Warum gesundes Fleisch nur artgerecht erzeugt werden kann

Titelbild
Ein Schwein auf der Nahrungssuche auf einem Bauernhof in der Nähe von Birkenhead im Nordwesten von EnglandFoto: PAUL ELLIS / AFP / Getty Images
Von 30. Juni 2015

Vegan ist Kult geworden. Nichtsdestotrotz, es bleibt prozentual gesehen nur eine kleine Gruppe von Menschen, die nicht nur auf Fleisch sondern auch auf alle tierischen Produkte verzichten wollen. Dem Fleischesser wird dagegen tagtäglich ein schlechtes Gewissen eingeredet. Vielen Verbrauchern ist es egal, nicht wenige haben beschlossen ihren Fleischkonsum auf ein Minimum zu reduzieren, vielleicht auf Bio oder Neulandqualität zu achten, mit dem beruhigenden Bewusstsein, dass das Tier vorher wenigstens artgerecht leben durfte. „Klasse statt Masse“, heißt hier die Devise.

Fleisch ist und bleibt für viele Menschen ein wichtiger Mineralstofflieferant. Der Körper kann z.B. das tierische Eisen besser nutzen als Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln. Zudem enthält Fleisch einen hohen Anteil an Eiweiß, das reich an Aminosäuren und damit für den Körper quasi unentbehrlich ist.

Trotzdem bleibt das Thema Fleisch ein kontrovers zu diskutierendes. Wir alle sollten nicht vergessen, dass die menschliche Spezies an der Spitze der Nahrungskette steht und zum gefährlichsten Raubtier auf Erden geworden ist. Das ökologische Gleichgewicht ist schon lange gekippt, und von dem Tag an, an dem Tiere unter unwürdigsten Bedingungen gezüchtet und gehalten wurden, um unseren riesigen Fleischkonsum zu befriedigen, ist etwas aus dem Ruder gelaufen. Unser Appetit auf billiges Fleisch hat bereits die Hälfte des Regenwaldes vernichtet, nur damit für McDonald’s in Amerika große Weideflächen entstehen konnten. Das Abbrennen von Wäldern für landwirtschaftliche Flächen setzt zudem erhebliche Mengen Kohlendioxid frei. Durch das künstliche Anlegen von Weideland wird zusammen mit dem Anbau von Edelholz, Zuckerrohrplantagen und Sojaanbau pro Minute eine Fläche von 35 Fußballfeldern vernichtet! Dabei verlieren Tausende von Tier- und Pflanzenarten, aber auch viele Menschen ihren natürlichen Lebensraum. Zudem ist die Entwaldung der Tropen eine der Hauptursachen für die globale Erwärmung. Die Rodungen und Verbrennungen der Wälder sind für rund zwanzig Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Gigantische Feuer wüten in der südlichen Hemisphäre und die verbrannte Erde bleibt als unfruchtbarer Boden zurück.

Eigentlich sollten die Regenwälder für den Regen sorgen, der Feldfrüchte in der ganzen Welt wachsen lässt, und die Luft, die jeder von uns braucht, säubern. Experten sind sich heute einig, dass die Rettung der Regenwälder einer der billigsten und schnellsten Wege wäre, um den hohen CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren. Damit könnten wir die horrenden Auswirkungen des Klimawandels abwenden. Bis heute wurden schätzungsweise 80 Prozent der ursprünglichen Wälder durch Menschenhand zerstört, und zwar die Hälfte davon allein in den letzten dreißig Jahren! Und das meiste dafür, dass wir in den reichen Industriestaaten im Überfluss essen können.

Massentierhaltung in Deutschland

Um das deutsche Stallvieh zu versorgen, werden wertvolle Ökosysteme zerstört. Tonnenweise wird Futtermittel nach Deutschland importiert und die massenhafte Verwendung von Kunstdünger und der Einsatz von Stickstoff verursachen große Emissionen von Lachgas, welches ebenfalls zum Treibhauseffekt beiträgt. Pestizide verseuchen unablässig Wasser und Böden, und zwar auf der ganzen Welt.

Dabei könnten unsere Tiere durchaus auch mit ökologisch wertvollem Futter versorgt werden, das regional, also auf dem Land des eigenen Betriebes und ohne den Einsatz von Pestiziden gewonnen wird. Die Grünen fordern schon länger, den Anbau von Leguminosen zu fördern. Das sind Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel Ackerbohnen oder Erbsen, die Stickstoff im Boden binden und gleichzeitig als eiweißhaltiges Futtermittel dienen können. Der Anbau von Leguminosen reduziert den Einsatz mineralischer Stickstoffdünger, fördert den Humusaufbau und verbessert die Bodenstruktur. Leguminosen könnten also die Artenvielfalt im gesamten Landwirtschaftsbereich erhöhen und tatsächlich die sinnlosen Futtermittelimporte ersetzen. Damit könnten wir alle einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Untersuchungen belegen, dass ökologisch wirtschaftende Betriebe und Verbände wesentlich weniger Energie pro Fläche benötigen und weniger Treibhausgase verursachen als konventionelle Landwirte.

Den Tieren, deren Fleisch später auf unseren Tellern landet, sollten eigentlich keine Antibiotika mehr verabreicht werden, da sich herausgestellt hat, dass sich diese Stoffe in den Organen und Muskelfasern absetzen, und wir Menschen diese dann über das Fleisch aufnehmen. Die Verfütterung von Tiermehl ist spätestens seit dem BSE-Skandal verboten. Was Ende der 90er Jahre in England grausame Wirklichkeit wurde, kam bei uns mit der Milleniumswende. Dieser Schock stürzte die Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie in eine tiefe Vertrauenskrise, die die Menschen zwang, über die Kreatur „Tier“ und dessen Haltung nachzudenken. Das Verwerten von tierischen Proteinen in der Tiernahrung hatte zu dieser katastrophalen Seuche geführt.

Artgerechte Tierhaltung

Uns Menschen wurde endlich mal ein Riegel vorgeschoben, weiter in sinnlosem Maße Tiere zu erniedrigen und auszuschlachten. Bei manchen Bauern stellte sich Gott sei Dank endlich der Respekt vor dem Tier ein, das sie ernährt, und immer mehr Landwirte führten im Zuge dessen wieder eine artgerechte Haltung ein, die den Bedürfnissen der domestizierten Geschöpfe entspricht. Nun rückte das Wohlergehen der Tiere in den Vordergrund: Alle Nutztiere sollten auf Stroh liegen dürfen und nicht auf kalten Betonplatten in ihrem eigenen Kot und Urin dahinvegetieren. Ein ganzjähriger Auslauf muss ermöglicht werden. Der Effekt stellt sich schnell ein: Stressfreie Tiere entwickeln einfach mehr Widerstandskräfte und sind robuster gegen Krankheiten. All dies wirkt sich natürlich später auch positiv auf die Fleischqualität aus.

Christophe Masson GO neben seinen schwarzen Schweinen auf seinem Hof in Beaumarches, Südfrankreich. Foto REMY Gabalda / AFP / Getty ImagesChristophe Masson GO neben seinen schwarzen Schweinen auf seinem Hof in Beaumarches, Südfrankreich. Foto REMY Gabalda / AFP / Getty Images

Durch artgerechte Haltung können auch die heimischen Nutztiere ein recht angenehmes Leben führen. Mittlerweile entwickeln sich immer mehr Verbände und Unternehmen, die nur noch regionales Fleisch anbieten. Regionale Bauernhöfe gewährleisten den Tieren eine artgerechte Haltung, haben kurze Transportwege und fügen sich damit in das ökologische System ein. Dort werden die Richtlinien der EG-Ökoverordnung eingehalten, Hühner zum Beispiel werden nicht in enge Käfige gepfercht, wo sie sich oft genug gegenseitig zu Tode hacken, ebenso sind die Vollspaltböden in der Rinder-, Schaf- und Schweinehaltung verboten, die eine absolute Tierquälerei darstellen. Wichtig ist aber auch die Vermeidung Schmerzen verursachenden Praktiken wie Schnabeltrimmen bei Enten und Hühnern, Enthornung bei Kühen und die Kupierung von Schwänzen bei Säugetieren. Kein Tier würde einem anderen eine derartige Grausamkeit zufügen.

