Guatemala: Ein Paradies für Abenteurer

Titelbild
Mit Kopfsteinpflaster und Häuser im Kolonialstil am Fuße des Vulkans Agua zeigt sich Antigua, einstige Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Guatemala.Foto: Elke Backert
Von 25. September 2007

Mitten auf der Landstraße hält unser Reisebus an. Der Fahrer holt das Gepäck raus und stellt es an den Straßenrand. Weit und breit nichts anderes als Dschungel. „Hier ist Ihr Hotel“, vermeldet Reiseleiter Emilio. Ungläubig schultern die Urlauber den Rucksack und traben 1000 Meter in die grüne Wildnis, bevor „Entrada“ den Eingang zur Ecolodge Candelaria anzeigt. Endlich! Doch zu früh gefreut. Bis zur Rezeption noch einmal die gleiche Entfernung, jetzt aber durch einen in tropisch leuchtenden Farben üppig blühenden Garten, wenn auch auf einem spitzsteinigen Weg. Das, so erklärt Emilio, sei eine Huldigung an die Maya. Sie hätten den Kontakt mit Mutter Erde gesucht, die sie natürlich barfuß betraten! Unsereins schafft`s kaum mit Schuhen. Im mittelamerikanischen Guatemala, begrenzt von Mexiko, Belize, Honduras, El Salvador und Pazifik sowie dem Karibischen Meer, häufen sich die Abenteuer.

Das zweite naht auf dem Fuße: die Cuevas de Candelaria, die der Lodge den Namen gaben, sollen besucht werden. Basiswissen in Spanisch ist übrigens angebracht. Dann ahnt man auch, was einem bevorsteht. Die Höhle ist stockdunkel, Kerzen sind nötig, besser eine starke Taschenlampe. Denn die Höhle ist naturbelassen. Keine Zugeständnisse an Besucher. Kein Weg. Man kraxelt, mit Hilfe eines Führers zwar, irgendwie, irgendwo und sieht im Lichtschein der Lampe riesige skurrile Stalagmiten und Stalagtiten aus Felsgestein. Die Nachfahren der Maya halten hier gern ihre Zeremonien und Riten ab. Man hört einen Fluss rauschen. Wo sich die Höhle in den Regenwald öffnet, sieht man ihn romantisch dahinfließen.

{R:5}An Voodoo-Zauber grenzen die Rituale, die auf dem Friedhof von Chichicastenango abgehalten werden, etwa wenn ein Geschäftsmann von einem Priester wissen will, ob er einen bestimmten Vertrag abschließen soll oder nicht. Großes Brimborium. Da werden Dutzende selbst gedrehte Zigarren angeraucht und auf einen Haufen geworfen, bunte dünne Kerzen kommen hinzu, frische Hühnereier, Dosen und Unverständliches mehr. Alles schön in einen gemalten Kreis drapiert. Zum Murmeln von Gebeten wird das Ganze angezündet, und als ob Feuerwerkskörper abgebrannt würden, knallen Schüsse aus dem Feuer. Es handelt sich aber lediglich um kleine Chilli-Dosen, die in der Hitze explodieren. Die Luft ist rauchgeschwängert.

Eine Touristenattraktion: der sonntägliche farbenprächtige Markt von Chichicastenango. Die Treppe der Kathedrale Santo Tomás quillt über vor Blumen- und Weihrauchspenden. Während von der Kanzel die Messe gelesen wird, beten die Bauern vom Land ihren Gott an: kniend an einem selbst gebastelten Kerzenaltar auf dem Boden.Eine Touristenattraktion: der sonntägliche farbenprächtige Markt von Chichicastenango. Die Treppe der Kathedrale Santo Tomás quillt über vor Blumen- und Weihrauchspenden. Während von der Kanzel die Messe gelesen wird, beten die Bauern vom Land ihren Gott an: kniend an einem selbst gebastelten Kerzenaltar auf dem Boden.Foto: Elke Backert

Als Touristenattraktion entpuppte sich der sonntägliche farbenprächtige Markt von Chichicastenango zwischen den zwei Kirchen unterhalb des Friedhofs. Kinder bieten handgefertigte Puppen an. Legt man sie abends neben das Kopfkissen, sollen sie einem über Nacht alle bedrückenden Sorgen nehmen. Eine schöne Mär. Die Treppe der Kathedrale Santo Tomás quillt über vor Blumen- und Weihrauchspenden. Während von der Kanzel die Messe gelesen wird, beten die Bauern vom Land ihren Gott an: kniend an einem selbst gebastelten Kerzenaltar auf dem Boden. In der Kirche gegenüber wartet ein Astrologe auf zahlende Gäste.

Ab und an sieht man Rauch aus einem der Vulkane quellen. Drei von 33 spucken regelmäßig. Der von Pacaya (2552 m) wurde zum Ausflugsobjekt. Um die glühende Lava zu erleben, besuchten im Monat des Ausbruchs doppelt so viele Leute das Spektakel wie sonst im ganzen Jahr. Man beginnt den Aufstieg auf einer Höhe von 2100 Metern. Doch diese 400 Meter sind hart, der Ritt auf einem kleinwüchsigen Pferd für 60 Quetzales (sechs Euro) erleichtert ihn ein wenig. Oben angelangt, hat man die Marter schnell vergessen. Man fühlt sich so beschwingt wie die über die heiße Lava fliegenden Schmetterlinge. Weiter zum Kraterrand zieht es nur noch Todesmutige.

Großer Jaguar, Tempel der Masken, Mundo Perdido, Zwillingspyramiden sind die Highlights der Maya-Ruinenstadt Tikal (600 v. Chr. bis 900 n. Chr.) im Norden Guatemalas.Großer Jaguar, Tempel der Masken, Mundo Perdido, Zwillingspyramiden sind die Highlights der Maya-Ruinenstadt Tikal (600 v. Chr. bis 900 n. Chr.) im Norden Guatemalas.Foto: Elke Backert

Besteigen darf man auch Tempel und Pyramiden der Maya-Ruinenstadt Tikal (600 v. Chr. bis 900 n. Chr.) im Norden Guatemalas, nördlich der Insel Flores. Um die Kulturdenkmäler nicht weiter zu beschädigen, führen außen angebrachte steile Holztreppen hinauf. Großer Jaguar, Tempel der Masken, Mundo Perdido, Zwillingspyramiden, Nördliche, Südliche und Zentrale Akropolis ragen bis zu 70 Meter aus dem dichten Regenwald des Petén, durch den sich Brüll- und Klammeraffen hangeln. 1840, zur Zeit der Wiederentdeckung Tikals, hatte der Dschungel die Mayastätte unter sich begraben.

In Lademocracía zeugen kolossale steinerne Menschenköpfe, wegen ihrer Gesichtsbildung baby faces genannt, von der Hochkultur der Olmeken (1100-400 v. Chr.).In Lademocracía zeugen kolossale steinerne Menschenköpfe, wegen ihrer Gesichtsbildung baby faces genannt, von der Hochkultur der Olmeken (1100-400 v. Chr.).Foto: Elke Backert

Völlig von der Wildnis eingeschlossen und von der Zivilisation abgeschirmt liegt die Mayastätte El Ceibal. Von Sayaxché, südlich von Tikal, fährt man mit einem Motorboot eine Stunde auf dem Río de la Pasión (Fluss der Leidenschaft)- auf Krokodile achten! -, um dann in den Dschungel 100 Meter hinauf zu klettern. Baumwurzeln fungieren als Treppenstufen. Aufregender als die wenigen Maya-Relikte ist die Natur selbst. Allein 18 Palmenarten sind da versammelt. Der Kapokbaum (Ceiba) war für die Maya heilig, gab Ceibal den Namen und ist zugleich der Nationalbaum der Guatemalteken. Greisenhaar, auch Chinamoos genannt, hängt gespenstisch von den Zweigen. Lianen verführen zum Schwingen und Tarzan-Spielen. Eine Fundgrube für Biologen, Botaniker und Archäologen.

Auf dem Weg zum Pazifischen Ozean mit einsamen endlosen schwarzen Sandstränden fordert das Freiluftmuseum in Lademocracía einen Stopp. Kolossale steinerne Menschenköpfe, wegen ihrer Gesichtsbildung baby faces genannt, zeugen von der Hochkultur der Olmeken (1100-400 v. Chr.).

Vorzeigestadt ist Antigua am Fuß des Vulkans Agua, einstige Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Guatemala. Kopfsteinpflaster und Kolonialstilhäuser hat man schön konserviert und 1979 zum Unesco-Welterbe erklärt. Die Einheimischen Guatemalas – die Hälfte ist indianischer Abstammung – nennen sich selbst Indígenas oder Maya, nicht Indios. Zum Teil recht scheu, sind sie ungemein freundlich und hilfsbereit, selbst die manchmal zahlreich auftretenden, mit ihren Maschinengewehren Angst einflößenden Polizisten. Frauen wie Männer tragen ihre Lasten auf dem Kopf und lassen sich auf liebevolle Nachfrage sogar fotografieren. Außer in der Metropole Guatemala-Stadt leben sie in winzigen Häuschen mit Palmwedel- oder Wellblechdächern. Schweine und Hühner dürfen frei herumlaufen. Welch ein Luxus.

Für Touristen beginnt der Luxus schon beim Hotelfrühstück. Warme exotische Gerichte, geheimnisvoll verpackt in Bananenblätter, und delikate Paste aus schwarzen Bohnen (frijoles) locken zum Probieren.

 

Info:
Zeit:
minus 6 Std. (während der europäischen Sommerzeit minus 7 Std.)

Klima: tropisch, November bis April Trockenzeit. In den anderen Monaten gibt es oft nur kurze Güsse, meist am Nachmittag.

Telefonieren: Selbst Tribandhandys funktionieren nicht. Telefonkarten zu 20 bis 100 Quetzales (Q) kaufen. 10 Q = 1 Euro. US-Dollar mitnehmen zum Umtausch. Wenig Möglichkeit für Euro-Tausch.

Essen im Restaurant: Fisch ist teurer als Fleisch, ca. 175 Q, Fleisch 120 Q, Palmherzensalat 55 Q, Flasche Wein 120 Q, Bier 18 Q, Wasser 5 Q, Cuba libre 20 Q. Die Preise sind auch in guten Hotels günstig.

Auskunft: Botschaft von Guatemala, Tourismus, Joachim-Karnatz-Allee 47, 10557 Berlin, Tel. 030/20058-770/771,
Fax 030/20058-890; www.visitguatemala.com



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