Die Raumflug-Reportage von „Chinas Stolz im All“ schon vor dem Start veröffentlicht

Was man bei den Olympischen Spielen schon ausgiebig geübt hat, Ereignisse vorzutäuschen, das übertreibt man jetzt in China. Xinhua.Net veröffentlichte schon vor dem Start von Chinas Raumflug einen detaillierten Bericht über seinen Erfolg. Chinas Blogger sind jedoch wachsam.
Titelbild
Public Viewing von Chinas Astronauten live im TV. Trotzdem können Chinesen nie sicher sein, ob das was sie sehen oder hören, auch wirklich gerade passiert. (AP Photo/Greg Baker)
Von 29. September 2008

„Noch eine Minute!“

Dida, Dida … Jeder Schlag des Sekundenzeigers lädt die Atmosphäre mit noch mehr Bedeutung auf.

Plötzlich blinkt auf dem Bildschirm eine Lichtlinie auf und gleich danach zeigt sich ein Lichtpunkt auf dem Bildschirm. Nach einigen sauberen Bewegungen von Zhou Xingguo, dem Leiter des Messteams, fixiert sich der Lichtpunkt wie ein Nagel auf dem Mittelpunkt des Bildschirms.

„Yangtse-Eins hat das Ziel gefunden!“

„Yangtse-Eins hat den Doppelempfang geschafft!“

Die klare Ansage des Dispatchers hat die völlige Stille auf dem Messschiff „Yuangwang 1“ gebrochen. In dieser Sekunde ist es 12 Sekunden vor dem voraus geplanten Empfangszeitpunkt.

„Der Luftdruck in dem Raumschiff ist normal!“

„Der O2-Druck in dem Raumschiff ist auch normal!“

„Ein Bild nach dem anderen, eine Reihe Daten nach der anderen fliegen vom Raumschiff in das weit entfernte Vaterland zurück!“

Wenn man diese detaillierte Beschreibung vom chinesischen Raumflug liest, kann man nur glauben, dass alles schon tatsächlich passiert war, als der Text entstand. Dieser Text ist jedoch der Auszug eines Artikels der chinesischen staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, der am 25. September in ihrem Online-Portal erschien und kurz danach wieder entfernt wurde. Der Artikel ist jetzt noch in Google CACHE zu finden, nur nicht mehr abrufbar.

Mit dem ausführlichen Text sollten die drei Xinhua-Journalisten am 27. September vor Ort auf dem Schiff „Yuangwang 1“ darstellen, wie die Informationen aus dem chinesischen Raumschiff „Shenzhou 7“, das bereits 30 Runden im All gedreht hatte, erfolgreich empfangen werden, um zu kontrollieren, ob bei dem „Stolz Chinas im All“ alles in Ordnung ist.

Aber als dieser Artikel im Xinhua-Net erschien, war das Shenzhou 7-Raumschiff noch nicht einmal gestartet.

Xinhua entschuldigt sich bei den Lesern

Am 27. September veröffentlichte Xinhua eine kurze Entschuldigung an die Leser auf ihrer Webseite: „Vor dem Start des Raumschiffs ‚Shenzhou 7‘ am 25. September hat unsere Redakteur aus Versehen einen Artikelentwurf online gestellt. Wir bedauern zutiefst und bitten um Entschuldigung. Xinhua-Net am 26. September 2008.“

„In dem gelöschten Artikel von Xinhua wurden Szenen, die noch gar nicht passiert waren, sehr detailliert beschrieben, der Artikel war absolut druckfertig. Jedoch will Xinhua immer noch mit der Ausrede vom „Textentwurf“ ihre Lügen verleugnen.“ Das sagte der in Amerika lebende China-Experte Zhang Lianjie.

Seit dem 25. September feiert Xinhua auf ihrer Webseite täglich an erster Stelle jeden großartigen Erfolg von Chinas Astronauten – „Durchs All schweben, die Flagge schwenken, mit dem Staatschef funken, heute haben Chinas Astronauten ihre Drei-Tage-Mission absolviert und sind sicher zurück auf der Erde.“ Fraglich ist jedoch, welche Nachrichten Xinhuas wirklich zu glauben  sind. Bei solch einer entscheidenden Angelegenheit für die Kommunistische Partei ist Xinhua auf jeden Fall die einzige und erste Quelle von Nachrichten für die chinesischen Medien.

Die Bevölkerung ist nicht mehr so leicht zu betrügen

„In der Vergangenheit löschte Xinhua die falsche Nachrichten nur und schwieg, sobald die Lüge aufgedeckt wurde. Auch dieses Mal hat Xinhua zunächst die gleiche Methode angewandt und geschwiegen. Aber weil dieser Artikel schon von vielen anderen Webseiten zitiert wurde und die Blogger bereits in Foren heiß diskutiert haben, konnte Xinhua die Sache nicht einfach ignorieren“, sagt China-Experte Zhang weiter.

Xinhua war dieses Mal praktisch gezwungen, eine Entschuldigung zu veröffentlichen. Dies zeige, dass sich das Volk von dem  Sprachrohr des Regimes nicht mehr täuschen lassen will. Das sei ein Erfolg für die erwachenden Volksgruppen, so Zhang. Laut Zhang haben die chinesischen Blogger diesen gefälschten Artikel gleich nach dem Erscheinen entdeckt. Sie haben ihn sofort als Beweis gespeichert und ihn in Internetforen weiter verbreitet.



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