Das Zusammenleben verschiedener Tierarten fördert die symbiotische Landwirtschaft in Bezug auf Natur, Tiere und Pflanzen. Schweine zum Beispiel können den Hühnern die feste Erdkruste aufbrechen, in der diese dann nach Essbarem picken können. Das Schwein hat wiederum die Möglichkeit, sich artgerecht zu suhlen, und beschützt nebenbei die Hühner vor Füchsen und Habichten. Schweine und Kühe sind Gruppentiere, und sollten auch dementsprechend aufgezogen werden. Nur so kann man diese Tiere vor unnötigem Stress bewahren.

Forscher fanden heraus, dass Tiere, die mehr Zuneigung erfahren, glücklicher sind und sich dies auch auf die Erträge der Bauern auswirkt. Kühe zum Beispiel, die mit persönlichem Namen angesprochen werden, geben eindeutig mehr Milch. Eine anonym gehaltene Kuh gibt dabei bis zu 260 Liter weniger Milch als die „Susi“ im Nebenstall. Schließlich sind Tiere keine unpersönlichen oder gefährlichen Wesen, sondern besitzen wie wir Menschen auch sehr unterschiedliche Charaktereigenschaften. Wie Eltern ihre Kinder, so kann auch der Tierbesitzer jedes einzelne seiner Tiere sehr genau unterscheiden.

Die Schlachtung

Die Schlachtung der Tiere darf man natürlich als Fleischkonsument nicht einfach ausblenden. Das ist und bleibt ein Thema, über das sich die Tierschützer zu Recht aufregen und uns deswegen auch immer wieder darauf aufmerksam machen, das hier noch viele Methoden grausam und unnötig sind. Die Transportwege zur Schlachterei sollten möglichst kurz sein, um den Tieren nicht unnötigen Stress zu verursachen. Die Schlachtung selbst sollte mit Respekt vor den Tieren vorgenommen werden. Da ist eine perfekte Technik, hinter der sich der Mensch verstecken kann, nicht hinreichend, sondern man muss auch hier versuchen, sich in das Tier einzufühlen, um den leider unvermeidbaren Stress, der beim Schlachten entsteht, möglichst gering zu halten. Besonders bei Schweinen schießt das Stresshormon in die Höhe, und je mehr Beruhigungsmittel dann verabreicht werden, desto größer ist die Gefahr, dass sich die Medikamente im Fleisch festsetzten. Diese Chemikalien setzten sich bei dem Tier in Leber und Galle fest, sodass die Innereien eigentlich nicht mehr zum Verzehr geeignet sind.

In Betrieben, in denen es bis zum Schluss respektvoll zugeht, lässt man Gruppentiere, wie zum Beispiel Schweine, noch bis kurz vor der Schlachtung in kleinen Gruppen zusammenstehen. Wenn die Tiere einzeln vom Schlachter aus der Gruppe gelöst werden, und der Bauer, den die Tiere kennen, dabei bleibt, gibt es weniger Aufregung und kein unnötiges Gequieke. Das Schlachten ohne Stress und Qualen wird mit einer hohen Fleischqualität belohnt, daher sind in den ökologischen Betrieben alle Fleischteile verwertbar. Über hundert verschiedene Wurst- und Schinkensorten können dadurch zusätzlich gewonnen werden. Gewürze und Salze, die dem Fleisch bei der Verarbeitung dann noch zugegeben werden, sind in diesen Betrieben zertifizierte Bio-Produkte. Diese Gewürze dürfen selbstverständlich nicht mit ionisierenden Strahlen behandelt werden. Nur so kann zwischen Bauer, Fleischer und dem Endverbraucher ein großes Vertrauen in Bezug auf die Qualität der Produkte aufgebaut werden.

