Depressionen bei kleinen Kindern

Titelbild
(Renjun Wang)
Von 5. November 2009

Können denn auch ganz kleine Kinder an Depressionen und Angstzuständen leiden? Die bedrückende Antwort lautet: „Ja.“ Es ist erschreckend, aus den kleinen Mündern zu hören: „Ich werde mich umbringen!“ Psychiatern zufolge können Kinder – im Gegensatz zu Erwachsenen – die Tragweite eines Selbstmordes nicht real begreifen. Stattdessen würden sie derartige Aussagen (unbewusst) als Hilferufe und drohende Gebärden verwenden, deren Wirkung sie durch die erschreckenden Reaktionen in ihrem Umfeld „erlernt“ hätten. Eine Studie aus Quebec enthüllt besorgniserregende Missstände in den Familien betroffener Kinder – und gibt Signale, die auch viele Haushalte gefährdeter Kinder ansprechen.

Spielt sich alles vor dem sechsten Lebensjahr ab?

Bereits vor dem ersten Schultag leiden Kinder in Quebec, Kanada, an einer erhöhten Depressionsrate und an Angstzuständen. Beobachtungen zufolge verschlimmern sich die Symptome und Angstzustände im Verlauf der ersten fünf Lebensjahre. Diese Ergebnisse sind Teil einer groß angelegten Studie, die an etwa zweitausend Kleinkindern durchgeführt wurde. Federführend war eine Forschungsgruppe des nationalen Forschungslabors für seelische Gesundheit bei Erwachsenen und Jugendlichen.

„Man kann sich nicht vorstellen, dass bereits sehr junge Kinder die Problematik von Depressionen und Angstzuständen kennen“, erklärt Michel Boivin, einer der Wissenschaftler der Forschungsgruppe der Michigan State University, USA. „Man denkt irrtümlicherweise, dass das nur Jugendliche und Erwachsene betrifft, da die Forschungsergebnisse in ihrem Fall viel umfangreicher aufgezeichnet worden sind.“

Soziale Ursachen für Depressionen – auch in der Familie

Professor Herbert Scheithauer von der Freien Universität Berlin kam bei seinen Untersuchungen an depressiven Kindern zu dem Ergebnis, dass bei Kindern die Entwicklung einer Depression maßgeblich von ihrem sozialen Umfeld abhängig ist. Kritische Lebensereignisse seien bei 70 Prozent der depressiv erkrankten Kinder nachzuweisen. Die wichtigsten Belastungsfaktoren für depressive Erkrankungen bei Kindern seien nach dem Verlust eines Elternteils eine disharmonische Beziehung zu den Eltern sowie eine Scheidung derselben. Kinder sollen vor allem nicht in der Lage sein, sich einschneidenden Veränderungen in ihrem familiären Umfeld, wie etwa einer Scheidung oder einem neuen Partner des alleinerziehenden Elternteils, anzupassen.

Insbesondere sei auch die Qualität der emotionalen Beziehung ein sehr wichtiger Faktor für die Entwicklung des Kindes – auch im Hinblick auf die Gefahr, eine Depression oder Angstzustände zu entwickeln. „Chronische Belastungen wie Probleme in sozialen Beziehungen, Mangel an Freundschaften und Zuwendung […] können ebenfalls eine Depression auslösen“, schreibt Dr. Claudia Mehler-Wex 2008 im Deutschen Ärzteblatt.

Insgesamt seien Kinder aus geschiedenen Familien deutlich stärker gefährdet, selbst emotional instabil zu werden, wodurch es zur Entwicklung einer Depression kommen kann. Auch in Familien, in denen die Eltern oft streiten oder unter starkem Stress leiden (wie Disharmonie am Arbeitsplatz, Freizeitstress, …), sollte an erster Stelle die Sorge um die Gesundheit und das Wohlergehen des Kindes stehen. Probleme sollten im Hinblick auf die mögliche Entstehung von Depressionen oder Angstzuständen möglichst schnell gelöst und leicht genommen werden, um genügend Zeit und freie Kapazität für einen liebevollen Umgang mit dem Kind zu haben, um ihm genügend Zuwendung und Aufmerksamkeit schenken zu können. Denn es gilt als nachgewiesen, dass das Fehlen eines harmonischen, fürsorglichen familiären Umfelds ein ganzes Leben lang Spuren in der Psyche des heranwachsenden Kindes hinterlassen kann.

Erschienen in The Epoch Times Nr. 42/09

{h:1}



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion