Was die Sterne erzählen

Geschichten des Nachthimmels – Viele Kulturen berichten Erzählungen von Sternen, Konstellationen und himmlischen Mustern.
Titelbild
Foto: Zur Verfügung gestellt von United States Naval Observatory Library
Von 22. Dezember 2009

Ich sah hinauf zur sternenklaren Nacht. Unzählbare zarte weiße Lichter auf schwarzen Hintergrund – ihr schieres Ausmaß und deren bezaubernde Faszination hielten meinen Geist in Bann.

Für meine modernen, ungeschulten Augen schien deren Anordnung im Kosmos vollkommen willkürlich – matte weiße Lichter, auf schwarzer Leinwand verstreut.

Die Menschen der Antike waren von den Sternen abhängig, und im Gegenzug gaben ihnen die Sterne kostbares Wissen. Für unsere Vorfahren waren die Muster im Nachthimmel eine Hilfe zur Navigation, eine Landkarte, die Hinweise auf jahreszeitliche Veränderungen gab, eine Kulisse, auf der Legenden lebendig wurden und ein Schaubild, von dessen himmlischer Erscheinung man die Wandlungen des irdischen Schicksals voraussagen konnte.

Viele Kulturen erzählen Geschichten von Sternen, Konstellationen und himmlischen Mustern. Einige waren Folklore, die mündlich weitergegeben wurde, andere überdauerten in Tradition und Glauben. Astrologie beispielsweise wurde eine hoch entwickelte Wissenschaft, die Veränderungen irdischer Vorgänge voraussagen konnte.

Die meisten Sternbildnamen und Konstellationen sind griechischen und römischen Ursprungs und erhielten Namen und Motive aus der griechischen Mythologie. Chinesen und Japaner hatten ihre eigenen Systeme der himmlischen Kartografie. Die Ureinwohner Nord- und Südamerikas glaubten wiederum an andere Sternengebilde und sogar die Norweger – auch wenn viele ihrer Traditionen verloren gegangen sind – holten sich Inspiration vom Sternenhimmel.

Orion, der Jäger

Die Konstellation des Orion ist eine der größten und deutlichsten am Himmel. Neben dem himmlischen Äquator liegend, genau über Sirius – dem hellsten Stern – besteht Orion aus zwei sich gegenüberliegenden Trapezen, die von einer Reihe aus drei Sternen getrennt werden, die als Oriongürtel bekannt sind.

Dieses Sternbild ist zwischen Dezember und März am besten zu sehen. Seine zwei hellsten Sterne Rigel (Alpha Orionis) und
Beteigeuze (Beta Orionis) erhellen die Winternächte.

Erhellende Winternächte durch das Sternbild des Orion

Orion war der Sohn des Poseidon und ein großer Krieger und Jäger in der griechischen Mythologie. In der Odyssee stellt Homer Orion mit einer bronzenen Keule als Schlächter vieler schrecklicher Bestien dar.

Als gutaussehender Mann wurde er von der Göttin Artemis (griechische Göttin der wilden Tiere und des Mondes) geliebt. Ihr Bruder Apollo wurde darauf eifersüchtig und erdachte einen Plan um Orion zu töten.

Eines Tages, als Orion in einem See schwamm, forderte Apollo Artemis heraus, ein Ziel, das im Wasser schwamm mit einem Pfeil zu treffen. Ohne zu wissen, dass dieses Ziel Orions Kopf war, feuerte Artemis den Pfeil ab. Dieser traf Orions Schläfe und tötete ihn. Als die Wellen seinen Körper an den Strand spülten, brach Artemis das Herz, als sie sah, dass es Orion war, den sie getroffen hatte. In ihrer Trauer legte sie seinen Körper zärtlich in ihren Streitwagen und brachte ihn hinauf in den Himmel.

Artemis wählte den dunkelsten Ort des winterlichen Himmels aus, denn so wären Orions Sterne die hellsten von allen.

Eine Erzählung von verbotener Liebe

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Im späten Sommer erhellen die Sterne Vega und Altair (welche auch zwei Eckpunkte des Sommerdreiecks bilden) den Himmel der nördlichen Hemisphäre. Diese Sterne waren Inspiration für die schicksalhafte chinesische Erzählung des Kuhhirten und des webenden Mädchens.

Vor langer Zeit arbeiteten ein armer, ehrlicher Waisenjunge und ein alter Büffel jeden Tag auf dem Feld. Die Dorfbewohner nannten den Jungen „Kuhhirte“.

Währenddessen wurde der jüngsten himmlischen Maid ihr göttliches Leben zu fade. Sie stieg als Mädchen zur Erde herab um den Kuhhirten zu treffen, in den sie sich verliebt hatte als sie ihn von oben beobachtete.

Der Kuhhirte und das Mädchen heirateten und sie gebar ihm zwei Kinder.

Die Familie lebte bescheiden aber glücklich, bis die himmlische Kaiserin bemerkte, dass eine ihrer Töchter verschwunden war und ihr in das Dorf auf der Erde folgte. Voller Wut gab die Kaiserin dem Webermädchen zwei Möglichkeiten: in den Himmel zurückzukehren oder Zeuge der Zerstörung ihres Mannes, ihrer Kinder und des Dorfes zu werden. Vor diese Wahl gestellt, ging das Webermädchen.

Als er den kummervollen Kuhhirten sah, öffnete der alte Büffel sein Maul und sprach: „Wenn Du mich tötest und meine Haut anlegst, kannst Du in die Himmel hinauf fliegen und sie fangen.“ Mit großem Widerwillen tötete der Kuhhirte den Büffel und nahm seine Kinder mit, das Webermädchen zu finden.

Aufgebracht nahm die Kaiserin ihre goldene Haarnadel und zeichnete damit einen breiten Fluss im Himmel um die zwei Liebenden zu trennen – den Kuhhirt als Altair, und das webende Mädchen als Vega – sodass sie sich niemals wieder sehen sollten.

Der Fluss in dieser Geschichte ist die Milchstraße (auf chinesisch: Silberfluss). Im späten Sommer trennt die weite, gewundene Milchstraße die Konstellationen Waage (welche Vega beinhaltet) und den Adler (welcher Altair beinhaltet), und dient als Erinnerung an die verbotene Liebe des Kuhhirten und des webenden Mädchens.

Aber einmal im Jahr, so heißt es, fliegen die Elstern der Welt hoch in die Himmel und bilden eine „Elsternbrücke“ über die Milchstraße, sodass der Kuhhirte und das webende Mädchen für einen Tag zusammen sein können – am siebenten Tag des siebenten Monats.

Foto: Zur Verfügung gestellt von United States Naval Observatory Library


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