Schräge Töne im Weißen Haus

Beim Staatsbesuch von Chinas Staatschef Hu Jintao bei US-Präsident Barack Obama wurden von Lang Lang eigenartige Töne angeschlagen
Titelbild
Schlug schräge Töne im Weißen Haus an: Der chinesische Starpianist Lang Lang intonierte beim Staatsbankett den Titelsong eines Anti-Amerika-Propagandafilms.Foto: Screenshot from Youtube
Von 24. Januar 2011

Während Hu auf Fragen zu Menschenrechten nichts Substanzielles von sich gab, tönte Pianist Lang Lang beim Staatsbankett im Weißen Haus umso lauter. Er intonierte die Klänge eines Anti-Amerika-Propagandafilms aus dem Koreakrieg.

Lang Lang, ein chinesischer Pianist, spielt am 19. Januar 2011 im Weißen Haus Klavier. Seine Musik ist das Thema aus einem anti-amerikanischen Propagandafilm über den Koreakrieg. Der Pianist Lang Lang sagt, er habe es ausgewählt. Sobald der Vorsitzende Hu Jintao es hörte, erkannte er es. Patriotische chinesische Internetnutzer waren hocherfreut, als sie die Videos online sahen. Am frühen Morgen wussten die Fernsehzuschauer in China, dass es zwei oder drei Stunden im Voraus gespielt würde. Beim Staatsbankett am 19. Januar im Weißen Haus fing Lang Lang nach etwa sechs Minuten nach Beginn seines Spiels an, eine berühmte anti-amerikanische Propagandamelodie aus dem Koreakrieg zu spielen: die Filmmusik aus dem Film “Battle on Shangganling Mountain“

Der Film beschreibt eine Gruppe von Soldaten der „Freiwilligenarmee des Volkes“, die zunächst in Shangganling (oder Triangle Hill) unter Druck geraten und dann, als Verstärkung eintrifft, ihre Waffen gegen die „Schakale“ des US-Militärs richten.

Der Film und die Melodie sind bei den Chinesen weithin bekannt und das Lied ist seit Jahrzehnten

eines der wichtigsten Bestandteile der anti-amerikanischen Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Die Propaganda der KPCh hatte schon immer den Koreakrieg als „die Bewegung, Amerika Widerstand zu leisten und Nordkorea zu helfen“ zum Inhalt. Die Botschaft der Propaganda ist die: die Vereinigten Staaten sind der Feind – das wahre Ziel des Kampfes der Vereinigten Staaten im Koreakrieg sei die Invasion und Eroberung Chinas. Der Sieg am Triangle Hill stand für den Sieg über die Imperialisten.

Das Lied, das Lang Lang spielte beschreibt die Schönheit Chinas und lautet gegen Ende so: „Wenn Freunde hier sind, gibt es guten Wein. Doch wenn der Schakal kommt, begrüßt ihn das Jagdgewehr.“ Der Schakal in dem Lied steht für die Vereinigten Staaten.

Das Lied heißt „Mein Mutterland“. Der ursprüngliche Titel lautet: „Der große Fluss“ In einem Interview bei Phoenix TV wird als erstes Lang Lang zitiert, als er erklärt, er habe das Stück ausgesucht.

Dann sagte er: „Ich wollte „Mein Mutterland“ spielen, weil ich denke, wenn ich dieses Lied beim Bankett im Weißen Haus spiele, wird es uns, dem chinesischen Volk, helfen, das Gefühl zu haben, sehr stolz auf uns sein zu können. Durch dieses Lied können wir unsere Gefühle ausdrücken. Ich halte es für ausgesprochen gut. Außerdem liebe ich die Melodie um ihrer selbst willen und jedes Mal, wenn ich sie höre, bin ich tief bewegt.“

In einem späteren Blog äußerte er sich noch offener über seine Vorstellung und schrieb: “Wenn ich dieses Loblied auf China vor den Staatsoberhäuptern der Welt spiele, scheint es ihnen zu sagen, dass China fantastisch und unser chinesisches Volk vereint ist. Ich fühle mich dann hoch geehrt und stolz.“

Im Voraus bekannt

Ob Lang Langs Entscheidung, „Mein Vaterland“ zu spielen, ausschließlich seine eigene war, ist unmöglich zu klären. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Beamten der KPCh seine Entscheidung vorher kannten.

