Fünf Elemente – Fünf Farben

Farben in der traditionellen chinesischen Kultur
Von 22. Februar 2007

Die Chinesen aus den alten Zeiten glaubten, dass die Farbe den Geist und die tiefe menschliche Erfahrung nährt. Schon seit über 2.000 Jahren verwenden die Chinesen leuchtende Farben. Man wählte Kleidung, Essen, Transport und Unterkunft nach den Veränderungen der Jahreszeiten aus. Die traditionellen Chinesen betrachten Schwarz, Rot, Blau-grün, Weiß und Gelb als Grundfarben.

Farben und Prinzipien

In der traditionellen chinesischen Physik wird gelehrt, dass die fünf Elemente in der Reihenfolge Wasser, Feuer, Holz, Metall und Erde bestehen. Sie entsprechen den Farben Schwarz, Rot, Blau-grün, Weiß und Gelb. Die früheren Chinesen glaubten, dass alles in der Natur aus diesen fünf Elementen besteht. Als die Menschen erkannten, dass die „Farben auf natürliche Weise entstehen, wobei Schwarz und Weiß zuerst kommen“, fanden sie allmählich Zusammenhänge zwischen den Farben und den Prinzipien der fünf Elemente, die die naturgemäßen Bewegungen des Himmels und das himmlische Dao widerspiegeln sollten.

Von Schwarz und Weiß, Yin und Yang

Das I Ging oder Buch der Wandlung sieht Schwarz als die Farbe des Himmels. Das Sprichwort „Himmel und Erde in mysteriösem Schwarz“ rührt von einer Beobachtung des nördlichen Himmels her, der für eine lange Zeit schwarz war. Man glaubte, dass Tian Di, der himmlische Kaiser, im Nordstern wohne. Das Taiji-Symbol verwendet auch Schwarz und Weiß, um die Einheit von Yin und Yang darzustellen. Die früheren Chinesen betrachteten Schwarz als König der Farben und hoben sie lange mehr hervor als andere Farben. Lao Zi sagte, dass „fünf Farben die Leute blind machen“. So wählte auch die daoistische Schule Schwarz als die Farbe des Dao.

Weiß stand repräsentativ für Gold und symbolisierte Helligkeit, Reinheit und Erfüllung. Weiß ist auch die Farbe der Trauer. Die Chinesen aus dem alten China trugen nur weiße Kleidung und Hüte, wenn sie um die Toten trauerten. Diese Tradition wird bis heute praktiziert.

Die zwei Deutungen des Rot

Die Chinesen sowohl im alten als auch im modernen China schätzen die rote Farbe. Rot ist während des chinesischen Neujahrs und an anderen Feiertagen und Familienfeiern überall anzutreffen, weil es als Symbol für eine gute Zukunft und Freude steht. Doch seit die Kommunisten China regieren, wird Rot von der Kommunistischen Partei Chinas symbolisch für Gefahr, Blut, Gewalt und radikale Handlungen missbraucht. Und obwohl die Farbe Rot im heutigen China sehr beliebt ist, wurde sie entgegen der weit verbreiteten Annahme, in den alten Zeiten nicht speziell betont.

Neutralität und Zentrum: Gelb

Blau-Grün deutet den Frühling mit seiner überschießenden Lebenskraft und Vitalität an. Gelb symbolisiert die Erde. Die Älteren sagten: „Gelb bildet Yin und Yang.“ Das bedeutet, Gelb ist das Zentrum von allem. Gelb war die symbolische Farbe der fünf legendären Kaiser im alten China. Es steht oberhalb von Braun, verkörpert Neutralität und wird als die schönste Farbe bezeichnet. Gelb steht für Freiheit von weltlichen Sorgen und wird deswegen im Buddhismus geachtet. Die Kleidung der Mönche und auch die buddhistischen Tempel sind gelb.

Die Farben der Wächtergottheiten

Für die Rituale der Zhou-Dynastie, definierte Konfuzius Gelb, Blaugrün, Weiß, Rot und Schwarz als Standardfarben. Er gab ihnen die Bedeutungen Nachsicht, Tugend und Gutherzigkeit und integrierte sie in formelle Zeremonien. Die Menschen in der Zhou-Dynastie verehrten Rot.

