Neurobiologe Gerald Hüther mit „Etwas mehr Hirn, bitte“ zu neuer Beziehungskultur

Titelbild
"Wieso ist es nicht möglich, dass wir einander als Subjekte begegnen, unser Wissen und unsere Erfahrungen, unser Können und unsere Fertigkeiten teilen, statt uns gegenseitig zu frustrieren und unglücklich zu machen?"Foto: Cover Vandenhoeck & Ruprecht
Von 20. März 2015

Vor wenigen Tagen ist das Buch des Neurobiologe Gerald Hüther „Etwas mehr Hirn, bitte“ erschienen, das er als sein bisher schwierigstes bezeichnet. Zuvor hatte sich der renommierte Naturwissenschaftler Prof. Dr. Gerald Hüther eine längere Auszeit genommen, um intensiver der Frage nach dem Sinn des Lebens nachzugehen. Was er damit beabsichtigt, ist: „Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten“

Gerald Hüther hat an seinem 64. Geburtstag am 15. Februar 2015 in seinem neuen Buch eine wichtige Schlussbemerkung auf S. 187 gemacht: „Absichtlich habe ich in diesem Buch auf Literaturangaben, Referenzen und auf Hinweise auf die Arbeiten, Überlegungen, Konzepte, Theorien und Vorstellungen anderer Autoren verzichtet. Es sind zu viele und es ist unmöglich, deren Beiträge angemessen zu würdigen, ohne all die anderen unerwähnt zu lassen, die ihrerseits erst den Weg für all diese Leistungen bereitet haben – nicht nur als Erzieher und Lehrer, sondern ebenso als liebevolle Eltern und Großeltern, als kritische Weggefährten und ermutigende Unterstützer, als Bäcker, Putzfrauen, Diener, Lieferanten und wer ihnen sonst noch alles geholfen haben mag, ihre Ideen zu entwickeln.

Sie alle gehören dazu, sie alle waren daran beteiligt. Deshalb darf alles, was ich hier aufgeschrieben habe, gern an andere weitergegeben werden. Diese Erkenntnisse gehören nicht mir, ich habe sie nur in dieser Weise zusammengefügt.“

Prof. Dr. Gerald HütherProf. Dr. Gerald HütherFoto: Franziska Hüther

Die neue Welt der Netzwerker

Gerald Hüther, der im Jahr 2014 eine „Akademie für Potentialentfaltung“ gegründet hat, betrachtet stets den ganzen Menschen und nicht nur spezielle Hirnregionen, in denen viele Forscher mehr denn je aktiv sind und oftmals zu sehr einseitigen Erkenntnissen gelangen. Networking gehört heute zum Standard der modernen Kommunikationswelt, für die zunächst die Selbstorganisation im eigenen Organismus geregelt sein muss. Darüber schreibt der Autor sehr anschaulich im 2. Buchkapitel auf den Seiten 81 – 134:

Kreativ sein heißt nicht in erster Linie, Neues zu erfinden, sondern das bereits vorhandene, aber bisher voneinander getrennte Wissen auf eine neue Weise miteinander zu verbinden. Für menschliche Gemeinschaften heißt das: Um ihre Potentiale entfalten und sich weiterentwickeln zu können, sind sie auf Begegnungen und Austausch mit anderen Gemeinschaften angewiesen, um das hier wie dort vorhandene Wissen miteinander zu verknüpfen…“

Gegenseitige Ermutigung statt Frustration

Gerald Hüther hatte sich vor 20 Jahren als einer der ersten Neurowissenschaftler aus dem Elfenbeinturm des teilweise arroganten Elitezirkels der Wissenschaftler herausbewegt, um elementares Wissen einer größeren Zahl von Interessierten verständlich zu machen. Besonders liegt ihm an einer neuen Beziehungskultur.

„Am Arbeitsplatz, in unseren Bildungseinrichtungen, an unseren Wohnorten, ja oft sogar zu Hause erleben die meisten Menschen, dass sie von anderen zu Objekten gemacht werden. Zu Objekten von Bewertungen, Belehrungen, von Erwartungen und Vorstellungen anderer Personen, oft sogar zu Objekten von Maßnahmen und Anordnungen.

Die meisten haben sich daran gewöhnt und finden es ganz normal. Aber wie kann jemand die in ihm angelegten Potentiale entfalten, sich für irgendetwas interessieren oder gar begeistern, wenn er ständig erleben muss, dass er von anderen und dann ja auch meist auch von sich selbst unter Druck gesetzt wird und sich ständig verbiegen muss, um es den anderen recht zu machen?

Wieso ist es nicht möglich, dass wir einander als Subjekte begegnen, unser Wissen und unsere Erfahrungen, unser Können und unsere Fertigkeiten teilen, einander einladen, ermutigen und inspirieren, über uns selbst hinauszuwachsen statt uns gegenseitig zu frustrieren und unglücklich zu machen?

Für unsere Gehirne wäre das allemal besser. Wenn sich nur zwei in dieser Weise zusammentun, hat jeder gleich doppelt so viel Wissen und Kompetenzen wie jeder allein. Wie das gelingen kann und worauf es dabei ankommt, darum geht es in meinem neuen Buch.“

Phantastisch! Ein Wissensbuch ohne Fußnoten und Quellenangaben. Jeder Mensch ist Teil der universell zugänglichen Informationswelt, die sich heute als Internet manifestiert hat. Dort hat jeder seinen Platz, muss aber gleichwohl zur Auswahl des für ihn Lebenswichtigen geschult sein.

Foto: Cover Vandenhoeck & Ruprecht

Gerald Hüther

Etwas mehr Hirn bitte

187 Seiten

Vandenhoeck & Ruprecht; Auflage: 1 (11. März 2015)

ISBN-10: 3525404646

€ 19,99



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