Flossen hoch oder die Navy schießt

US-Navy plant Trainingsbasis für Unterwasserkriegsführung im Lebensraum der letzten Nordkaper
Titelbild
Foto: Regina Asmutis-Silvia
Von 6. Februar 2010

Mehr als ein Dutzend Naturschutzorganisationen, darunter die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS, Nature Resources Defense Council, die Humane Society US und andere haben im Bundesstaat Georgia in den USA Klage gegen die US-Navy eingebracht. Anlass ist die Entscheidung der US-Navy, eine Basis für das Training von Unterwasserkriegsführung nahe des einzigen bekannten Aufzuchtgebietes vom Aussterben bedrohter nordatlantischer Glattwale zu errichten.

Erst bauen, dann schauen, ob’s geht

In der Klage stellt die Koalition von Naturschutzverbänden nicht die Notwendigkeit von Trainingsaktivitäten des Militärs in Frage. Sie kritisiert eine „sich über sämtliche Auflagen hinwegsetzende Vorgehensweise des US-Militärs, wodurch es zu einer zusätzlichen
Gefährdung der weltweit bedrohtesten Bartenwalart kommen könnte“. Nach Angaben der Tierschutzverbände will sich die US-Navy erst mit den von US-Behörden auferlegten Umweltverträglichkeitsprüfungen beschäftigen, wenn die Trainingsbasis bereits errichtet ist. Sie soll sämtliche zur Reduktion der Gefahren für Wale auferlegten Maßnahmen ignoriert haben.

Funktionell ausgestorben

Der Nordkaper wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts an den Rand der Ausrottung gejagt. Trotz eines seit Jahrzehnten währenden Fangverbots hat sich der Bestand nicht erholt. Der nordostatlantische Bestand gilt als funktionell ausgestorben, auch deswegen, weil sich die Tiere wenig fortpflanzen. So wurde laut WWF im Jahr 2000 die Geburt eines einzigen Kalbes registriert, 1999 zählte man drei und 1998 sechs Geburten. 2009 bejubelten die Tierschutzverbände dann einen Babyboom mit 39 Nordkaper-Kälbern. Dennoch: Atlantische Nordkaper sind heute – neben ihrer pazifischen Schwesterart – die am meisten bedrohte Großwalart. Ihr Weltbestand liegt bei nur 300 bis 350 Tieren.

Als Gefährdungsfaktoren für den atlantischen Nordkaper werden Lebensraumverlust, Lärm, Ersticken in Fischernetzen und Kollisionen mit Schiffen genannt. Die letzten Nordkaper leben im Nordatlantik an einer Art Hauptstraße für Schiffe. Mindestens acht Nordkaper sind in den vergangenen sechs Jahren durch Kollisionen mit Schiffen zu Tode gekommen, darunter drei trächtige Weibchen. Schiffe der US-Navy sind von den Geschwindigkeitsbeschränkungen für Schiffe in der Region ausgenommen.

Russisches Roulette mit einer seltenen Art

„Schon der zusätzliche Verlust eines einzigen Wales im Jahr, zu der ohnehin schon hohen Sterblichkeitsrate, könnte die Ausrottung des Nordkapers bedeuten“, sagt Regina Asmutis, Walexpertin der WDCS an der Ostküste der USA. Sie fügt hinzu: „Die US-Navy spielt mit der Zukunft dieser seltenen Walart russisches Roulette.“

Die US-Navy soll bis zu 470 Trainingseinheiten pro Jahr planen, darunter den Einsatz von Sonaren und Torpedos.

Foto: Regina Asmutis-Silvia

 



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