Chinas neue Soft-Power

Die "Nation mit den fortschrittlichsten Kommunikationstechniken" habe heutzutage weltweit "den meisten Einfluss", sagte Chinas Propagandameister Li Changchun. Pekings Führung versucht deshalb, sein Ansehen im Ausland durch politische, kulturelle und mediale "Go global"-Initiativen zu unterstützen.
Titelbild
Mit Chinas medialem „Go global“ soll es nun bald weltweit zu lesen geben, dass sich China zur Zeit in dem besten Menschenrechtszustand befindet und dass die Menschen dort "vor Glück täglich tanzen". - Reklamepüppchen vor einer wegen der Wirtschaftskrise wenig besuchten Shopping Mall in Peking. (Frederic J. Brown/AFP/Getty Images)
Von 27. April 2009

Während rund um die Welt nur Nachrichten von Konkursmeldungen vieler traditioneller Tageszeitungen aufgrund der Wirtschaftskrise kursieren, beginnt China seine ehrgeizigen neuen Medienprojekte. Die zweite staatlich gelenkte englischsprachige Tageszeitung „Global Times“ startete am 21. April mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren und von fünf Druckorten aus – zeitgleich mit ihrem Online-Auftritt (www.globaltimes.cn). Der geplante weitere Schritt ist, um tatsächlich global zu werden, zunächst auch in Nordamerika zu erscheinen.

Auf täglich 24 Seiten will die „Global Times“ der bisher einzigen landesweiten englischsprachigen seit 1981 erscheinenden Tageszeitung „China Daily“ den Rang ablaufen. Das gleichnamige chinesische Schwesterblatt „Huanqiu Shibao“ soll das Vorbild der neuen englischen Ausgabe sein. Innerhalb von 16 Jahren ist das chinesische Blatt „Huanqiu Shibao“ zu einer der größten und einflussreichsten profitablen Tageszeitungen in China gewachsen, mit einer Tagesauflage von 1,6 Millionen Exemplaren und dem Zugriff auf 500 China-Korrespondenten in 75 Ländern. Das neue englischsprachige Blatt verfügt über rund 100 Redakteure, darunter 15 Ausländer.

Zeitung als Stimme des Volkes?

Obwohl deren Geldgeber und Mutterblatt, die „Volkszeitung“ sich offen bekennt, „Zunge und Kehlkopf“ und damit die Stimme für der Kommunistische Partei zu sein, erklärte der Chefredakteur der „Huanqiu Shibao“, Hu Xijing, unbescheiden den Unterschied von seiner Zeitung zu „China Daily“: „‚China Daily‘ bringt die Stimme der Regierung, wir berichten über die Stimme des Volkes.“ Die familiäre Beziehung zu der „Volkszeitung“, der Parteizeitung Nummer 1 von China, hielt der Chefredakteur für unwesentlich, weil das nicht „unseren Stil und unsere Linie“ ändern kann. Laut Hu wird das neue englische Blatt dem Stil und den Linien des chinesischen Schwesterblatts folgen – „mit journalistischen Sensibilität ohne die Reizthemen zu vermeiden, werden wir der Welt das ständig veränderte China objektiv darstellen“.

Was den großen Erfolg des chinesischen Schwesterblattes betrifft, so weisen Beobachter darauf hin, dass die Zeitung den Nationalismus und Patriotismus perfekt für sich nutzt und den polemischen Attacken auf ausländische Kritiker großen Raum eingeräumt hat. Die Zeitung ist Sprachrohr für den neuen Patriotismus unter jungen Chinesen geworden. Gleich am ersten Tag fand man rechts unten auf der Webseite der jungfräulichen Global Times auch diese Erfolgsspur. „Die Theorie einer chinesischen Bedrohung zurückgewiesen“ machte da eine Schlagzeile. Darunter durften allerlei chinesische „Gelehrte“ die unverschämten Vorwürfe des Westens entkräften, China attackiere im Ausland Computer oder sei sonst in irgendeiner Weise eine Gefahr für die Welt.

Chinas neue Lobby-Strategie

„Wer in dieser Welt über stärkere Kommunikationsfähigkeit verfügt, der kann auf die Welt mehr Einfluss ausüben“. Das sagte Li Changchun, Politbüromitglied der Kommunistischen Partei Chinas, der für Propaganda zuständig ist, im Oktober des vorigen Jahres.

Es wird berichtet, dass die Regierung in Peking seit Anfang dieses Jahres ihre neue Lobby-Strategie startete und 45 Milliarde Yuan (rund 4,5 Milliarde Euro) investieren wird, um die Staatsmedien zu fördern, in die Welt zu gehen. Zwar will Peking diese Nachricht nicht bestätigen, aber es scheint doch nicht nur ein grundloses Gerücht zu sein. Die Herausgabe einer englischen Zeitung in der schwierigen Zeit der Wirtschaftskrise spricht eine in jeder Hinsicht deutliche Sprache.

Es wird auch berichtet, dass CCTV – der erste staatliche Fernsehsender, die staatliche Xinhua-Agentur und die „Volkszeitung“ jeweils maximal 15 Milliarden Yuan bekommen, mit denen sie große Propagandaaktionen durchführen können, um der Regierung in Peking international Gehör, Ansehen und Einfluss zu verschaffen.

Vor den Pekinger Olympischen Spielen hat CCTV französische und spanische Sendungen eingerichtet, später in diesem Jahr werden noch die russischen und arabischen Sendungen gestartet. Die Nachrichtenagentur Xinhua wird englische Radiosender mit 24-stündigen Programmen aufbauen, um mit CNN und BBC zu konkurrieren.

Anfang dieses Jahres wies der Propagandameister Chinas Li, Changchun, alle Beamten an, die in dem Propaganda-Bereich arbeiten, dass sie mit großem Einsatz die Kommunistische Partei Chinas, den Sozialismus und die Reformpolitik loben müssen. Der Direktor des Büros für Außenpropaganda des Zentralkomitees der KPCh, Wang Cheng, ergänzte, dass die Medien und die Kultureinrichtungen ihr Volumen erweitern sollen, um durch positive Propaganda der Regierung in Peking international Einfluss zu verschaffen.

Glaubwürdigkeit der Staatsmedien Chinas

Mit Chinas medialem „Go global“ soll es nun bald weltweit zu lesen geben, dass sich China zur Zeit in dem besten Menschenrechtszustand befindet und dass die Menschen dort vor Glück täglich tanzen. Doch bleibt die Frage noch offen: Will jemand in der Welt das lesen?

Selbst die chinesischen Intellektuellen bezweifeln öffentlich die Glaubwürdigkeit der Staatsmedien Chinas. Anfang Januar haben 22 Rechtsanwälte und Schriftsteller eine Aktion „Boykott gegen CCTV, Ablehnung der Gehirnwäsche“ im Internet initiiert. Natürlich haben CCTV und andere Staatsmedien nie über diese beispiellose Herausforderung berichtet.

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion