Porträt: Bergspezialist Blatter weicht nächster «Lawine» aus

Zürich (dpa) - Die Zukunft des Welt-Fußballs ist 79 Jahre alt, maximal skandalerprobt und wird rund um den Globus entweder extrem verehrt oder extrem verachtet. Joseph Blatter steht in seiner fünften Amtszeit als FIFA-Chef aber vor riesigen…
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Schwierige Situationen hat Blatter in seinen 40 Jahren bei der FIFA en masse überstanden.Foto: Sebastiao Moreira/Archiv/dpa
Epoch Times29. Mai 2015
Die Zukunft des Welt-Fußballs ist 79 Jahre alt, maximal skandalerprobt und wird rund um den Globus entweder extrem verehrt oder extrem verachtet. Joseph Blatter steht in seiner fünften Amtszeit als FIFA-Chef aber vor riesigen Aufgaben.

Der Konflikt mit der UEFA wird weitergehen. Weitere Korruptionsenthüllungen sind nicht ausgeschlossen. Im Hallenstadion von Zürich herrschte aber erstmal Erleichterung bei Blatter, das Ergebnis von 133:73 Stimmen gegen Prinz Ali bin al-Hussein hätte ihn erstmals in einen zweiten Wahlgang zwingen können. Doch der Jordanier verzichtete auf diese Formalie.

Schwierige Situationen hat Blatter in seinen 40 Jahren bei der FIFA en masse überstanden. Die Lage am Freitag im Hallenstadion von Zürich war aber sogar für den vielleicht ausgebufftesten aller ausgebufften Sportfunktionäre keine leichte Aufgabe. Hartnäckig hielten sich am Freitag noch Gerüchte, die einst komfortable Mehrheit könnte bröckeln. Australien, die USA und Neuseeland rückten ab, angeblich auch Tunesien aus dem sonst so sicheren Afrika-Block.

Was machte Blatter? Er führte souverän durch den Kongress. Pries die Entwicklung im Frauen-Fußball, lobte den Einsatz der Schiedsrichter und forderte die Delegierten zum „Handshake for Peace“ auf. Das Übel suchte er wie immer jenseits seines Einflussbereichs. Er weiß einfach, wie das Spiel funktioniert. „Die Schuldigen, wenn sie denn als schuldig verurteilt werden, das sind Einzelpersonen, das ist nicht die gesamte Organisation“, sagte er zu den Korruptions-Enthüllungen rund um seine Ex-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo.

Das Prinzip Blatter hatte die Zeitung „Tagesanzeiger“ schon zuvor brillant beschrieben. Der Mann aus dem Hochgebirgs-Kanton Wallis habe ein regional begründbares Talent. Er schaffe es immer, da zu stehen, „wo die Lawine nicht niedergeht.“

Mit diesem Talent hat Blatter bislang alle Skandale überstanden. Schon seine Inthronisierung beim Wahlsieg 1998 gegen den damaligen UEFA-Chef Lennart Johansson hatte mehr als ein Geschmäckle. Umschläge mit viel Geld sollen in einem Pariser Hotel überreicht worden sein, was Blatter – natürlich – bestreitet. Von Bestechungszahlungen an seinen Vorgänger Joao Havelange, die im Zuge der Pleite des Ex-Vermarkters ISL, bekannt wurden, muss er als FIFA-Generalsekretär zumindest Kenntnis gehabt haben. Als Mohammed bin Hammam 2011 zur Bedrohung wurde, stolperte dieser über publik gewordene Korruption in der Karibik.

Der Sturz von Gegnern oder auch Wegbegleitern wurde von Blatter zumindest billigend in Kauf genommen. Auch sein einzig verbliebener Gegenkandidat Prinz Ali bin al-Hussein verschwindet erstmal von der Funktionärsbildfläche – mit blütenweißer Weste. In seiner eigenen asiatischen Konföderation bekam er jedoch kein Votum mehr für einen Sitz im FIFA-Exekutivkomitee.

Wahlkampf hatte Blatter bis 48 Stunden vor der Kür gar nicht führen müssen. Bis es durch den Skandal doch noch mal eng wurde, hatte er ledigliche einen einseitigen Brief mit der Überschrift „Together“ an alle 209 Mitgliedsverbände geschickt. Im Gegensatz zu seinem Herausforderer durfte er aber bei allen sechs Konföderationstreffen auftreten. Hochglanzbroschüren wie al-Hussein musste er nicht verteilen. Wer das System Blatter verstehen will, muss die europäische Brille abnehmen. Afrikas skandalumwitterter Funktionär Jacques Anouma von der Elfenbeinküste sagte vor der Wahl: „Natürlich wählen wir Joseph Blatter, wir haben ihm so viel zu verdanken.“

(dpa)

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