Das Tier und die High Tech des Homo Fabians

Auch Medikamente sind für die ökologische Fleischerzeugung ein wichtiges Thema. Sobald ein Tier erkrankt, sollte es vorzugsweise nur mit phytotherapeutischen (aus Pflanzen gewonnenen) und homöopathischen Präparaten behandelt werden. Generell zugelassen sind homöopathische Mittel, die wie bei den Menschen die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen sollen. Diese sind nicht synthetisch hergestellt, sondern werden aus Pflanzen gewonnen. Wenn ein Tier jedoch schwer erkrankt ist, gilt es Leiden und Qualen zu vermeiden; dann dürfen nach Anweisung eines Tierarztes auch chemisch-synthetische allopathische Tierarzneimittel, wenn nötig sogar Antibiotika laut Verordnung verabreicht werden. Diese Behandlungen unterliegen aber einer strengen Kontrolle. Erhält ein krankes Tier innerhalb eines Jahres mehr als drei Behandlungen mit allopathischen Mitteln oder Antibiotika, dann darf das Fleisch dieser Tiere beziehungsweise dürfen deren Erzeugnisse, wie Milch und Eier, nicht als Ökoerzeugnisse verkauft, sondern müssen konventionell vermarktet werden. Bei allen Erkrankungen muss immer die Heilung des Tieres im Vordergrund stehen, denn jedes Tier ist schließlich ein Individuum und verdient dementsprechend unseren Respekt.

Neuland-Bauern und -Fleischer setzen sich für eine besonders artgerechte Tierhaltung ein, sind dem Tierschutz verpflichtet und müssen sich strengen Richtlinien unterwerfen, die wiederum unter permanenter Kontrolle von außen stehen. Von der Gabe des Futters bis hin zur Schlachtung steht das Wohl des Tieres immer an erster Stelle. Massenhaltungen sind hier verpönt und nur so kann mit Gütesiegel prämierte Qualität beim Fleisch erreicht werden.

Auch die Bestandteile des Futters, welches die Tiere bekommen, sind kein Geheimnis. Für Rinder gibt es Gras von der Weide, sie liegen auf Heu und Stroh und bekommen noch zusätzlich Rübenschnitzel, Getreideschrot, Erbsen und Rapskuchen. Schafe und Lämmer werden mit Weizen, Gerste, Gras, Stroh und Heu verwöhnt, leben artgerecht, dürfen Sonne und Regen spüren, und das Geflügel pickt den ganzen Tag seine Körner, kann herumscharren und auf dem Misthaufen ein kleines Nickerchen machen.

Auf den meisten Höfen werden die Ferkel kurz nach der Geburt ohne Narkose kastriert, um den typischen Ebergeruch zu verhindern. Auf diese Weise werden in Deutschland mehr als 20 Millionen männlichen Ferkeln bei vollem Bewusstsein und so auch vollem Schmerzempfinden operativ mit einem scharfen Messer beide Hoden entfernt.

Bei allen Neuland-Landwirten erhalten die Ferkel für diese Operation eine Kurzzeitnarkose mit dem auch in der Humanmedizin verwendeten Narkosegas „Isofluran“. Gleichzeitig wird dem Tier ein Schmerzmittel verabreicht, um den Wundschmerz nach dem Aufwachen zu vermindern. All diese Stoffe sind nach kurzer Zeit im Körper abgebaut, gelangen also nicht in die Fasern des Fleisches und stellen somit keine Gefahr für den Endverbraucher dar. Fleisch – mehr als eine Frage der Ehre.



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