Mit Parallelwährung? Wie könnte ein Verbleib Griechenlands im Euro funktionieren?

Titelbild
Nicht nur düstere Aussichten: Letztlich hinge der Wert der Parallelwährung davon ab, wie erfolgreich die Griechen die Misere bekämpfen, sagt Thomas Mayer, Ex-Chefvolkswirt der Deutschen BankFoto: Getty Images
Epoch Times30. Juni 2015
Griechenland könnte bei einem Zahlungsausfall zunächst Euro-Land bleiben. Wie lange – dafür gibt es keine Regeln. Um weiter der Euro-Zone anzugehören, müsste das Land Geld in einer eigenen Währung ausgeben.

Wenn Athen die Euros ausgehen, könnte ein Teil der Staatsausgaben also über eine Parallelwährung finanziert werden – etwa den „Geuro“. Den hatte auch der Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, schon einmal ins Gespräch gebracht.

Laut Mayer ginge es letztlich um Schuldscheine des Staates. Ein Beispiel: Ein griechischer Staatsangestellter bekommt eigentlich 1000 Euro im Monat. Die Regierung kann aber nur 750 Euro zahlen. Den Rest in Höhe von 250 Euro überweist sie als Schuldscheine. Diese Summe würde der Staat den Bürgern also schulden. Auf dem Papier stünde, dass der Besitzer dafür mal „hartes“ Geld zurückbekommt. Der griechische Staat könnte solche Schuldscheine einfach drucken. Der Druck, Reformen durchzuführen und zu sparen, wäre dann aber weg.

Eine solche zweite Währung neben dem Euro wäre nur eine Notlösung, um einen „Grexit“ – einem Austritt aus der Euro-Zone – noch zu verhindern. Denn auch die Schuldscheine unterliegen einer Wertentwicklung. Bei Händlern oder Vermietern dürfte das Papiergeld „Geuro“ wenig beliebt sein. Sie dürften ihn aber wohl annehmen, ehe gar nichts mehr gekauft wird. Allerdings nur mit Abschlägen – weshalb der „Geuro“ an Wert verlieren würde.

Wenn das Papier akzeptiert würde, kann eine Parallelwährung funktionieren. Nutzen auch Privatfirmen die Parallelwährung, würden die Lohnkosten sinken und die griechische Wirtschaft gegenüber ausländischen Konkurrenten wettbewerbsfähiger. Kreditkartenfirmen dürften solche Schuldscheine aber wohl nicht akzeptieren.

Letztlich hinge der Wert der Parallelwährung davon ab, wie erfolgreich die Griechen die Misere bekämpfen. Entspannt sich die Lage, wächst das Vertrauen in Schuldscheine, ihr Wert steigt. Irgendwann könnte die Regierung die Schuldscheine zurückkaufen und wieder abschaffen. Kalifornien hatte 2009 eine Zeit lang Schuldscheine (I.O.U.s/„I owe you“) ausgegeben.

(dpa)


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion