können nur während des Toilettenbesuchs an den Waschbecken spielen.

Einhundert Kopfrechenaufgaben innerhalb drei Minuten

Die Eltern eines weiteren Jungen mit dem Decknamen Xujing haben ihren Sohn vor Schulanfang keine Extrakurse besuchen lassen. Sie waren sehr überrascht, dass die Kinder in der ersten Klasse nur einen Monat nach Schulbeginn einhundert Kopfrechenaufgaben innerhalb von drei Minuten lösen sollen. Seitdem fingen die Kinder an, jeden Tag zu trainieren und machten keine Pause während der Schulferien.

Die Eltern von Xujing fragten, warum alle Kinder nach diesem hohen Maßstab gefordert werden müssen, wenn sie doch unterschiedlich auf die Schule vorbereitet seien. Die hohen Anforderungen der Lehrer haben die Kinder so stark unter Druck gesetzt, dass manche Kinder schon zittern, wenn sie Kopfrechenaufgaben sehen.

Alle Schüler müssen Stifte der gleichen Marke verwenden

Ein Mädchen mit dem Decknamen Wuyu besucht die fünfte Klasse. Nach Semesterbeginn forderten die Lehrer, dass alle Schüler Stifte einer bestimmten Marke verwenden müssen. Der Grund sei, dass die Schrift dieser Stifte leichter wegzuradieren sei und dass die Hausaufgabenhefte damit sauberer aussehen würden.

Die Mutter von Wuyu beschwerte sich, dass diese Stifte teuer und schwer zu finden seien. Sie habe mehrere Läden abgeklappert und auch im Internet gesucht. Zum Schluss habe sie die Stifte in einem Spezialgeschäft gefunden.

Außer den Einheitsstiften haben die Lehrer auch gefordert, dass die Schüler Namenschilder auf ihre Lehrbücher kleben. Die Mutter von Wuyu habe zuerst irgendwelche Aufkleber gekauft, die nicht besonders fest klebten. Ihre Tochter sei deshalb von der Lehrerin kritisiert worden. Danach habe die Mutter bessere, bunte Aufkleber gekauft. Daraufhin sei ihre Tochter aber wieder kritisiert worden, weil diese Aufkleber nicht der „Norm“ entsprechen. Später habe die Mutter erfahren, dass die Farbe und Größe der Aufkleber sowie die Stelle, wo sie auf den Lehrbüchern angebracht werden sollen, alle fest vorgegeben seien.

Die Mutter von Wuyu meinte, dass ihre Tochter durch die Kritik „braver“ werde. Sie mache sich jedoch Sorgen, dass die zu strengen Regeln in der Schule die Kreativität der Kinder einschränken.

Wohlhabende Eltern schicken ihre Kinder auf Privatschulen

Eine Mutter aus dem Xuhui Distrikt von Shanghai meinte in einem Interview, dass ihre Tochter im nächsten Jahr die Schule besuchen werde. Sie habe ihre Tochter glücklich erzogen und mache sich Sorgen, dass sich ihre Tochter nicht an die strengen Regeln der staatlichen Schulen gewöhnen könne. Deshalb habe sie sich schon vor einigen Monaten über eine private „glückliche Grundschule“ informiert.

Die Tochter von Frau Li besuchte bereits eine solche Privatschule. Dafür müssen die Eltern viel Geld bezahlen. Frau Li meinte, dass der Charakter ihrer Tochter in der Schule bewahrt werde und sich weiterentwickeln könne. Das sei der Hauptgrund für die Wahl der Schule.

Dajiyuan zitierte Berichte aus China, dass immer mehr wohlhabende Eltern ihre Kinder an Privatschulen schicken. Sie bereiten ihre Kinder auch darauf vor, China zu verlassen, weil solche Kinder kaum eine Chance hätten, wenn sie später in die staatlichen Gymnasien zurückkehren und am chinesischen Abitur teilnehmen wollen.

Original-Artikel auf Chinesisch: 上海小学规定学生每天如厕不超过3次

 

 



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