Miesmuscheln wachsen auch im sauren Meer

Von 7. Mai 2013

 

Miesmuscheln können auch zukünftig als Nahrung den Menschen dienen, denn ihnen macht es nichts aus, wenn das Meer durch Kohlendioxid (CO²) angesäuert wird – wenn sie genug zum Fressen haben.

Das ist das Ergebnis eines mehrwöchigen Labor- und Freilandexperiments der Meeresbiologen und Meereschemiker des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Das Experiment zeigt, dass Miesmuscheln entgegen aller bisherigen Prognosen auch dann noch wachsen und Kalkschalen bilden, wenn noch mehr CO² im Wasser gelöst wird und die aktuellen Werte deutlich übersteigt. Aber für die gesunde Entwicklung der Muscheln ist es wichtig, dass im versauerten Wasser genügend Nahrung verfügbar ist.

Aber warum versauert das Meerwasser? Auch das Meer „atmet“, indem es aus der Atmosphäre CO² aufnimmt. Im Wasser reagiert das Kohlendioxid zu Kohlensäure, und die Konzentration der Karbonat-Ionen sinkt.

Bisher ging man davon aus, dass durch diese chemische Reaktion die im Ozean weit verbreiteten Arten Stress bekommen, ihnen gar die Lebensgrundlage entzogen wird. Vor allem kalkbildende Lebewesen wie Muscheln, Schnecken, Korallen und Plankton benötigen diese Karbonat-Ionen, um ihre Schalen und Skelette zu bilden. Deshalb galten sie bisher als erste mögliche Opfer dieses „anderen CO²-Problems“.

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Für die Miesmuschel Mytilus edulis bewiesen die Kieler Forscher jetzt jedoch: So lange ausreichend Nahrung vorhanden ist, verkraften frisch angesiedelte junge Tiere die zunehmende Ozean-Versauerung. „Auch unter kontrollierten Bedingungen konnten die jungen Miesmuscheln unter Hoch-CO²-Bedingungen ihre Kalkschalen aufbauen, wenn ihnen genügend Futter zur Verfügung stand. Erst bei Extremwerten von 3350 Mikroatmosphären wuchsen sie deutlich schlechter“, erklärt Dr. Jörn Thomsen, Erstautor der Studie.

Doch könnten in Zukunft auch Werte oberhalb von 3000 Mikroatmosphären erreicht werden: „Durch das Zusammenspiel von hohen saisonalen CO²-Schwankungen und zukünftigem CO²-Anstieg erwarten wir insbesondere für die Kieler Förde sehr hohe Konzentrationen“, hebt Co-Autor Prof. Dr. Frank Melzner hervor. Wie sich die höheren Werte allerdings auf die freischwimmenden Larven der Miesmuscheln auswirken, ist noch unklar.



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