Sie waren einmal Flüchtlinge: Erfahrungen von Prominenten und Künstlern

Wir sprechen von Flüchtlingen, aber es sind Menschen mit sehr verschiedenen Schicksalen. Was passiert, wenn die Familie aus der Heimat flieht und noch einmal ganz von vorne anfangen muss?
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Die in Teheran geborene Schauspielerin Jasmin Tabatabai hat oft Heimweh.Foto: Britta Pedersen/dpa
Epoch Times4. August 2015
Mina Salehpour hat als Kind in einem Asylbewerberheim in Bayern gelebt. Heute ist sie 30 und als freie Regisseurin einer der Shooting Stars der deutschen Theaterlandschaft. Ihre Erfahrungen als Flüchtlingskind fließen in ihre Arbeit ein, jedoch will die gebürtige Teheranerin nicht auf dieses Thema festgelegt werden.

Ein Musical, das in einem Asylbewerberheim spielt, findet sie aber wahnsinnig witzig. „Dort passieren Dinge, die sind einfach lachhaft“, sagt die Regisseurin. Sie hat erlebt, wie ihre Familie in den Iran abgeschoben wurde. Als Elfjährige kam sie wieder nach Deutschland, nachdem ihr vorgereister Vater mit seinem Asylantrag im zweiten Anlauf Erfolg hatte.

Wenn die Familie aus der Heimat flieht und noch einmal ganz von vorne anfangen muss: Diese Erfahrung hat einige Schauspieler, Schriftsteller und andere Künstler in Deutschland geprägt. Manchmal verarbeiten sie ihre Erlebnisse in Büchern, manchmal sind diese ein wenig bekanntes Puzzleteil der Biografie.

Die Schauspielerin und Musikerin Jasmin Tabatabai („Fremde Haut“, „Letzte Spur Berlin“) hat über ihre Familie zwischen Persien und Deutschland ein Buch geschrieben, „Rosenjahre“ (2010). Geboren wurde die 48-Jährige als Tochter eines Iraners und einer Deutschen in Teheran. 1978, vor dem Sturz des Schahs, kam die Familie nach Deutschland. „Ich habe Heimweh, ganz extremes“, sagte Tabatabai einmal in einem Interview zu dem Buch. „Es geht auch nicht weg.“

Auch die Schauspielerin Melika Foroutan (Jahrgang 1976) stammt aus Teheran. Ihre Familie flog 1983 nach der iranischen Revolution und der Machtübernahme Ajatollah Khomeinis nach Boppard am Rhein. Der Regisseur Ali Samadi Ahadi (43, „Salami Aleikum“) reiste 1985 ohne seine Eltern zu seinem Bruder nach Hannover. Er wollte im Iran einer Zwangsrekrutierung als Kindersoldat im Golfkrieg gegen den Irak entgehen, wie es in seiner Biografie heißt.

Filmemacher Burhan Qurbani wurde als Sohn von Flüchtlingen aus Afghanistan in Deutschland geboren und wuchs dort auf. In „Wir sind jung. Wir sind stark“ erzählt der 34-Jährige, wie sich 1992 der Fremdenhass bei den Krawallen in Rostock-Lichtenhagen entlud. Damals fühlte sich Qurbani selbst zum ersten Mal als Ausländer.

Unter den Menschen, die der DDR unter mehr oder weniger dramatischen Umständen schon vor dem Mauerfall den Rücken kehrten, sind einige prominente Namen. Wer ahnt schon, dass Susanne Daubner, die in der „Tagesschau“ die Nachrichten liest, auf der Flucht aus dem Osten fast ertrunken wäre? Auch die Schauspiel-Schwestern Gerit und Anja Kling können vom Weg in den Westen erzählen, genauso wie ihre Kollegin Anna Loos und Moderator Kai Pflaume.

Die Schriftstellerin Julia Franck hat die neun Monate, die sie im West-Berliner Notaufnahmelager Marienfelde verbracht hat, im Roman „Lagerfeuer“ verarbeitet. In der Zeit als Lagerkind wurde die heute 45-Jährige verprügelt und verspottet. Regisseur Christian Schwochow hat Francks Roman unter dem Titel „Westen“ mit Jördis Triebel in der Hauptrolle verfilmt.

Für Manche kann die deutsche Sprache ein Zufluchtsort werden, so wie für den aus dem Irak stammenden Autor Abbas Khider („Der falsche Inder“, „Die Orangen des Präsidenten“). Er wurde in seiner Heimat bereits mit 19 wegen politischer Aktivitäten verhaftet. Nachdem Khider sich – in der Illegalität lebend – mit Jobs im Ausland durchgeschlagen hatte, kam er 2000 nach Deutschland, wo er das Abitur machte und studierte.

Auch Sasa Stanisic (37), der mit „Vor dem Fest“ 2014 den Preis der Leipziger Buchmesse gewann, schreibt nicht in seiner Muttersprache. Im Osten Bosniens aufgewachsen, war er nach der Besetzung seiner Heimatstadt durch serbische Truppen 1992 mit seinen Eltern nach Deutschland geflohen. „Ich habe mich nie gegen die Sprache gewehrt und fand es ziemlich schnell sehr gut, dass ich Deutsch lerne“, sagte er einmal.

Moderator Yared Dibaba (46), der schon neben Heidi Kabel im Hamburger Ohnsorg-Theater auf der Bühne stand, kommt aus Äthiopien. Er lernte nicht nur Deutsch, Französisch und Englisch – sondern auch noch Oromo und Amharisch, die Sprachen seiner afrikanischen Familie, die 1979 geflüchtet war. Dass er Plattdeutsch beherrscht, verdankt Dibaba seiner Kindheit im Oldenburger Land.

(dpa)


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