Weltraumwaffen: Das geheime Wettrüsten von Russland, China und den USA

Titelbild
Eine NASA-Grafik des knapp 9 Meter langen Mini-Shuttles X-37B. Die Weltraum-Drohne der USA ist genauso geheimnisumwittert wie Projekte Russlands und China.Foto: NASA / MFSC
Epoch Times12. August 2015

Auch wenn es niemand so laut sagt: Weltraumwaffen sind ein Thema, für das sich die Großmächte brennend interessieren und woran sie fieberhaft forschen.

Dass Chinas Anti-Satelliten-Waffen den USA Bauchschmerzen machen, wurde im April überdeutlich, als verschiedene US-Militärs bei mehreren Anlässen offen über die Themen Weltraum-Kriegsführung und chinesische Bedrohung sprachen. Die Hauptbefürchtung: China könnte in einem zukünftigen Krieg Weltraum-Waffen einsetzen, um Satelliten der USA und anderer Nationen auszuschalten. Die Folgen wären unabschätzbar.

Die Satellitensicherheit war bisher das bestgehütetste Geheimnis der US-Verteidigungspolitik. Am 26. April brachte „60 Minutes“, ein Investigativ-Magazin von CBS, das Thema erstmals ins Fernsehen. Unter dem Titel „The Battle Above“ bekam der Zuschauer Einblick in das U.S Space Command. Die Kontrolle des Weltraums sei das allerwichtigste, war die Botschaft der Sendung, um sie finde ein komplexer, meist geheimer Krieg statt. Schließlich gehe es um die ultimative militärische Überlegenheit …

Militanter Weltraum-Müll

Das Portal Scientificamerican.com veröffentlichte am 10. August einen Artikel über die Option eines Weltraumkrieges und verschiedene Projekte der USA, Russlands und Chinas.

Aktuell kreisen 1.300 aktive Satelliten aller Nationen im Orbit, im Dienst von Kommunikation, GPS, Wettervorhersagen und Verteidigung. Die Gefahr Nr.1 für sie ist jedoch schon der „ganz normale“ Weltraumschrott. Wegen der hohen Geschwindigkeiten reicht schon eine Murmel aus, um einen milliardenschweren Satelliten schachmatt zu setzen. Geschätzte 20.000 kleine und große Trümmer sind dort oben als tickende Zeitbomben unterwegs. Verantwortungslose Experimente verschlimmern das ganze und ein Krieg könnte das All komplett unbenutzbar machen …

Wie funktioniert Weltraum-Krieg?

Im Januar 2007 zerstörte China einen eigenen Satelliten mit einer ASAT-Rakete, die vom Raumfahrtbahnhof Xichang in Südwestchina startete. Ein WikiLeaks-Dokument aus State-Department-Kreisen sagt, der Test habe unangekündigt stattgefunden und auch danach kam keine Erklärung. Seitdem fliegen rund 2.500 Trümmer durch die untere Erdumlaufbahn, die ein Sechstel des sichtbaren Weltraum-Mülls ausmachen.

Die USA verkündeten sodann, sie würden gemäß der UN-Charter ihre Weltraumsysteme schützen und verteidigen. Sie hätten dabei eine große Bandbreite an Optionen – von diplomatischen bis zu militärischen.

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Satelliten zu zerstören, man braucht gar nicht provokativ zur Missile zu greifen. Wenn ein Raumfahrzeug Farbe über die Optik eines Satelliten sprüht, seine Antennen beschädigt oder ihn aus der Bahn bringt, würde das reichen. Mit Lasern könnte man vorübergehenden oder totalen Schaden anrichten, Radio oder Mikrowellen könnten die Kommunikation mit der Bodenstation stören oder hacken. Deshalb verabschiedete die Obama-Regierung ein mindestens 5 Milliarden Dollar schweres Budget zur Weltraumverteidigung, das in den nächsten 5 Jahren ausgeschüttet werden soll.

