Utz Römer gegenüber Chinas Botschaft in Berlin

Meine Familie weiß, dass ich mich für die Menschenrechte einsetze und schon solche Aktionen durchgeführt habe. Sie akzeptieren das.
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"Dieses Buch von Gao Zhisheng „Chinas Hoffnung“ sollte weit verbreitet werden. Gao Zhisheng ist jetzt in China im Gefängnis und wird gefoltert, deshalb muss die Öffentlichkeit über ihn informiert werden." (Maria Zheng/ET)
Epoch Times10. August 2008

Der Platz auf der Jannowitzbrücke in Berlin ist zugig und laut, am Tag rauscht der Verkehr über die Spree und die Bahngleise von S-Bahn und Fernverkehr. Aber das stört ihn nicht, den sportlichen Mann, der mit einfachen Packpapierplakaten am Brückengeländer auf seine Botschaft hinweist. Eine Botschaft, die er am liebsten auch in das gegenüberliegende Botschaftsgebäude der VR China tragen würde: „Lasst Gao Zhisheng frei“ und „Beendet die Verfolgung von Falun Gong!“

Den Passanten sind diese Anliegen häufig schon bekannt, denn fast täglich meditieren und demonstrieren hier die sanften Praktizierenden von Falun Gong, sammeln Unterschriften und klären auf, was es heißt, in China zu einer verfolgten Gruppe zu gehören.

Utz Römer hat sie mit einem dreitägigen Fasten unterstützt und wird nun noch bis zum Ende der Olympischen Spiele in Berlin bleiben, um sich für den Rechtsanwalt Gao Zhisheng einzusetzen.

Epoch Times sprach mit ihm:

Herr Römer, was brachte Sie auf diese Idee, für Menschenrechte in China zu fasten?

Utz Römer: Ich habe mir überlegt, was ich tun kann, um etwas zur Verbesserung der Menschenrechtssituation in China beizutragen und mir fiel nichts anderes ein, als wenigstens diesen kleinen, diesen winzigen Beitrag drei Tage hier zu fasten und auch die Gelegenheit auf der Jannowitz-Brücke zu benutzen, um die Leute zu informieren und warum ich das tue.

Warum haben Sie Gao Zhisheng für Ihre Aktion ausgesucht?

Römer: Gao Zhisheng setzt sich ein für diejenigen, die keinen Rechtsanwalt bezahlen können und die sonst keinen Rechtsanwalt finden, wie Falun Gong, weil das sehr schwierige Fälle sind, denn die Kommunistische Partei verfolgt Falun Gong sehr extrem. Und dieses Buch von Gao Zhisheng „Chinas Hoffnung“ sollte weit verbreitet werden. Gao Zhisheng ist jetzt in China im Gefängnis und wird gefoltert, deshalb muss die Öffentlichkeit über ihn informiert werden.

Gab es in Ihrer Familie ein Verständnis dafür, dass Sie drei Tage hintereinander hier fasten?

Römer: Meine Familie weiß, dass ich mich für die Menschenrechte einsetze und schon solche Aktionen durchgeführt habe. Die akzeptieren das.

Warum machen Sie denn das?

Römer: In der deutschen Geschichte gab es den Nationalsozialismus und den Kommunismus und diese Menschenrechtsverletzungen waren so schlimm, dass ich mir geschworen habe „ich will in meinem Leben etwas dazu beitragen, dass es mehr Humanität gibt und weniger Menschenrechtsverbrechen gibt, wo immer das auf der Welt sein sollte.“

Gibt es Angehörige in Ihrer Familie, die Opfer waren von solchen Diktaturen, die Sie genannt haben?

Römer: Richtig. Der Stiefgroßvater meiner Frau. Er kam ins KZ bei den Nazis. Er hat sein Bein verloren und ist dann gestorben.

Hatten Sie etwas zu tun mit der DDR?

Römer: Nein. Ich hatte das Glück, dass ich im westlichen Teil Deutschlands leben durfte und nicht die Übel der DDR ertragen musste.

Ich habe mir geschworen: „Ich will in meinem Leben etwas dazu beitragen, dass es mehr Humanität gibt und weniger Menschenrechtsverbrechen gibt, wo immer das auf der Welt sein sollte.“ (Maria Zheng/ET)Ich habe mir geschworen: „Ich will in meinem Leben etwas dazu beitragen, dass es mehr Humanität gibt und weniger Menschenrechtsverbrechen gibt, wo immer das auf der Welt sein sollte.“ (Maria Zheng/ET)

Die Welt ist ja sehr groß, es gibt in vielen Ländern Menschenrechtsverletzungen und Sie haben sich für die Chinesen eingesetzt. Was hat Sie dazu gebracht, haben Sie eine Verbindung zu China?