Cheng Xiaonong ist ein ehemaliger Mitarbeiter des früheren Generalsekretärs der KPCh Zhao Ziyang. Er lebt heute in New Jersey und ist Kommentator chinesischer Politik.

Cheng erklärte: „Das Weiße Haus musste der chinesischen Delegation im voraus berichten und somit wird die chinesische Delegation gewiss Lang Langs Programm gekannt haben.“

Cheng ist jedoch davon überzeugt, dass die chinesische Delegation keinen Grund hatte, eine Änderung des Programms vorzuschlagen. „Das Programm richtet sich nicht gegen die Interessen Chinas. Das Gegenteil ist der Fall.“

Nicht nur die chinesische Delegation kannte wahrscheinlich das Programm im Voraus sondern ebenfalls Beamte der KPCh, die mit Phoenix TV zu tun haben.

Phoenix TV hat seinen Sitz in Hong Kong und kann in ganz China per Satellit empfangen werden. Am 20. Januar um 7.00 Uhr morgens Pekingzeit wurde das Interview mit Lang Lang ausgestrahlt, also am 19. Januar um 6.00 Uhr nachmittags Washingtonzeit – kurz vor dem Staatsbankett. Es war kein Live- Interview sondern wurde an einem anderen Tag vor der Sendung aufgenommen.

Phoenix TV, nominell unabhängig, hat starke Bindungen zur KPCh. Die Wissenschaftlerin Anne-Marie Brady, die Chinas Medien und Propaganda untersucht, hat gesagt, dass Phoenix TV dem chinesischen Regime gegenüber noch loyaler ist als die offiziellen staatseigenen Medien.

Mindestens der Mitarbeiterstab bei Phoenix TV wusste im voraus, dass Lang Lang plante, dieses Lied zu spielen. Betrachtet man die enge Bindung zwischen dem Netzwerk und der KPCh und die Sensitivität von allem, was über Hus Staatsbesuch ausgestrahlt wurde, so wäre es sehr ungewöhnlich, wenn die Beamten der KPCh dieses nicht im Voraus gewusst hätten.

Propaganda

Dass „Mein Vaterland“ im Weißen Haus gespielt wurde, wird als Propagandatriumph in China angesehen.

„In den Augen aller Chinesen wird dieses als nicht anderes als eine große Beleidigung der Vereinigten Staaten angesehen“, sagt Yang Jingduan. Er ist chinesischer Psychiater und lebt in Philadelphia. Er war stellvertretender Direktor für Wissenschafts- und Technologieentwicklung an der Nr. 4 Military Medical Universität in Xi’an in China. „Es ist so, als ob man dir die Beleidigung ins Gesicht schleudert und du weißt nichts davon. Es ist demütigend.“

Yang sieht Lang Langs Wahl dieser Melodie als Ausdruck tief sitzender anti-amerikanischen Propaganda an, die in China ständig vorhanden ist.

„Dieser tief sitzende anti-amerikanische Chauvinismus ist seit Jahren von der KPCh gefördert worden. Lang Lang drückt die Gefühle dieser Generation von zornigen jungen Leuten aus“, erklärte Yang.

Ein bekanntes Beispiel für solche Gefühle konnte man am 11. September 2001 sehen, als chinesische Chat-Rooms voller junger Leute waren, die diesen Terroranschlag als amerikanische Niederlage feierten.

Patriotische Chinesen, ganz erregt durch diesen Coup, haben diesen Clip in den letzten Tagen mehrmals verbreitet. Ein Netzbürger schrieb „am rechten Ort, zur rechten Zeit, das richtige Lied!“

Der Ausdruck „am rechten Ort, zur rechten Zeit, das richtige Lied“ gibt die chinesische Propaganda wieder und erklärt den Sieg über die Vereinigten Staaten. Die Chinesen haben gelernt, dass die Vereinigten Staaten den Koreakrieg verloren haben. Ein General der Vereinigten Staaten wird in der Propaganda zitiert. Er beschreibt den Koreakrieg als „den falschen Krieg zur falschen Zeit am falschen Ort mit dem falschen Feind“. Dieses Zitat wird als Eingeständnis der Niederlage angesehen. In der Tat stammt dieses Zitat von General Omar N. Bradley, der dem Kongress darlegte, warum die Vereinigten Staaten den Koreakrieg nicht auf China ausdehnen sollten.

