Oolong-Tee: Wach ohne Nervosität

Oolong-Tee hält lange munter und belebt, ohne nervös zu machen.
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Die Teezeremonie ist in Taiwan von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung. (Foto: Daniel Ulrich)
Von 14. Januar 2016

Die Bezeichnung Oolong bedeutet Schwarzer Drachen oder Schwarze Schlange. Den Ursprung dieses Namens beschreiben mehrere Legenden. Laut einer davon soll der Inhaber einer Teepflanzung beim Anblick einer schwarzen Schlange so sehr erschrocken sein, dass er sich tagelang nicht mehr an seine zuvor gepflückten Teeblätter herantraute. Als er sich ihnen schließlich doch vorsichtig näherte und sie schließlich einsammelte, hatte der Oxydationsprozeß in der feuchten Umgebung durch die Sonne schon begonnen. Da er die Blätter nicht wegwerfen wollte und schließlich Tee kochte, ergaben sie ein herrliches Getränk.

Der Urprung des Oolong-Tees

Die Pflanzenarten des Tees sind Thea sinensis und Thea assamica. Zur Herstellung von Oolong-Tee müssen die Teeblätter nach dem Pflücken in der Sonne zu Welken beginnen. Dann werden sie in einem Raum zum Ruhen gelagert und mit Bambussieben immer wieder geschüttelt. Dadurch wird die Zellstruktur an den Blatträndern aufgebrochen und der austretende Sauerstoff reagiert mit der Luft. Dieser Fermentationsprozeß wird an der Kupferverfärbung der Blätter sichtbar. Die Kunst des Fermentierens besteht darin, zu erkennen, wann die Teeblätter exakt die gewünschte Fermentationsstufe erreicht haben. Das anschließende Erhitzen in Eisenpfannen stoppt den Fermentationsprozess. Die Geschmacksskala des Oolong-Tees reicht je nach Qualität von fruchtig-blumig bis malzig.

Oolong-Tee ist halbfermentiert, liegt geschmacklich zwischen grünem und schwarzem Tee und kann mehrmals aufgegossen werden. Der beste Oolong-Tee soll aus Formosa, dem heutigen Taiwan, kommen. Als erstklassige Oolong-Tees gelten der Dong Ding Oolong, benannt nach dem Berg Dong Ding in der taiwanesischen Provinz Nantou und der Te Kwan Yin aus der Provinz Fujian in China. Seit einigen Jahren werden auch in Indien und Malaysia Oolong-Tees produziert.

In den letzten Jahren haben Mediziner und Ernährungswissenschaftler auch die Wirkung von grünem Tee – insbesondere von Oolong-Tee – als Heilmittel erwähnt. Inzwischen liegen gesicherte Ergebnisse auf dem Tisch, die bestätigen, dass Oolong-Tee Leiden mindern und Krankheiten vorbeugen kann. Hierzu gehören vor allem Herz-Kreislauf-Beschwerden. Aber auch bei chronischen Magenschleimhautentzündungen soll Oolong-Tee, und hier vor allem der Lao Cha, nachweislich wirken.

Der Oolong-Tee, eine Spezialität Taiwans

Die Insel Taiwan erstreckt sich über eine Fläche von 36.000 Quadratkilometer und liegt rund 200 Kilometer südlich vom chinesischen Festland.Mit einem Ausfuhrvolumen von rund 20.000 Tonne pro Jahr spielt der Tee für Taiwan eine wichtige Rolle. Die ersten Teepflanzen gelangten etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts aus der Provinz Fujian des Festlandes China auf die Insel. Heute wird Tee hauptsächlich in Zentraltaiwan in der Provinz Nantou angebaut. Das Verhältnis zwischen Nebel, Sonne und guter Erde ist dort optimal. Gerade der Wechsel zwischen diesen Naturelementen ist die Voraussetzung für Spitzengewächse. In den ausgedehnten Hochtälern gedeihen Oolong-Tees bis in Höhenlagen von 2.400 Meter. Die Stadt Loku, in der sich auch das älteste Teemuseum befindet, ist eines der bekanntesten Teeanbaugebiete.

Je nach Fermentationsgrad unterscheidet man vier verschiedene Grundtypen des Oolong-Tees: Pouchong, der bis zu 12% fermentiert; Zheng Cha, der bis zu 30% fermentiert; So Cha Oolong ist fest gerollt und bis zu 50% fermentiert; Kao Shan Cha Oolong, oder Hochland-Tee, kommt aus über 1.800 Meter Seehöhe. Oolong-Tee ist nicht nur gesund, sondern steigert das allgemeine Wohlbefinden. Seine Aromastoffe mobilisieren die innere Energie.

So hält Oolong-Tee lange munter und belebt, ohne nervös zu machen. In diesem Sinne ist Tee aus Taiwan eine faszinierende Entdeckung. Der Zhu-Gu – ein besonderer Oolong-Tee hu-Gu-Tee ist ein sogenannter Lao Cha, was aus dem Chinesischen übersetzt alter, reifer Tee heißt. Lao Cha ist ein besonderer Tee und wird kaum in größeren Mengen produziert. Seine Herstellung gilt als Kunst, sodass er entsprechend weniger bekannt ist und zu den Raritäten im Teehandel zählt.

Wie manche Weinsorten wird der Lao Cha umso besser, je länger er lagert. Ab dem zweiten Lagerjahr muss der Lao Cha im Gegensatz zum Wein einmal im Jahr sorgfältig geröstet werden. Als Lao Cha dürfen nur Tees bezeichnet werden, die mindestens zwei Jahre gelagert wurden. Da der Lao Cha während der langen Lagerung und bei der Röstung das gesamte Koffein verliert, ist er auch für Menschen mit Magenproblemen verträglich. Lao Cha wird übrigens auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt.

Das Anbaugebiet dieses Tees liegt im Herzen von Taiwans Teeproduktion – im berühmten Luku – in rund 1.000 Meter Höhe.

Bei-Shan-Yuan-Oolong-Tee – eine weitere Rarität

In ca. 1.000 Meter Höhe auf einem Hang gegenüber dem geografisch zentralsten Berg Taiwans befindet sich das Anbaugebiet des Bei Shan Yuan, der Champagner unter den Oolong-Tees.

Das Verhältnis zwischen Nebel, Sonne und guter Erde ist auf dieser kleinen Teeplantage optimal. Wie durch ein Wunder verschonte sie das große Erdbeben vom 19. September 1999, während ringsherum der halbe Berg abrutschte und kaum etwas in dieser Gegend unversehrt blieb. Der Himmel ließ nicht zu, dass etwas geschieht, sagen die Chinesen.

Oolong-Tee bringt die Menschen zusammen

Bei einer Teezeremonie nach alter chinesischer Tradition sollte man aufrecht sitzen, seinen Geist möglichst entspannen und sich nur langsam bewegen. Außerdem ist es empfehlenswert, den Tee in einer harmonischen Umgebung zuzubereiten.

Taiwans Teekunst spielt im zwischenmenschlichen Bereich die größte Rolle, denn Oolong-Tee bringt die Menschen zusammen. Insbesondere daduch, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen mit dem gesellschaftlichen Wandel im Zuge der Industrialisierung abgeflacht sind, kommt der Art und Weise, wie der Oolong-Tee getrunken wird, ein besonderer Stellenwert zu.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Printausgabe Nr. 2



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