Was vorher geschah: Neuer Schuldenschnitt wäre schon der dritte für Griechenland

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"Wo ist das Geld nur geblieben?"Foto: JOEL SAGET/AFP/Getty Images
Epoch Times7. Juli 2015
Die Debatte über einen Schuldenschnitt Griechenlands ist durch die Eskalation des griechischen Schuldendramas erneut aufgeflammt. Schon zweimal hat das Euroland erhebliche Schuldenerleichterungen erhalten.

Ein weiterer Schuldenerlass, der von Athen gefordert wird, ist in der Eurozone höchst umstritten. Was Griechenland bisher erhalten hat – und was die vorrangigen Geldgeber, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) sagen:

– erster Schuldenschnitt: Im März 2012 verzichteten überwiegend private Gläubiger „freiwillig“ auf rund die Hälfte ihrer Forderungen – als Teil eines umfassenden Hilfsprogramms von Euroländern und IWF. Banken und Versicherungen verzichteten auf 53,5 Prozent. Insgesamt sank der Schuldenberg Griechenlands um 105 Milliarden Euro. Die Entlastung dauerte nicht lang: Weil die Wirtschaftsleistung weiter dramatisch schrumpfte, stieg die Schuldenquote – gemessen am Anteil des Bruttoinlandsprodukts – rasch wieder über den Stand vor dem Schuldenschnitt (2011: 160 Prozent). Zuletzt lag sie bei 180 Prozent, der Schuldenberg bei 315 Milliarden Euro.

– zweiter indirekter Schuldenschnitt: Im November 2012 erhielt Griechenland von der Eurogruppe eine weitere Erleichterung der Schuldenlast. Das Paket sah unter anderem eine Verlängerung der Laufzeiten für Kredite um 15 auf 30 Jahre vor, Zinsen wurden gesenkt oder auf zehn Jahre gestundet. Allein der Effekt dieser Zinsstundung wurde auf 44 Milliarden Euro geschätzt – und wegen des Verzichts auf Zinsen als Schuldenschnitt interpretiert.

– vom IWF ins Gespräch gebrachter dritter Schuldenschnitt:

Die Experten des IWF kommen in ihrer jüngsten Analyse vom 26. Juni zu dem Schluss vor, dass die Schulden nicht mehr tragbar sind und weitere Hilfen notwendig werden. Athen habe die vereinbarten Ziele verfehlt, Reformen seien nur schwach ausgefallen, Fortschritte beim Haushalt geringer als erwartet.

* eine Option wäre laut IWF, die Schuldenstundung auf 20 Jahre auszudehnen und die Rückzahlung auf 40 Jahre zu strecken.

* ein Schuldenschnitt im Umfang von mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Griechenlands, das zuletzt bei rund 180 Milliarden Euro lag. Dennoch benötigt Griechenland aus Sicht des IWF frische Hilfskredite.

– Sonderrolle der EZB: An einer Umschuldung oder einem Schuldenschnitt, der EZB-Gelder mit einbezieht, wird sich die EZB nicht beteiligen. Denn das wäre eine unerlaubte Staatsfinanzierung durch die Zentralbank, wie der Chef der französischen Zentralbank, Christian Noyer bekräftigte.

(dpa)

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