HSV mit dem Rücken zur Wand vor Finale beim KSC

Hamburg (dpa) - Es schien, als ticke die „ewige Bundesliga-Uhr“ des Hamburger SV auf einmal deutlich langsamer. Das 1:1 im Hinspiel der Relegation gegen den Karlsruher SC um die Zugehörigkeit zur Bundesliga bereitete wohl auch dem Prä…
Epoch Times29. Mai 2015
Es schien, als ticke die „ewige Bundesliga-Uhr“ des Hamburger SV auf einmal deutlich langsamer. Das 1:1 im Hinspiel der Relegation gegen den Karlsruher SC um die Zugehörigkeit zur Bundesliga bereitete wohl auch dem Präzisionswerk des Digitalanzeigers in der Arena im Volkspark Mühe.

51 Jahre, 277 Tage, 5 Stunden, 20 Minuten und ein paar Sekunden zeigte der Chronometer an. Das Fußball-Spiel war beendet, aber die Fans verharrten kraftlos auf der Nordtribüne. Ihnen saßen noch Minuten nach dem Abpfiff Klöße im Hals: Sie schwiegen. Irgendwann berappelten sie sich. „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“, schallte es durch die fast leere Arena. Möglich ja, aber realistisch?

Knapp 15 Minuten redeten Trainer Bruno Labbadia und Sportchef Peter Knäbel am Tag nach dem Spiel mit der Mannschaft und appellierten an ihren Überlebenswillen. Labbadia muss erneut alle Register ziehen, um seinem Team mentale Stärke zu vermitteln. „Die Mannschaft gibt sich nicht auf. Sie lag am Boden und ist wieder aufgestanden“, beteuerte der 49-jährige Hesse. Am Montagabend (19.00 Uhr) will der Bundesligist den Kopf aus der Schlinge ziehen. „Wir werden in Karlsruhe wieder einen Fight abliefern und sehen, was wir hinbekommen.“

Im Hinspiel war der höherklassige Verein 70 Minuten lang die schlechtere Mannschaft. „Wir sind der Bundesligist. Wir sind die Mannschaft mit der höheren Qualität“, behauptete Ivo Ilicevic, der den Ausgleich für die Gastgeber erzielt hatte, und ergänzte: „Wir waren die bessere Mannschaft.“ Wenn Fehlurteile selbstmotivierend sind, sind sie leichter zu verzeihen.

Die meiste Zeit demonstrierte der HSV, warum er eigentlich „abgestiegen gehört“. Es fehlt bei den Hanseaten am Elementaren. „Es war zu viel Hektik drin, wir haben zu viele Fehlpässe gespielt“, beklagte sich Labbadia. Rechtsverteidiger Heiko Westermann stimmte zu: „Wir hatten brutale Ballverluste.“ Zu mehr Selbstkritik riet KSC-Mittelfeldabräumer Dominic Peitz den Hamburgern: „Wenn 50 Millionen nicht mehr einfällt, dürfen wir echt stolz sein“, meinte er und spielte auf den Gehaltsetat der Hamburger von rund 52 Millionen Euro an. „Ich finde grundsätzlich auch, dass der HSV in die Bundesliga gehört. Aber wenn ein Verein zweimal in Folge in die Relegation geht, ist wohl irgendetwas schiefgelaufen.“

Der KSC kann am Montag im 27 000 Zuschauer fassenden Wildparkstadion pflegen, was er optimal beherrscht: das Kontern. Aufgrund des Auswärtstores muss der HSV das Spiel machen. Genau das kann er aber nicht. Ihm fehlen die Ideen und die richtigen Spieler. Der zu Saisonbeginn verpflichtete Lewis Holtby demonstrierte erneut, dass er ein solcher Typ im kreativen Mittelfeld nicht ist. Vielleicht erhält Rafael van der Vaart seinen letzten Auftritt für die Rothosen. Für ein Freistoßtor ist er immer gut.

„Wir sind nicht der FC Bayern. Selbst der FC Bayern hat gegen Mannschaften, die tief stehen, auch Schwierigkeiten“, echauffierte sich Labbadia kurz nach dem Spiel über eine kritische Frage des ARD-Reporters zum ideenlosen HSV-Spiel und erklärte grantig: „Wir haben nicht den Robben und den Ribéry und haben es trotzdem gut gemacht.“

Daneben lamentierte Labbadia über den Karlsruher Rouwen Hennings, der sechs Jahre im HSV-Nachwuchs gekickt hatte. Dessen frühes Gegentor (4. Minute) hatte die Platzherren in Konfusion gestürzt. Und Labbadia ärgerte sich noch weiter: Die Richtlinie, Gelbe Karten aus der Saison in die Relegation mitzunehmen, sei „keine sinnvolle Regel“, beschwerte sich der Coach, der im Rückspiel auf die gelbgesperrten Westermann und Gojko Kacar – zuletzt HSV-Hoffnungsträger – verzichten muss. Aus gleichem Grund muss der KSC Peitz ersetzen.

Dennis Diekmeier, der die Position des gesperrten Westermann einnimmt, stellt sich auf Schwerstarbeit am Montag ein. „Das wird auf jeden Fall ein Schweinespiel“, meinte der Abwehrakteur. Entspannung auf der anderen Seite: „Wir können mit dem 1:1 blendend leben“, sagte KSC-Trainer Markus Kauczinski und versprach: „Der Wildpark wird brennen!“

(dpa)

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