Auf einem Forum befasste sich ein anderer chinesischer Kommentar mit Lang Langs Aufführung:

„Besiegt Amerika, besiegt Obama“ (dabei wurde Obamas Name mit falschem ersten Buchstaben geschrieben, so dass die Bedeutung „untergegangen“ „eingedrückt“ zum Ausdruck kam)

Andere schrieben Kommentare wie diese: „Omg“ „Wussten sie es nicht?“ „Wo waren die ausländischen Angelegenheiten der Vereinigten Staaten?“ und „Sehr gut. Mein Eindruck von Lang Lang hat sich wesentlich verändert.“

Moderatere Chinesen haben über das Verhalten ihrer Landsleute ihre Enttäuschung zum Ausdruck gebracht.

Ein Blog zitiert, dass „Professor A“ erklärt: „Jeder weiß, dass dieses Shangganling aus einem Film

‚Leistet Amerika Widerstand, unterstützt Korea‘ stammt und ich glaube, dass Lang Lang das auch wusste. Falls er den Hintergrund des Liedes kannte und es doch auswählte, dann kann man sich seine Motivation vorstellen und auch seine intellektuelle Kapazität. Falls er es nicht wusste, dann ist das Bildungssystem auf dem Festland China eine noch größere Katastrophe als ich bisher angenommen habe.“

„Stelle man sich einen Augenblick lang vor, Obama würde zu einem Bankett in China eingeladen und er würde einen amerikanischen Künstler, der viele Jahre lang in China tätig war, dazu bringen, ein amerikanisches Kriegslied gegen China zu spielen – was glauben Sie wohl, welche Reaktion das bei der chinesischen Regierung und dem chinesischen Volk auslösen würde? ….Ich glaube, dass die amerikanische Regierung den Hintergrund dieses Liedes immer noch nicht kennt – falls sie es kennt, müsste sie dann nicht beleidigt sein?“

Demütigung für die Vereinigten Staaten

Ob nun chinesische Beamte beabsichtigten, dass Lang Lang dieses Stück spielte oder nicht, so ist seine Aufführung im Weißen Haus auf jeden Fall ein Muster der chinesischen Propaganda, die die Vereinigten Staaten angreift. Subtile Details werden aufgegriffen und eingesetzt, um die Vereinigten Staaten in den Augen des chinesischen Volkes zu demütigen.

Als Nixon China besuchte, wurde ein Foto von ihm gemacht, als er aus dem Flugzeug ausstieg, um den Premierminister Zhou Enlai zu begrüßen. Nixon zeigt ein breites Lächeln und streckt Zhou die Hand entgegen während Zhou mit versteinertem Gesichtsausdruck da steht und die Hand nicht ausstreckt.

In den chinesischen Medien wurde dieses Foto gezeigt, um die Idee zu unterstützen, dass Nixons Besuch ein Sieg für China war. Man erklärte chinesischen Schulkindern: „Seht ihr, wie weit Nixons Arm herausgestreckt ist? Das zeigt uns, dass die Vereinigten Staaten auf uns zugehen.“

Als Präsident Obama China im November 2009 besuchte, fuhr er zum kaiserlichen Palast. Obama ging durch das Shen Wu Men Tor hinaus, was als „Tor des göttlichen Heldenmuts“ übersetzt werden könnte. Das chinesische Fernsehen berichtete, dass er durch das Tor Shun Zhen Men hinausgegangen sei, was als „Tor des Gehorsams und der Reinheit“ übersetzt werden könnte.

In Wirklichkeit ist das „Tor des göttlichen Heldenmuts“ das äußere Tor, durch das jeder hinausgehen muss. Doch die chinesischen Medien wollten Obama nicht die Ehre geben, durch das „Tor des göttlichen Heldenmuts“ zu gehen.“

Weder das Weiße Haus noch die chinesische Botschaft sind auf Anrufe eingegangen, in denen verlangt wurde, dass diese Geschichte kommentiert wird.

Originalartikel auf Englisch: Chinese Pianist Plays Propaganda Tune at White House



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