Kino Kino: Oscar Triumph „The Artist“

Bereits im Oktober 2011 wurde das Komödien-Drama „The Artist“ von unserer englischsprachigen Redaktion mit der höchsten Auszeichnung und Empfehlung bewertet. Das kommt nicht häufig vor. Jetzt gewann die „The Artist“ gleich fünf Oscars.
Titelbild
Oscar Gewinner Jean Dujardin als George Valentin und Berenice Bejo als Peppy Miller in "The Artist."Foto: AP Photo/The Weinstein Company
Von 2. März 2012

Ein Oscar-Märchen: Der französische Stummfilm „The Artist“ triumphiert über das heutige Hollywood. Und das zu Recht. Obwohl Jean Dujardin im Film „The Artist“ fast kein Wort spricht, gewinnt er doch den Oscar für den besten männlichen Schauspieler. Weiter geht es mit den Oscars in der Kategoie Bester Film, Beste Regie, Beste Filmmusik und Bestes Kostüm.

Schon die ersten 20 Minuten von „The Artist“ sind ein purer Genuss. Der Film kommt fast ohne Dialoge aus und ganz ohne Farbe. Er ist im Format 4:3 gedreht, nicht im gewohnten Breitbildformat und trotzdem hat genau dieser Film gleich fünf Oscar gewonnen. Auch in Cannes beim Filmfestival wurde er mit der Auszeichnung für den besten Schauspieler geehrt.

Es ist pure Ironie, dass ein Film, der in der Zeit der Großen Depression spielt, derart unsere Fantasie einnimmt, während die Welt um uns herum in einer tiefen Rezession versinkt. Eine Ironie, die Regisseur Michel Hazanavicius mit Sicherheit nicht fremd ist, denn hier handelt es sich um einen sehr bewusst gemachten Film. Das Selbstvertrauen, das dem Film zu eigen ist, ist atemberaubend. Zum einen aufgrund seiner Fähigkeit, sich selbst zu verkaufen. Nicht zuletzt mithilfe der Weinstein Studios. Zum anderen durch dessen prahlerische Art, unsere Erwartungen zu manipulieren.

Wir beginnen mit einer Filmszene mit George Valentin (Jean Dujardin), in der er auf einem elektrischen Stuhl sitzt und schreit: „Ich werde nicht reden!“

Dann ein Schnitt und man sieht ein vollbesetztes Kino in den späten Zwanziger-Jahren. Das Publikum ist extravagant gekleidet. Alle tragen Fliege und weiße Handschuhe. Sie lachen ausgelassen, alles ohne Ton. Es fühlt sich im Vergleich zu unserem modernen Kino seltsam und fremd an. Dies ist ein Stummfilm über Stummfilme.

„The Artist“ versetzt uns zurück in das alte Hollywood

Valentin ist ein Star des Stummfilms und der Stolz von Hollywood. Ein perfekter Star eben: Witzig, liebenswürdig und immer positiv eingestellt. Aber mit dem Fortschritt der Zwanziger-Jahre hält der Ton Einzug in den Film und seine Karriere macht einen Sturzflug, weil er sich weigert, die neue Technologie anzunehmen. Ist die zufällige Begegnung mit dem aufstrebenden Star Peppy Miller (Bérénice Bejo) sein Weg heraus aus der Verzweiflung?

Es ist nicht so, dass „The Artist“ gänzlich ohne Ton auskommt. Tatsächlich nutzt der Film den Ton und ebenso dessen Abwesenheit auf eine beeindruckende Weise. Es gibt eine denkwürdige Szene, in der Valentin ein Glas hebt und es wieder absetzt und so das erste Geräusch des Films erzeugt. Das überrascht sowohl ihn als auch den Zuschauer und es wird nicht die letzte Überraschung des Films bleiben.

„The Artist“ benutzt bewusst die uns bekannte Filmsprache und macht sich darüber lustig. Es gibt einige Szenen, in denen die Kulisse so übertrieben ist, dass sie einen augenzwinkernden Scherz darstellt, den jeder sofort begreift. Es gibt einige herrliche und urkomische Arrangements im Stil der Stummfilme, die wir in den heutigen Filmen nicht mehr sehen können. Der Gebrauch von Schildern um Botschaften zu vermitteln, erinnert an Robert Altmans „The Player“, der selbst eine Parodie auf Hollywood ist.

Die Darbietungen sind perfekt aufeinander abgestimmt. Zum Beispiel Dujardin, wie er den Niedergang Valentins mit Raffinesse darstellt. In einigen brillanten Szenen mit einem abgerichteten Hund, zeigt er sich auch als Meister der physischen Komik.

Bejos Miller ist süß und attraktiv: Schwungvoll mag man vielleicht sagen. Die Chemie zwischen ihr und Valentin ist geradezu greifbar.

Auch gibt es eine überwältigende Darbietung von John Goodman als harter aber gutherziger Studio-Boss.

Dieses liebevolle und detailreiche Comedy-Drama ist bei der Zelebrierung des klassischen Hollywood so überschäumend und so intelligent bei der Regieführung, dass der Film die Oscars verdient hat. Der Film stellt alle Erwartungen der Zuschauer auf den Kopf!

 

5 von 5 Sternen

 



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