Diplomatisches Patt

Auch versuchen die Amerikaner, bei der UN ein von der EU entworfenes Weltraum-Abkommen durchzuboxen. Doch Russland, China, Brasilien, Südafrika und der Iran wollen diese „Benimm-Regeln“ nicht, wie sie vor wenigen Wochen klarmachten.

(Im Jahr 2008 hatten China und Russland selbst bei der UN ein Verbot aller Weltraumwaffen gefordert und bei den USA auf Granit gebissen. Merke: Keiner will auf diese Option verzichten, zumal „Weltraumwaffen“ ein sehr weitgefasster Begriff ist. Atom- und andere Massenvernichtungswaffen sind bereits seit 1967 nach internationalen Verträgen im Weltraum verboten.)

Bis jetzt habe gesunder Menschenverstand Eskalationen im Weltraum verhindert, meint Michael Krepon, ein Waffen-Experte des Washingtoner Thinktanks Stimson Center. Sowohl die USA und Russland hätten begriffen, wie verwundbar ihre Satelliten seien, speziell solche in geosynchronen Umlaufbahnen. (Diese Satelliten bewegen sich in über 35.000 Kilometern Entfernung zeitgleich mit der Erddrehung und befinden sich von der Erde aus gesehen immer am gleichen Ort.) Bislang wirkte also der Grundsatz „Was du nicht willst, dass man dir tu´ …“

Heute ist die Situation jedoch viel komplizierter, weil rund 60 Nationen auf verschiedenen Flughöhen im Weltall unterwegs sind und es keinen verbindlichen „Code of Conduct“ gibt.

Duell China / USA

Chinas Missile-Experiment hatte Folgen. Auch die USA gönnten sich den Abschuss eines defekten Militär-Satelliten von einem Schiff aus – allerdings in geringerer Höhe, wodurch weniger Müll entstand.

Mittlerweile teste China seine kinetischen Waffen nicht mehr mit Treffern, sondern mit Fehlschüssen, so US-Experten. Die Zerstörungskraft sei im Endeffekt die gleiche und dass die Chinesen bis in die „geosynchrone Umlaufbahn“ vordringen können, haben sie im Mai 2013 bewiesen, als sie eine Rakete in 30.000 Kilometer Höhe schickten.

Kurz darauf veröffentlichte die USA Details ihres geheimen Geosynchronous Space Situational Awareness Programs (GSSAP). Es war eigentlich ein Black Project, ein Vorhaben, das offiziell gar nicht existierte. Im Juli 2014 wurden die ersten zwei der vier geplanten Überwachungssatelliten losgeschickt, welche den hohen Weltraum kontrollieren und dort andere Flugobjekte – wenn nötig von nah – begutachten sollen.

Respekt dürfte potentiellen Gegnern auch das unbemannte Mini-Shuttle X-37B einflößen: Es absolvierte bereits mehrere Testflüge und ist hervorragend manövrierfähig. (Mehr dazu siehe hier.)


An dieser Stelle wird ein Video von Youtube angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um das Video anzusehen.

Was machen die Russen?

Die Russen entwickelten und testeten schon während des Kalten Krieges „Weltraum-Minen“, die sich Zielobjekten nähern und diese durch Schrapnelle zerstören konnten. Mittlerweile sehen die Tests anders aus.

In den vergangenen zwei Jahren gab es mysteriöse Zusatzteile bei Routine-Satellitenstarts. Die US-Airforce und Hobby-Astronomen beobachteten zuletzt im März 2015 ein kleines Objekt, das sich nach dem Satelliten von der Trägerrakete löste, umdrehte und zurückflog. Die kleinen Flugobjekte namens Kosmos-2491, -2499 und -2504, sind vielleicht nur harmlose Drohnen zum Reparieren und Betanken von Satelliten. Oder Russlands Waffe zur Zerstörung derselben …

Während Chinas Regime beteuert, seine Weltraumaktionen seien „friedliche wissenschaftliche Experimente“, haben die Russen sich vor allem in Schweigen gehüllt. (rf)

Und so stellen sich die USA Russlands Kosmos-2491 in Aktion vor:





Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion