Kinder als Schachfiguren im Krieg

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Ein Kindersoldat vom al-Shabab-Militär wurde im Kampf mit der somalischen Regierung in Mogadischu 2009 verwundet. Schätzungen zufolge sind ungefähr 300.000 Kinder weltweit an mehr als 30 Konflikten beteiligt.Foto: Mohamed Dahir/Getty Images
Von 14. Juli 2011

Ein 12-jähriger Junge, der im Mai 2010 auf dem Marktplatz in der Provinz Paktika in Afghanistan Selbstmord beging, riss vier Menschen mit in den Tod und verletzte Dutzende schwer. Das war eines der jüngeren Ereignisse, bei dem ein Kind an tödlichen Kriegshandlungen beteiligt war. Die Tat an sich ist eine harte Anklage gegen die Eltern, die ihre Kinder für solche Zwecke missbrauchen. Sie zeigt auch die Notwendigkeit für weitere Kontrollen über die Teilnahme von Kindern in Kriegsgeschehen, die dadurch ihrer normalen Kindheit beraubt werden.

Im selben Monat nahmen afghanische Sicherheitskräfte drei Jungen unter 14 Jahren fest, weil sie versuchten, von Pakistan nach Afghanistan zu gelangen, um dort Selbstmordattentate zu verüben. Kinder als Selbstmordattentäter zu missbrauchen ist eine neue und gefährliche Aktion der Aufständischen in Afghanistan, die sich sowohl gegen Afghanen als auch gegen Amerikaner richtet und dabei Kinder wie Schachfiguren in den Kriegen verwenden.

Viele Kinder mögen „freiwillig“ am Krieg teilnehmen, erkennen aber die Gefahren nicht, die diese Teilnahme mit sich bringt. Die meisten Kinder werden jedoch gewaltsam rekrutiert. Aufgrund ihrer Armut und infolge von Missbrauch werden sie dazu gebracht, sich dieser Sache anzuschließen und auch mit der Begründung, die Gewalt, die an ihren Familien verübt wurde zu rächen.

Kinder als Soldaten einzusetzen ist wahrscheinlich ebenso alt wie der Krieg selbst, was es nicht gerade weniger bedauerlich macht. Für Jugendliche des Mittelmeerraumes war es üblich, als Helfer, Wagenlenker und Waffenträger für erwachsene Krieger zu dienen. Beispiele dafür findet man in Schriften und auf Kunstgegenständen.

In unserer Zeit nutzten die Roten Khmer Tausende von Kindern aus, um sie während des kambodschanischen Genozids Massenmorde und andere unmenschliche Taten begehen zu lassen.

Während des Kampfes in Sierra Leone (1993-2002) wurden Tausende von Kindern rekrutiert und von allen beteiligten kriegführenden Seiten eingesetzt.

In Uganda gab Joseph Kony an, dass er „eine Nachricht von Gott erhalten“ hätte und gründete daraufhin im Jahr 1987 die Lord’s Resistance Army, die Tausende von Kindern gewaltsam rekrutierte und dazu zwang, Verbrechen zu begehen.

Obwohl es schwierig ist, genaue Zahlen festzulegen, schätzt man, dass ungefähr 300.000 Kinder – sowohl Jungen als auch Mädchen unter 18 Jahren – weltweit an mehr als 30 Konflikten beteiligt sind. Afrika hat die größte Anzahl an Kindersoldaten, die für bewaffnete Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen Republik, im Tschad, in der Demokratischen Republik Kongo, in Somalia und im Sudan eingesetzt werden.

Dabei gibt es wesentliche internationale Gesetze, die die Teilnahme von Kindern an Kriegen verbietet. Im Jahr 2002 trat das Protokoll für die Rechte der Kinder in Bezug auf die Teilnahme von Kindern an Konflikten in Kraft. Das Protokoll verbietet die Teilnahme von Kindern unter 18 Jahren an Kampfhandlungen jeglicher Art.

Das amerikanische Kindersoldaten-Präventionsgesetz von 2008 verbietet Regierungen, Kinder als Soldaten einzusetzen, wenn sie von den USA für Militärzwecke finanzielle Unterstützung oder militärische Ausbildung und andere Arten von amerikanischer militärischer Unterstützung erhalten. Im Oktober 2010 gab Präsident Barak Obama eine nationale Verzichterklärung ab, die dem Tschad, dem Kongo, Sudan und Jemen erlaubt, weiterhin militärische Hilfe in Anspruch zu nehmen, obwohl sie Kindersoldaten für militärische Zwecke benutzen.

Jo Becker, der Anwalt für Kinderrechte von Human Rights Watch, sagte: „Im letzten Jahr gab die (amerikanische (Anmerkung d. Red.)) Regierung anderen Regierungen einen Freibrief. Das sollte nicht noch einmal geschehen.“

Dr. César Chelala ist Mitgewinner einer Auszeichnung des Overseas Press Club of America, den er für einen Artikel über Menschenrechte erhielt.

 



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