Staudamm-Missbrauch: Regierung flutet Stadt ohne Vorwarnung und Evakuierung

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Am 20. August wurden nach drei Tagen anhaltend schwerer Regenfällen die Wasservorräte aus dem Jinshuitan Reservoir freigesetzt und überschwemmten die Stadt LishuiFoto: Internet
Von 26. August 2014

Staudamm-Drama in Ostchina: Um nach tagelangen Regenfällen dem Bruch eines Staudammes zuvor zu kommen, ließ eine Lokalregierung ihre ganze Stadt ohne Evakuierung und Vorwarnung überfluten. Die Wassermassen standen bis zu vier Meter hoch. Häuser, Wohnungen, Eigentum und Geschäfte wurden zerstört. Über Verletzte oder Todesopfer ist der EPOCH TIMES derzeit nichts bekannt. Die Einwohner von Lishui in der Provinz Zhejiang reagierten mit wütenden Massenprotesten.

Warum wurde die Stadt nicht evakuiert?

Am 20. August wurden nach drei Tagen anhaltend schweren Regenfällen die Wasservorräte aus dem Jinshuitan Reservoir in der Stadt Lishui freigesetzt. Ohne Ankündigung. Die Wassermassen aus dem Stausee ergossen sich in der Frühe in zwei Schüben in die Stadt, wo das Wasser zeitweise bis zu vier Meter hoch stand. Schwere Regenfälle vom 18. bis 20. August hatten den Wasserstand des Flusses Ou in Lishui drastisch steigen lassen.

Die Anwohner in Lishui protestierten an den folgenden Tagen zu Tausenden vor dem lokalen Regierungsgebäude, dass sie nicht rechtzeitig informiert wurden. Sie reklamierten am 21. August, dies wäre eine von „Menschen verursachte Katastrophe“ und wollten eine Entschädigung verlangen.

Die Bewohner hielten Transparente mit der Aufschrift: „Die Regierung kümmerte sich nicht um die Menschen und ihr Eigentum – Wasser ablassen ohne Ankündigung – dann sollte man auch verantwortlich sein“; „Es war keine sintflutartige Sintflut. Es war kein Tsunami. Die Stadt Lishui ist in Wasser getaucht wegen der Fahrlässigkeit gegenüber Menschenleben und Eigentum. Es war eine von Menschen verursachte Katastrophe.“

Polizei unterdrückte Protest gewaltsam

Am Abend blockierten Tausende von Einwohnern die Straßen, die zur Shuidong Brücke führten, dort trafen sie auf Polizisten und Militärs. Nach drei Tagen unterdrückten die Behörden die Proteste mit Polizeigewalt, es gab viele Verletzte. Auf die Forderungen hat niemand reagiert.

„Meine Freunde gingen zum Protest. Sie sagten mir, dass es zwanzigtausend Menschen dort gab“, sagte Herr Wang, ein Bewohner im Liandu District, Lishui City. „Später zog die Polizei auf und begann mit der Unterdrückung der Demonstranten. Viele Menschen wurden verletzt.“

Angebliche Warnung  per Sms

Herr Wang gehört zu denen, die die schlimmsten Sachschäden erlitten haben. Er ist Besitzer eines Autohauses für Gebrauchtwagen-Handel. „Die 20 Autos in meinem Speicher sind alle von Wasser beschädigt. Der Verlust ist mindestens 1 Million Yuan [Etwas 120.000 Euro], sagt Herr Wang der Epoch Times.

Laut Herrn Wang, wurden die Wasserschleusen um Mitternacht am 19. August geöffnet, und der Wasserstand erreichte einen bis vier Meter in der Frühe des 20. August.

Erst um 10 Uhr morgens am 20. August erhielt  Herr Wang eine Warnung per SMS auf seinem Handy. Seine Frau erhielt die SMS-Nachricht erst am Abend des gleichen Tages um 19 Uhr, sagte Wang. „Die Regierung hat einen schrecklichen Job gemacht“, sagte er.

Die lokalen Medien in der Provinz Zhejiang erzählen jedoch eine andere Geschichte. Laut staatlichen Medien gab der stellvertretende Gouverneur Ren Shunu am Mittag des 20. August im Fernsehen bekannt, dass das Wasser aus dem Reservoir um 6 und um 10 Uhr an diesem Tag herausgelassen wurde. Da war das Desaster schon geschehen.  

Der Beamte behauptete, dass vor dem Auslass des Wassers die Regierung die Informationen im Fernsehen und im Internet übertragen habe. Der Beamte behauptete auch, dass während der Wasserfreigabe über 370.000 SMS Warnungen gesendet wurden.

„Alles verloren“

„Das ist eine elende Regierung. Es muss doch ein Plan gegeben haben, um das Wasser freizulassen. Warum konnte es keine Ankündigung geben?“, sagte Frau Kuan, die in der Nähe der Brücke Shuidong lebt.  „Jetzt haben wir alles verloren. Ich weiß nicht einmal, wie man weiterleben kann.“

Bei Frau Kuan wurden alle drei Autos in ihrer Garage zerstört. Der Keller und der erste, zweite und dritte Stock ihres Geschäftshauses wurden alle vom Wasser ruiniert. Der erste Stock ihres Wohnhauses steht auch unter Wasser.
Sie sagte, dass die jahrzehntelange  Arbeit und alle Errungenschaften zerstört seien. Frau Kuan sagte, dass sie nie eine Textnachricht erhalten habe.

Frau Kuan sagte der Epoch Times, dass um 3 Uhr morgens am 20. August das Wasser einen Meter tief war in Orten in der Nähe ihrer Wohnung. Sie versuchte, ihre Habseligkeiten zu retten, konnte aber nur schaffen, auf eine höhere Etage zu gelangen.

Über zehn Menschen in ihrem Gebäude mussten auf einem Balkon stehen. Sie sagte, dass sie versuchte, ein offizielles Rettungsteam bekommen, um ihnen zu helfen, aber ihre Bitte wurde abgelehnt. Ihr wurde gesagt, es gebe „keine Gefahr auf dem Balkon“.

Erst am Abend des 20. August wurden zwei ihrer Kinder von Nachbarn mit einem Rettungsboot gerettet. Der Rest ihrer Familienmitglieder saß in dem Gebäude für zwei Tage fest. „Ich bin so wütend, dass ich gar keine Worte finde“, sagte Frau Kuan. „Wenn sie uns nicht retten, wer wird sie retten?“

Herr Zhong, der in der Logistikbranche tätig ist, lebt im Shuidong District und sagte, dass er keine Mitteilung erhalten habe, auch seien alle seine Lagerhallen nun vier Meter tief unter Wasser. Der finanzielle Schaden kann in diesem Moment nicht abgeschätzt werden. Er steckte auf der dritten Etage fest, einen Tag lang ohne Nahrung.

Herr Wang hat ausgearbeitet, dass leicht die ersten Etagen aller Wohngebiete, Geschäftsgebäuden und Garagen unter Wasser stehen könnten. Das Wasser würde  wahrscheinlich auch Teile der zweiten Etagen decken. „Die Menschen waren wahrscheinlich in der dritten Etage und steckten 24 Stunden fest“, sagte Wang.

Wenn es eine Ankündigung gegeben hätte, würde man den Verlust drastisch reduziert haben können, sagte Herr Wang. Zwischen dem 21. August und 23. August hatte sich noch niemand von der Regierung gezeigt, um das Befinden der Bewohner zu überprüfen.



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