Römer: Ich habe keine Verbindung zu China, aber ich habe viele Informationen bekommen, auch dadurch, dass ich Tibet besucht habe und nicht nur China, die mir dann gesagt haben „Du musst selber einmal hinfahren, Du musst selber einmal mit Menschen reden“ und ich weiß ja, dass China viele kulturelle Schätze hat, das hat mich gereizt, es hat schöne Landschaften und es hat fleißige, freundliche Menschen. Und dass so ein Land gepeinigt wird von der Kommunistischen Partei, das war für mich dann noch ein weiterer Grund zu sagen „Ich muss dieses Land selber erleben“.

Sie haben schon vorhin gesagt, dass Sie schon einige Aktionen gemacht haben und eine davon war eine Reise durch China und ganz gewagt mit so einem T-Shirt, das Sie jetzt tragen.

Römer: Ja, ich habe mir mit Hilfe einer Chinesin die Werte der Falun Gong auf die Vorderfront meines weißen Hemdes geschrieben und den Text dann hinten in Deutsch. Und damit bin ich mit Ausnahme von meinem ersten Tag in Peking durch ganz China gereist, habe das Hemd getragen, habe auch Menschenrechtsinformationen an die chinesischen Reiseleiter verteilt, wie auch an meine Mitreiseteilnehmer. Und habe auch Zettel verteilt, wie man den Radiosender Sound of Hope erreichen kann, in Chinesisch.

Und Sie sind mit dem T-Shirt und den Flyern durch die chinesischen Straße gelaufen?

Römer: Ja. Ich war mit dem Hemd auf allen Plätzen und Straßen, in Flugzeugen, in Eisenbahnen, es gab kein Transportmittel, in dem ich das nicht getragen habe und die chinesische Reiseleiterin hat mich dann eines Tages gefragt im Flugzeug als sie neben mir saß: „Wo hast Du das Hemd gekauft? Was hat es gekostet?“ dann habe ich gesagt „Das habe ich selber gemacht und es hat deshalb nichts gekostet.“ Und dann meinte sie „Warum trägst Du dieses Hemd?“ da war ich sehr glücklich, dass sie mir die Möglichkeit gab, viel über die Menschenrechtssituation in China zu sagen.

Sind Sie eigentlich auch auf rollende Augen gestoßen?

Römer: Sie hat erst einmal etwas versucht meine Darstellung zu reduzieren. Aber da ich ihr immer mehr über die Menschenrechtsverhältnisse in China gesagt habe, wurde sie auf einmal still, sank in sich zusammen und sagte „Du kannst ja ruhig das Hemd hier tragen.“ Wie großzügig.

Sie sind jetzt in Rente gegangen und was haben Sie vorher gemacht?

Römer: Ich war Personalchef eines großen Unternehmens, habe mir aber immer gesagt: „Es reicht nicht, dass es mir gut geht, sondern ich muss mich auch für die einsetzen, denen es schlecht geht.“ Und da habe ich in meinem Leben viele Dinge getan, die nicht nur ein Engagement in Sachen Menschenrechte waren; aber ich halte es für wichtig, dass es möglichst viele Menschen gibt, die sich den Menschenrechtsverbrechern entgegenstellen, denn nur so können wir weltweit eine humanitäre Welt schaffen.

Sie verfolgen Ihr Ziel sehr konsequent. Können Sie mir vielleicht kurz schildern, wie der normale Alltag bei Ihnen aussieht?

Römer: Ich treibe einmal viel Sport, damit ich fit bleibe, zweitens habe ich mich ausbilden lassen als Gehirntrainer und ich halte auch Vorträge in den Schulen über die Menschenrechte. Außerdem reise ich in vielen Ländern herum, lerne fremde Sprachen und ansonsten ist mein Leben unglaublich abwechslungsreich. Ich bin Segelflieger, ich bin Fallschirmspringer, ich kann segeln. Das ist jetzt keine Angabe, sondern ich habe so viele Interessen, dass 24 Stunden des Tages nicht reichen, um alles nutzen zu können.

Aber umso mehr wundert es mich, dass Sie sich so viel Zeit nehmen, um sich für die Menschenrechte einzusetzen und ich habe auch den Eindruck, dass die Einsamkeit Ihnen gar nichts ausmacht?

Römer: Nein, ich führe auch Aktionen durch wenn ich keine Unterstützung finde. Ich war zum Beispiel auch in Kuba, habe extra Spanisch gelernt, habe in einer kubanischen Familie gelebt, um mir die Informationen dort zu holen, wo das Leben der Menschen stattfindet. Und das sind auch die Gründe gewesen, warum ich nach China gefahren bin.



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