Russisch-amerikansiches Treffen im All vor 40 Jahren – danach mit politischen Eiszeiten durchsetzt

Titelbild
Der amerikanische Astronaut Thomas Stafford (l), Kommandant der Apollo-Kapsel, und der Kosmonaut Alexej Leonow, Kommandant der sowjetischen Sojus-Raumschiffes, nach dem erfolgreichen Kopplungsmanöver im Juli 1975.Foto: dpa/dpa
Epoch Times17. Juli 2015

New York/Moskau – Dieser Händedruck geht in die Geschichte ein: Rund 225 Kilometer über der Erde schweben der russische Oberst Alexej Leonow und US-General Thomas Stafford aufeinander zu und begrüßen sich.

Gerade haben ihre Raumschiffe Apollo und Sojus in einem schwierigen Manöver aneinander angedockt. Inmitten des Kalten Krieges ist es ein starkes Signal: Sowjetunion und USA, erbitterte Rivalen im Raumfahrt-Rennen, verbrüdern sich im All. Heute vor genau 40 Jahren geht die Nachricht vom kosmischen Rendezvous um die Welt.

Zwei Tage lang fliegen Astronauten und Kosmonauten gemeinsam um die Erde. Leonow und sein Bordingenieur Waleri Kubassow laden die drei US-Kollegen erst zu Kohlsuppe aus der Tube in die Sojus-Kapsel ein. Dann besuchen sie Stafford sowie Vance Brand und Donald Slayton in der Apollo. „Das war ein ergreifender Moment, als ich ihre lächelnden Gesichter durch eine geöffnete Luke zu unserem Raumschiff erblickte“, sagte Leonow einmal im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Unser Flug war ein großes Beispiel für den guten Willen und die menschliche Vernunft“, erzählte der heute 81-Jährige.

Fast fünf Jahre hatten die Vorbereitungen gedauert. Funktionäre und Techniker beider Länder besuchen sich gegenseitig, um die historische Mission zu planen – und das Misstrauen zu überwinden. Währenddessen pauken die Raumfahrer die Sprache der Partner, damit es im All nicht zu fatalen Missverständnissen kommt. Am 15. Juli 1975 startet dann die Sojus vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan, siebeneinhalb Stunden danach hebt die Apollo in Cape Canaveral ab. Zwei Tage später docken sie nach einem vorsichtigen Manöver aneinander an.

Es ist ein gefährlicher Moment: Nie zuvor ist das zylinderförmige Verbindungsmodul in der Schwerelosigkeit getestet worden. Es fungiert auch als Schleusenkammer, denn die Luftgemische der Raumschiffe sind verschieden. Gespannt verfolgen die Experten in den 23 Kontrollstationen beiderseits vom Atlantik die Flugdaten. Dann öffnen sich die Luken. „Glad to see you.“ Alles ist gut gegangen.

Nach gemeinsamen Experimenten trennen sich die Raumschiffe. Die Sojus landet am 21. Juli in Kasachstan, die Apollo drei Tage später im Pazifik. Das Treffen schlage „ein neues Kapitel der Zusammenarbeit“ auf, sagt der damalige Kremlchef Leonid Breschnew (1906-1982). Und auch Leonow meint: „Wir waren überzeugt, dass dies der Anfang unserer Kooperation war.“

Doch als die Sowjetarmee 1979 in Afghanistan einmarschiert, ist das Teamwork im All erst einmal zu Ende. Erst 20 Jahre später reichen sich 1995 beim Besuch der US-Raumfähre Atlantis bei der russischen Station Mir Astronauten und Kosmonauten erneut die Hand. Danach gibt es unter anderem mit der Internationalen Raumstation ISS eine etablierte und funktionierende Dauer-Zusammenarbeit – die wegen der Ukraine-Krise allerdings gerade in eine Eiszeit getreten ist.

Im vergangenen Jahr hatte die US-Raumfahrtbehörde Nasa demonstrativ ihre Weltraum-Kooperation mit Russland eingefroren. Die ISS, die nach derzeitiger Planung bis 2024 gemeinsam betrieben und finanziert wird, ist davon jedoch nicht betroffen. Kremlchef Wladimir Putin hat aber schon den Bau einer eigenen russischen Raumstation angekündigt.

Auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Astronauten auf der ISS scheint sich die Krise nicht auszuwirken. Derzeit sind die Russen Michail Kornijenko und Gennadi Padalka gemeinsam mit dem Amerikaner Scott Kelly auf der ISS stationiert. Und auch die Freundschaft von Leonow und Stafford, die sich 1975 im All die Hände schüttelten, hält bis heute. Ein Enkel Staffords heißt Alexej, eine Enkelin Leonows ist wiederum nach der Tochter des Astronauten benannt.

Mit Nachdruck setzen sich die Raumfahrtlegenden auch dafür ein, dass das All nicht für militärische Zwecke genutzt werde. „Der Krieg der Sterne ist nur etwas fürs Kino“, sagt Leonow, der 1965 als erster Mensch in den freien Kosmos ausgestiegen war. Zum 40-jährigen Jubiläum ihres Rendezvous im All wollen sich beide in Moskau treffen, erzählt Leonow. „Ich freue mich darauf, mit Thomas in der Erinnerung an unsere Großtaten zu schwelgen.“

  (rls/dpa)



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