Chinas missliebiger Dichter und Verleger Bei Ling in Frankfurt gelandet

Von Zensurbehörde unerwünschter Autor kommt nun doch zu Symposium der Frankfurter Buchmesse
Titelbild
(Thomas Kalmund/The Epoch Times)
Von und 11. September 2009

Ursprünglich hätte der Autor Bei Ling an diesem Samstag an einem Symposium der Frankfurter Buchmesse teilnehmen sollen. Zum Thema „China und die Welt – Wahrnehmung und Wirklichkeit“ sollte der in den USA lebende Gründer des unabhängigen chinesischen PEN-Clubs auf dem Podium mitdiskutieren. Kurzfristig wurde er jedoch am Dienstag ausgeladen, weil die chinesische Seite mit einer Absage gedroht hatte, sollte er erscheinen. Die chinesische Zensurbehörde GAPP ist einer der Partner der Frankfurter Buchmesse bei der Veranstaltung an diesem Wochenende. Das von ihm gekaufte Ticket wollte ihm die Frankfurter Buchmesse nach eigenen Aussagen rückerstatten. Nun hat der Dichter und Verleger seinen ursprünglichen Plan aber doch verwirklicht.

Am heutigen Freitagmorgen kam er in Frankfurt an. „In dem ersten Moment fühle ich mich ein wenig traurig, weil ich ursprünglich von der Buchmesse hier abgeholt und willkommen geheißen werden sollte“, sagte er der Epoch Times am Flughafen. Das Symposium am Samstag möchte er sich nicht entgehen lassen, zumal die von der chinesischen Zensurbehörde eingeladenen Autoren gegenüber dem Symposiumsleiter Peter Ripken angekündigt hatten: „Wenn der (Bei Ling) kommt, dann kommen wir nicht“.

„Ich werde als Zuhörer am Symposium teilnehmen und zuhören, wie sie über China diskutieren“, sagte Bei Ling. „Wenn ich nicht gekommen wäre, wäre das Flugticket verfallen, das wäre doch schade gewesen“, meinte Bei Ling schmunzelnd, „so habe ich mich im letzten Moment entschieden, doch nach Frankfurt zu fliegen. Ich denke, dass dies dem Gastgeber, der Frankfurter Buchmesse, nur gut tun kann und hoffe, dass sie die Sache auch so sehen können“. Bei wies darauf hin, dass die gestrige Pressekonferenz der Buchmesse, bei die Rücknahme seiner Einladung heftig diskutiert wurde, auch einer der Gründe sei, der ihn zu dieser Entscheidung geführt habe.

In den kommenden sieben Tagen in Frankfurt möchte er, wie ursprünglich geplant, an der Universität Frankfurt Recherchen vornehmen und seine literarische Freunde in Deutschland besuchen.

Bei Ling ist der Gründer des unabhängigen chinesischen PEN-Clubs, Herausgeber des politischen Magazins „Qing Xiang“ („Tendenz“) sowie Gründer des Verlags mit demselben Name. Das inzwischen eingestellte Magazin stand dem Regime der Kommunistischen Partei Chinas sehr kritisch gegenüber. Seit der Gründung des „Qing Xiang“-Verlages im Jahr 2003 hat er über 20 Bücher auf Chinesisch herausgegeben, zu denen auch Bücher des ehemaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel und ein deutsch-chinesischer Gedichtband des Dichters Paul Celan zählen.

Noch vor den Studentenrevolten im Jahr 1989 ging Bei Ling in die USA und gründete dort im Jahr 1992 sein Magazin „Qing Xiang“. Als er im Jahr 2000 bei seiner Rückkehr aus den USA in China verhaftet wurde, setzte sich die Schriftstellerin Susan Sontag sehr für seine Freilassung ein. Aufgrund des internationalen Drucks wurde er nach einmonatiger Haft freigelassen und in die USA abgeschoben, wo er bis heute lebt und inzwischen auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt.

Bei Ling gilt heute als ein führender Vertreter der chinesischen unabhängigen Intellektuellen, Autoren und Dichter.

(Thomas Kalmund/The Epoch Times)
(Thomas Kalmund/The Epoch Times)


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