In dieser Zeit bezogen die Leute sich auch auf Farben, wenn sie die Jahreszeiten und Richtungen benannten. Eine blaugrüne Sonne repräsentiert Frühling. Ihre Wächtergottheit war ein blaugrüner Drache und die Richtung war Osten. Die Farbe des Sommers war Rot, die von einem roten Sperling bewacht wurde und ihre Richtung war Süden. Der Herbst war Weiß und wurde von einem Tiger in Richtung Westen bewacht. Der Winter wurde durch die Farbe Schwarz dargestellt und wurde von einer schwarzen Schildkröte in Richtung Norden bewacht.

Das Schwarz des Qin Shi Huang

Qin Shi Huang vereinigte China im Jahr 211 v. Chr. und es begann die Qin-Dynastie. Der Kaiser befolgte die Traditionen seiner Vorfahren, unterschied Schwarz und Weiß, respektierte die Tugend des Wassers und beschloss, dass „Oktober der Winteranfang sei und dessen Farbe ein starkes Schwarz“. Als er den Thron bestieg, war „die Farbe seiner Kleidung und Fahne Schwarz.“

Gelb – nur für den Kaiser

Wegen seiner Assoziation mit Gold wurde Gelb nach der Han-Dynastie als Symbol genommen, den königlichen Hof zu symbolisieren. Die Untergebenen des Kaisers durften keine gelbe Kleidung tragen.

Obwohl sie als Zweitfarbe betrachtet wurde, bezeichnete Lila das günstige Omen und Feierlichkeit. Unter den Chinesen gibt es ein Sprichwort: „Lila Sperlinge strahlen, tragen paarweise Schlamm her, sie kommen und gehen.“ Während der Han-Dynastie wurde Helllila oft als sehr wertvoll und als seltene Farbe angesehen. In der Tang-Dynastie trugen Beamte oberhalb der fünften Klasse und auch die Mitglieder des Hofstaates lila Kleidung. Eine verzierte Bordüre an der Kleidung gab der Kleidung oft noch einen zusätzlichen eleganten Touch.

Die Farben der Kunst

In der chinesischen Kultur gab es eine enge Verbindung zwischen Farbe und Keramik, Wandgemälden, Bildern und Poesie und sogar bei der Stadtplanung. Nach der Ming-Dynastie durften nur die Verwandten des Kaisers Häuser mit roten Wänden und gelben Dachziegeln haben. Seine Untergebenen lebten in Häusern mit blauen Ziegeln und Dachfliesen. Doch die geschnitzten Holzbalken und Stützpfeiler trugen viele Farbnuancen. Viele Gebäude hatten schwarze Fliesen und weiße Wände.

In den 1.500 Jahre alten Dun Huang-Höhlen befinden sich mehr als 10.000 Wandgemäldefragmente unterschiedlicher Dynastien. Jede Dynastie wandte unterschiedliche Farbkombinationen an. Die nördliche Wei-Dynastie verwendete in ihren Wandgemälden Rot und Braun, ergänzt um Blau und Schwarz. Die Wandgemälde in der Tang-Dynastie hatten viele Betonungen in Gelb. Die Wandgemälde in der Song-Dynastie wurden von den Farben Blau und Grün dominiert.

Geheimnisse der Malerei

In den sehr hochwertigen chinesischen Bildern werden die Motive mittels dicker und dünner Tintenstriche ausgedrückt. Die Praktik wird als „die Tinte hält fünf Farben“ beschrieben und „scheint ohne die Verwendung von hellen Farben glänzend“. „Die Tinte hält fünf Farben“ bezieht sich auf die fünf Kohleschatten, dick, Asche, dünn und klar. Aus der Sicht der Malerin oder des Malers ist die Farbe deutlich unterschiedlich in jeder Jahreszeit. In „Lin Quan Gao Zhi“ (Ein Buch über die Malerei), schrieb Guo Xi: „Die Farbe des Wassers ist grün im Frühling, bläulich-grün im Sommer, wasserblau im Herbst und schwarz im Winter“.

