„The Slaughter“ Teil 3: So wurde Chinas Elite vor der kommenden Verfolgung gewarnt

Titelbild
Zum 16. Jahrestag des 20. Juli 1999 veröffentlicht EPOCH TIMES Ausschnitte aus „The Slaughter“. Heute: Wie eine junge Frau der Elite vor der kommenden Verfolgung gewarnt wurde.Foto: Paula Bronstein / Getty Images
Epoch Times22. Juli 2015

Vor sechzehn Jahren begann in China die Verfolgung von Falun Gong.

Zum Jahrestag der Ereignisse veröffentlicht EPOCH TIMES Ausschnitte aus dem Buch „The Slaughter“ von Ethan Gutman. Das Buch ist einerseits schockierender Zeugenbericht über Chinas geheimen Organhandel in all seinen Ausprägungen, andererseits ein packendes Stück Zeitgeschichte, welches die Verfolgung von Falun Gong in ihrer enormen Dimension, menschlichen Tragik und alltäglichen Routine beschreibt. 

Falun Gong war im China der 90er Jahre eine enorm beliebte Qigong-Praxis und hatte innerhalb von nur sieben Jahren 100 Millionen Anhänger in allen Gesellschaftsschichten gewonnen: Menschen, die am 20. Juli 1999 über Nacht zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt wurden, weil sich das Regime durch sie bedroht sah. Manche von ihnen, die zur Kommunistischen Partei gehörten oder gute Beziehungen hatten, wurden vorgewarnt. Wie im folgenden Beispiel erzählt wird:

* * *

"Amy Lee ist eine junge Frau mit einem großartigen Lächeln, die im New Yorker Stadtteil Queens wohnt. Es gab einmal eine Zeit, da hatte sie alles. Einen guten Abschluss vom Institut für Internationale Beziehungen. Ein perfektes Zuhause in einer Gegend von Guangdong, die an Manhattan erinnert. Einen schicken schwarzen Mercedes. Einen Ehemann beim Büro für Öffentliche Sicherheit.

In der Nacht des 12. Mai 1999 – sie erinnert sich an das Datum, weil sie sich vorbereitete, um mit anderen Praktizierenden Meister Lis Geburtstag zu feiern – fuhren Amy und ihr Ehemann von einem Feuertopf-Abendessen mit einer Reihe von Freunden aus Peking nach Hause. Sie lachten alle über irgendetwas, als ihr Ehemann sein großes, klobiges Mobiltelefon läuten hörte (eines, bei dem man beide Teilnehmer des Gesprächs hören konnte).

„Ja? Ich fahre gerade.“

„Ich bin es. Ich rufe Dich nur an, um Dir zu sagen, dass Du nicht für Deinen Meister zum großen Gruppenübungsplatz gehen solltest.“

„Warum sollte ich zu dem Übungsplatz gehen? Ich praktiziere kein Falun Gong, also verwechsle mich nicht mit ihnen.“

„Naja, lass Deine Frau nicht hingehen.“

„Schau mal, ich bin ein Mitglied der Kommunistischen Partei, also muss ich ihren Befehl befolgen. Aber meine Frau ist keines. Sie hat ihren eigenen Glauben. Wie könnte ich sie davon abhalten, hinzugehen?“

„Ich sage ja nur …“ – „Warum sollte sie nicht hingehen dürfen?“ – „Es klingt, als wärst Du jetzt in einer schwierigen Lage, ja?“ Amys Ehemann war außer sich vor Wut und die Partystimmung im Mercedes war ruiniert. Doch auch, wenn es dem Bürokraten, der den Anruf getätigt hatte, ein wenig gefallen hatte, das Messer hin und her zu drehen, so führte er nur eine Anweisung aus, die – aus der Parteiperspektive – zutiefst human war. Falun Gong aus ihren Reihen zu entfernen (aus freien Stücken, falls möglich – mit Gewalt, falls nötig), war keine reine Bestrafungsaktion, sondern ein Arche-Noah-Projekt, ein Versuch, bevorzugte Einzelpersonen vor dem kommenden Sturm zu schützen. Es stand den Menschen frei, zu praktizieren oder nicht, wie sie wollten. Amy konnte das Gefängnis vermeiden, die Zerstörung ihrer Ehe, das Exil aus China – oder sie konnte sich dazu entschließen, an der „großen Übungsgruppe“ teilzunehmen.

Amy nahm teil. Gefängnis, Scheidung und Exil folgten. Doch was für mich mittlerweile eigenartig erscheint, ist, dass weder Amy noch andere, die Teil der Elite waren, jemals den Alarmknopf voll durchdrückten."

* * *

Enthüllungsjournalist Ethan Gutmann recherchierte 7 Jahre lang im Alleingang über Chinas blutiges Transplantations-Business und die Verfolung von Falun Gong.Enthüllungsjournalist Ethan Gutmann recherchierte 7 Jahre lang im Alleingang über Chinas blutiges Transplantations-Business und die Verfolung von Falun Gong.Foto: Florian Godovits

Sieben Jahre Recherche und Interviews mit über 100 Zeugen stecken in Ethan Gutmans Dokumentation "The Slaughter: Massenmorde, Organraub und Chinas geheime Lösung für sein Dissidenten-Problem“. Gutmann ist US-Amerikaner jüdischer Abstammung und interviewte sowohl Täter wie Opfer. Ihm gelang eine schonungslose Bestandsaufnahme ohne moralischen Zeigefinger.

Weitere Auszüge aus „The Slaughter“ werden in den nächsten Tagen folgen!

Buchinfo:

Ethan Gutmann

The Slaughter. Massenmorde, Organraub und Chinas geheime Lösung für sein Dissidentenproblem“

448 Seiten, Deutsch von Florian Godovits.

Erschienen 2015 im GoodSpirit Verlag.

Als E-Book für 8,95 Euro und als Taschenbuch für 17,95 Euro erhältlich bei Amazon.

ISBN-10: 3862391051



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