Ein Hochtal wie eine Insel, die Wildschönau in Tirol

„Krautinger“, „Kellerwirt“, Kundler Klamm und ein ideales Familienskigebiet: die Tiroler Wildschönau
Titelbild
Ideal für Familien mit Kleinkindern und für Anfänger: die Berge der Wildschönau. (Foto: Elke Backert)
Von 11. Februar 2008

Der Wildschönauer Bummelzug ist bis auf den letzten Platz besetzt. Mit „Anneliese“ und Tiroler Klängen über den Lautsprecher beginnt die 20-minütige Fahrt zur Kundler Klamm. Dort, zwischen dem Wildschönauer Mühltal und Kundl im Inntal, heißt es aussteigen. Denn nun ist eine Wanderung von einer knappen Stunde durch eine der schönsten Schluchten Österreichs angesagt. Zugänglich gemacht von „Sr. M. Kaiser Franz Josef I. Anno 1911″. Die steil aufragenden Felsen scheinen verglast und glitzern in der Sonne. Quellen und kleine Wasserfälle haben sich in fantasievolle Eiszapfengebilde verwandelt. Bei einem abendlichen Ausflug erhellen Fackeln die märchenhaft verzauberten Felswände, und ein Drache schenkt Glühwein aus.

So abgeschottet das Hochtal der Wildschönau oberhalb der Bahnstation Wörgl in Tirol auch liegt, die Sprache der Besucher reicht von Englisch über Holländisch bis zu Plattdeutsch. Auf die Frage einer Hamburgerin, wie hoch man die Felswand zu schätzen habe, ereifert sich ein Dithmarscher: „Jedenfalls höher als unser Meldorfer Dom.“ So hoch wird kein Dom! Denn es könnten 300 Meter und mehr sein. Ein Gasthaus lädt zur Jause ein. Man kann seinen Weg auch fortsetzen bis zum Ort Kundl, die Steinschleiferei besuchen und sich anmelden für den Sommer. Chef Karl Sandbichler macht dann Exkursionen zur Steinsuche und Steinbestimmung. Bei ihm kann man seine Funde anschleifen und zu Gefäßen formen lassen. Das sogenannte permische Basalkonglomerat setzt sich aus vielen bunten Geröllen zusammen und eignet sich hervorragend als Dekorgestein.

Bei Neuschnee auf dem Rückweg hat es der Bummelzug schwer. Da kann es passieren, dass nichts mehr geht. Dann müssen alle aussteigen und die Kräftigsten schieben helfen. Ein Gesprächsthema noch nach Jahren: „Weißt du noch, als wir …?“

Hochtal der Wildschönau

Das Hochtal der Wildschönau liegt in den Kitzbüheler Alpen auf einer Seehöhe zwischen 828 und 1.150 Metern und erstreckt sich auf einer Länge von 24 Kilometern über die vier Kirchdörfer Niederau, Oberau, Auffach und Thierbach. Ein Tal von Bauernhöfen – noch 200 sind bewirtschaftet – und 4.200 Einwohnern, ohne Durchgangsverkehr, ohne Industrie, ein Tal wie eine Insel.

Wirtshauskultur

Hier lebt Tirol seine traditionsreiche Wirtshauskultur. 700 Jahre lang dienten z. B. die Mauern des heutigen „Kellerwirts“ in Oberau Benediktinermönchen als Stätte beschaulichen Lebens. In den denkmalgeschützten Gewölben fehlt auch nicht der Weinkeller, der schon 800 Jahre auf dem Buckel hat. Die Weine sind jünger, aber gut sortiert. Tradition in allen Gasthäusern der Wildschönau ist der „Krautinger“, ein Schnaps, der nicht nur nach weißen Rübchen riecht und schmeckt. Er ist aus ihnen gebrannt. Gleich neben dem „Kellerwirt“ liefern die Bewohner eines echten Kuhstalls trinkbare Milch und essbares Fleisch.

Antoniuskapelle

Selbst bei der dem heiligen Antonius von Padua geweihten achteckigen barocken Antoniuskapelle (1706-1708) ist der „Kellerwirt“ mit von der Partie: Sie wurde „erbaut von Baumeister Hans Hueber und (dem Kellerwirt) Balthasar Dengg“. Bewundern darf man im Innern einen seltenen Rankenaltar und eine sogenannte Albertitafel.
Viele Wohnhäuser sind reich bemalt, andere, Puppenstuben gleich, mit winzigen Holzschindeln getäfelt, wieder andere von Balkonen umgeben, in deren Holz Ornamente, oft in Herzform, eingeschnitzt sind.

Am „Holzweg“

Auch im „1. Tiroler Holzmuseum“ in Auffach dreht sich alles ums Holz. 2.000 Ausstellungsstücke, viel Wissenswertes und Kurioses werden geboten. Wenn Sie sich auf dem „Holzweg“ befinden, sind Sie dennoch richtig: Er ist ein Gehölzlehrpfad. Im Hof „z´Bach“ aus dem Jahre 1795 ist das Bergbauernmuseum untergebracht, das vom Leben der Tiroler Urahnen erzählt. Da erfährt man etwa, dass die Oberauer den Gebrauch ihrer „Wetterkanone“, die angeblich schwere Gewitterwolken vertreiben konnte, 1948 einstellen mussten, weil die Kundler behaupteten, sie bekämen jedes Mal das Unwetter ab.

Thierbach, der mit 190 Einwohnern und 475 Gästebetten kleinste Ort der Wildschönau, wartet mit dem Erlebnisbergwerk „Lehenlahn“, einem verlassenen Silberstollen, auf Besucher. Im Winter bringt einen der Pferdeschlitten hin, im Sommer die Kutsche.

Ein Familienparadies

Mit Vierergondeln der Schatzbergbahn und den Achtergondeln aufs Markbachjoch ist Anfängern und Mittelklassefahrern gedient. Sehr schön sind auch die Abfahrten vom Lanerköpfl und vom Hochberg. FIS-homologiert ist die Tennladenabfahrt. Dort finden internationale Rennen statt. In der Race-‘n‘-Boarder-Arena in Niederau und im Funpark in Auffach kann sich die Jugend austoben, auch auf „Speed Tracks“, wo die Geschwindigkeit gemessen wird.

Für Kleine wie Große ist das Schneegebiet der Wildschönau ideal, wenn sie das Skilaufen erst lernen müssen. Überall gibt es Übungshänge, auch unten im Tal. Laufbänder fahren einen gemütlich wieder nach oben.

Was gibt‘s noch?

Winter-Paragliden mit Tirols größter Gleitschirmflugschule, geführte Snow-Walks auf markierten und geräumten Wegen, Langlauf auf gespurten Loipen, Nachtwandern am Franziskusweg, Trappern mit Schneeschuhen abseits der Wege und Nordic-Winter-Walking-Trails. Viel Spaß garantieren auch die bequem zu erreichenden Rodelbahnen. Alle Schneefans treffen sich nicht nur beim Après-Ski, sondern beim Nachtskifahren und Nachtrodeln. Übrigens ist der Skibus zwischen den Orten kostenlos, sofern man eine Gästekarte besitzt.

Bei der Wahl der Top-Skigebiete in den Alpen vergab der ADAC-Verlag Platz 1 in der Kategorie „Klein & Fein“ an die Wildschönau. Gratulation!

Info: Unterkunft: Übernachten kann man ab 20 Euro in einer Privatpension, ab 35 Euro in einem 3*** Hotel/Gasthof mit Halbpension und ab 45 Euro pro Tag in einer Ferienwohnung für 4 Personen. Auskunft: Tourismusverband Wildschönau, Tel. +43(5339)82550, Fax +43(5339)825550; [email protected]; www.wildschoenau.com

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 6 (6. Feb. – 12.Feb. 2008)



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