Laut Aufzeichnungen in den „gesammelten Werken der berühmten Bilder der Tang-Dynastien“, lobte der Kaiser Xuan Zong Li Si Xuns Landschaftsgemälde mit seinen starken grünen und blauen Farbnuancen als die „beste Landschaftsmalerei der Nation“. Die Chinesen aus den alten Zeiten waren sehr gut darin, Farben aus Mineralien und Pflanzen zu extrahieren. Diese Art Malerei wird oft mit glänzenden Farben betrieben, die aus unterschiedlichen Mineralien wie Shi Qing (Azurit), Shi Lu (grüne Mineralien), Shi Huang (gelbes Mineral), Zhu Sha (Zinnober), Yan Zhi (Koschenille), Qian Fen (Bleipulver) und Ni Jin (Goldfarbe) extrahiert wurden. Mit dieser fortschrittlichen Malerei wurden die Erzeugnisse leuchtend und reichhaltig.

Die Farben der Poesie

Chinesische Gedichte und Bilder teilen denselben Ursprung. Die Beziehung wird in etwa so ausgedrückt: „Ein Bild trägt ein Gedicht vor und ein Gedicht malt ein Bild.“ Dichter können ausgezeichnet Farben beschreiben und Gedichte beziehen sich oft auf lebhafte Farben. Der Dichter Cui Hu kreierte wunderschöne farbenfrohe Szenen, die er zwei Strophen seines Gedichts „Ti Du Cheng Nan Zhuang“ (Für das südliche Dorf in der Hauptstadt) zuordnete. Diese Zeilen drücken die Schönheit der Farben für die Menschen aus, um sich ihrer Tausende von Jahren zu besinnen.

Letztes Jahr in diesem Gericht reflektieren die Pfirsichblüten einander in Rot.
Der Dichter Bai Juyi beschrieb in seinen „Versen auf dem Fluss Mu“ folgende Szene:

In Wasser zu waten ist wie ein Strahl der Abendsonne,
in Rot verwandeln ist das Plätschern des Flusses.

Die Charaktere der Seide

Ein „seidener Wortstamm“ der an einem anderen chinesischen Wort angegliedert wird, kann die unterschiedlichen Farbschattierungen von Seide beschreiben. Nach „Shuo Wen Jie Zi“ (Erklärungen zu den Charakteren und Ausdrücken), beschreiben 24 Charaktere die Farbe des Seidenstoffes, wie Rot, Grün, Lila, Dunkelrot (Purpurrot), Hellrot … Durch diese Beschreibungen können wir die Verschiedenheit und die Reichhaltigkeit des Seidenstoffes der Seidenfabriken in den alten Zeiten Chinas nur erahnen. Besonders der Staat Qi war für seine leuchtfarbenen Seidenprodukte bekannt. Viele der Seidenprodukte, die aus den Gräbern aus alten Zeiten ausgegraben wurden, haben ihre originale Farbe, wie Blau, Rot, Schwarz, Lila und Gelb beibehalten.

Farben und Lacke

In der Töpferei und bei Lackwaren wurden die Farben noch reichhaltiger angewandt. Die kunstvolle Verarbeitung mit prächtigen Farblasuren verlieh den Kunstwerken ein glänzendes und brillantes Aussehen. Von der bekannten dreifarbigen Lasur der Töpferei in der Tang-Dynastie (Tang San Cai) bis zur fünffarbigen Glanztöpferei, von der mattgrünen bis weißen Lasurware, von weißem und blauem Porzellan bis zu Keramik mit schimmernden Lasuren, spielt Farbe eine entscheidende Rolle bei der Herstellung von Töpferwaren. Die Töpferei der Chinesen aus den alten Zeiten erreichte ihre Blütezeit mit farbigen und schwarzen Kunstwerken. Chinesische Lackarbeiten beinhalten exquisite Muster und schimmernde Farben.

Farbe im Gesicht?

Der chinesische Wortlaut für Farbe ist Yan Se. Im alten China hatte Yan Se die Bedeutung von „Farbe im Gesicht.“ So beinhalten etwa die „Verse des Staates Chu“ (Chu Ci Yu Fu) den Ausdruck „Yan Se Qiao Cui“, den man mit „müde aussehen“ oder „lustlos, abgekämpft sein“ übersetzen könnte. In „Erklärungen zu Charakteren und Ausdrücken“ (Shuo Wen Jie Zi), bezeichnet „Yan“ den Bereich zwischen den Augenbrauen und „Se“ steht für Qi oder Energie. Die hinzugefügten Kommentare des berühmten Gelehrten Duan Yu Cai besagen: „Scham, Bedauern, Freude und Sorgen werden ‚Yan Se‘ genannt, weil das eigene Herz das Qi ergreift und dieses bis zu dem Augenbrauen reicht.“



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