Tibetische Kulturwebseite in China gesperrt

Titelbild
Screenshot: Tibetan Cultural Net

Eine sehr bekannte Webseite über tibetische Kultur ist in China gesperrt worden, obwohl die Betreiber immer versucht haben, die Zensoren nicht herauszufordern.

TibetCul, eine Abkürzung von Tibetan Cultural Net, wurde von einer Gemeinschaft von etwa 80.000 Tibetern und Chinesen besucht, die an tibetischer Kultur interessiert sind. Zwei Brüder, Wangchuk Tseten und Tesewang Norbu, gründeten sie im Jahr 2003 in Lanzhou, der Hauptstadt der Provinz Gansu, in Nord-West China.

Am 16. März schrieben die Betreiber auf ihrem „Sina microblog“, dass sie plötzlich keinen Zugang mehr zu ihrer Webseite hätten.

Später teilte ihnen ihr Service Provider mit, dass „höhere Behörden“ die Sperrung angeordnet hätten, aber dass die „spezifischen Gründe“ dafür „vertraulich“ seien.

Die Brüder betreiben auch eine Webseite über Reisen in Tibet und eine tibetische Enzyklopädie. Diese Seite wurde nicht gesperrt, aber man befahl ihnen, einen neuen Antrag zu stellen, um sie weiterhin zu betreiben. „Möge uns doch irgendjemand erklären, ob das eine vernünftige rechtmäßige Forderung ist?!“ Das schrieb Tseten auf seinem Blog.

Die Sperrung ist ein harter Schlag für die kleine Gemeinschaft, die sich ein wenig Einblick in die Kultur durch den Gebrauch des Internets erkämpft hatte.

Dechen Pemba, ein bekannter Blogger tibetischer Angelegenheiten mit Sitz in London, nannte es „einen unermesslichen Verlust für tibetische Netzbürger“.

In einer E-Mail an „The Epoch Times“ erklärte Pemba, dass die tibetischen Nutzer „zweifelsohne bezüglich der Nutzung des Internets immer desillusionierter werden.“ Die Menschen seien daran gewöhnt, dass ihre Post verspätet kommt oder dass Webseiten vorübergehend geschlossen werden, aber dieses Ereignis sei anders. „Eine komplette Sperrung würde für einige Blogger das Ende von sieben Jahren Zufriedenheit bedeuten.“

„TibetCul war eine einmalige Plattform für tibetische Netzbürger, sich auszutauschen und sich als vereint zu empfinden“, sagt Pemba. Diese Sperrung wirft sie auf die homogenen Medienkanäle wie Sina und QQ zurück, die sich nicht um die Tibeter kümmern und unter stärkerer Propagandakontrolle zentraler Behörden stehen.

Der Bericht über die Sperrung in „Sina post“ löste eine Flut von Kommentaren aus, die von Chemba in einer Pdf-Datei festgehalten wurden. In einem davon heißt es: „Unterdrückung von Kultur wird die Loyalität untergraben.“

Die Herausgeber waren sich der potentiell sensiblen Natur ihrer unabhängigen Unternehmung bewusst, obwohl sie politische Debatten untersagten und sich nicht zu sehr profilierten.

TibetCul verbreitete Nachrichten, setzte Blogs ins Internet und zeigte Ausschnitte aus der tibetischen Musik, Literatur, Filmen, Reisen und hatte Kontakt zu Tibetern aus Übersee, zu denen auch sehr bekannte gehörten. Rockgruppen, Dichter, Künstler und Filmregisseure unterhielten Blogs auf der Webseite. Eine elektronische Tafel für Tagesberichte brachte die Debatten des Tages – wobei man niemals der KPCh auf die Füße trat.

Dieses Prinzip wurde im Mai 2010 nach einem Erdbeben in der tibetischen Region Yushu verdeutlicht. Tibetische Internetnutzer waren wütend über die Berichte mangelhafter Rettungsversuche durch das Militär. Die Administratoren warnten die Internetnutzer davor, irgendetwas zu äußern, was als politische Aussage gewertet werden könnte.

Sie riefen dazu auf, „die Gesetze der Volksrepublik China“ zu respektieren und erklärten, dass sie die Nutzer ausschließen würden, die diese Regeln missachteten.

Der Grund für die jetzige Sperrung ist unklar. Der Monat März ist als sensible Zeit für die Tibeter bekannt, weil es der Monat ist, in dem sich der Jahrestag der Unruhen aus dem Jahr 2008 wiederholt. Das war am 14. März. Aber keine anderen Ereignisse sind dieser Sperrung vorausgegangen.

Die „Epoch Times“ konnte nicht herausfinden, ob es ein Teil einer allgemeinen härteren Restriktion für Redefreiheit für die Tibeter ist.

Zhen Yun, ein Veteran im Umgehen von Chinas Zensur, erklärte kürzlich in einem Interview, das von der „China Digital Times“ übersetzt wurde, dass Forderungen, Webseiten zu schließen, immer dann schnellstens erfüllt werden, wenn hochrangige Beamte involviert sind.

„Das ist kein Spiel, wenn die gewaltige Wut einiger Führer geweckt ist“, sagte er. „Wenn der Befehl eines mächtigen Führers erfolgt, geht er durch alle Ränge nach unten durch und alle anvisierten Prozesse verschwinden wie Rauch im Wind.“

Webseiten, die so ins Zielfeld geraten, „sterben sofort“, sagte er.

Artikel auf Englisch: Tibetan Culture Website Shut Down in China

 

 

Screenshot: Tibetan Cultural Net 
Screenshot: Tibetan Cultural Net

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion