Ein unvorhergesehener Flug in die Freiheit

Warum ein chinesischer Pilot in den USA Asyl sucht
Titelbild
Der Flughafen von Shanghai. Hinter den Kulissen offenbart sich die Unerbittlichkeit der KP-Herrschaft. Die Polizei wollte einen chinesischen Piloten in letzter Minute nicht starten lassen, weil er sich kritisch über die KP geäußert hatte. (Foto: Liu Jin / AFP / Getty Images)
Von 16. August 2006

Am 8. August brachte der chinesische Pilot die 313 Passagiere des Fluges Nr. MU 583 von Shanghai nach Los Angeles sicher an ihr Ziel. Es dürfte ihm nicht leicht gefallen sein, denn direkt vor dem Abflug hatten ihm chinesische Polizisten drohend mit auf den Weg gegeben: „Wir kriegen dich, wenn du zurückkommst!“

Am Tag nach der Ankunft erbat Yuan Sheng, 39 Jahre alt und seit 18 Jahren ohne Zwischenfälle für China Eastern Airlines im Einsatz, politisches Asyl in USA. Auf einer kurzen Pressekonferenz in Los Angeles erklärte der Pilot, der seit 1997 Falun Gong praktiziert, er habe diesen Schritt getan, weil ihm in China Verhaftung drohe. Ein schwerer Entschluss, denn in China überlässt er Ehefrau und 12-jährige Tochter einem ungewissen Schicksal. Er schilderte die letzten Momente vor dem Abflug.

Vor dem Abflug in Shanghai

Auf dem Flughafen Pudong in Shanghai war er mit einem jungen Mann vom Sicherheitsdienst ins Gespräch gekommen, der den Dialekt seiner Heimatstadt sprach. Das Gespräch wurde vertraulicher und Yuan legte dem Mann nahe, die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei zu lesen, ein Buch, in dem die Geschichte der Gewaltherrschaft der Chinesischen Kommunistischen Partei (KPC) unzensiert beschrieben wird und das daher im kommunistischen China verboten ist. Im Verlauf des Gesprächs ermutigte er den Mann auch, aus der KP auszutreten.

Wenig später erschien derselbe Mitarbeiter gefolgt von vier Polizisten, die Yuan hindern wollten, das Flugzeug zur Aufnahme seines Dienstes als Pilot zu betreten. Während der Pilot mit den Polizisten verhandelte, erschienen noch zwei Polizisten; ihr Vorgesetzter verlangte seine Papiere, nahm seine Personalien auf und versuchte, ihn mit zur Polizeistation zu nehmen.

Unterstützung von der Crew

313 Passagiere waren schon an Bord, das Flugzeug stand bereit zum Abflug und die Airline konnte keinen Ersatzpiloten finden. Die Crew und das Bodenpersonal kreisten die Polizisten ein und verlangten die Freilassung von Yuan. Schließlich durfte er an Bord gehen, aber die Polizisten drohten ihm: „Wir kriegen dich, wenn du zurückkehrst!“

Der chinesische Pilot Yuan Sheng am 9. August in Los Angeles. Er schilderte vor der Presse den Druck, der vor dem Transatlantikflug noch auf dem Rollfeld auf ihn ausgeübt wurde. (Der chinesische Pilot Yuan Sheng am 9. August in Los Angeles. Er schilderte vor der Presse den Druck, der vor dem Transatlantikflug noch auf dem Rollfeld auf ihn ausgeübt wurde. (Foto: Epoch Times)

Im National Press Club in Washington D.C. erfuhren die Medien am 11. August weitere Einzelheiten über die Hintergründe der Flucht eines angesehenen und gut bezahlten Piloten aus den Armen des KP-Regimes.

„Dann darfst Du nicht mehr fliegen!“

Ein Kollege, der selbst aus China in die USA emigriert war, machte ihn im Jahr 1997 in Los Angeles auf Falun Gong aufmerksam. Die Gesundheitsprobleme, unter denen der Pilot seinerzeit litt, verschwanden auffallend schnell, nachdem er mit dem Praktizieren von Falun Gong begonnen hatte. Als er aber im Juli 1999 von einem Auslandsflug zurückkam, war er überraschend mit dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong in China konfrontiert. Die Fluggesellschaft unterwarf ihn ebenso wie alle anderen Mitarbeiter, die Falun Gong praktizierten, strengen Gehirnwäsche-Kursen. In diesen Kursen wurden die Teilnehmer oft Tag und Nacht verleumderischem Audio- und Videomaterial gegen diese Qi Gong-Schule ausgesetzt. Ziel dieser Kurse war, die Mitarbeiter zu einer Erklärung zu zwingen, in der sie garantieren, mit dem Praktizieren von Falun Gong aufzuhören. Vorgesetzte drohten ihm immer wieder, er dürfe nicht mehr fliegen, falls er weiterhin Faun Gong praktiziere. Dies alles, zusammen mit dem Druck von seiner Familie, machte Yuan mürbe, er unterschrieb und praktizierte von da an im Geheimen weiter.

Wie die KP korrumpiert

Auf die Frage, ob er selbst KP-Mitglied war, antwortete er: „Wenn man in China einen guten Job und ein gutes Leben haben will, muss man Parteimitglied sein. Also bin ich 1999 unter diesen Umständen auch der Partei beigetreten.“ Yuan wurde als sicherer Pilot mit einer Silbermedaille ausgezeichnet, sein Verdienst war mit monatlich umgerechnet etwa 3.600 US-Dollar für chinesische Verhältnisse außerordentlich hoch. Nach seinen eigenen Worten waren seine berufliche und private Situation sehr gut, und das führt er hauptsächlich auf das Unterschreiben dieser Garantieerklärung zurück. Allerdings sagte er auch, nach dem Unterschreiben habe er zum ersten Mal als erwachsener Mann geweint und er bedauere diese Entscheidung bis auf den heutigen Tag zutiefst.

Die Wahrheit traf ihn wie ein Schlag

Dann traf es ihn wie ein Schlag, als er im März 2005 bei einem Stopp in Paris in seinem Hotel die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei vorfand. Dazu sagte er: „Das half mir sehr, die wahre Natur der Kommunistischen Partei zu erkennen und was sie dem chinesischen Volk angetan hat. Ich war daraufhin sofort entschlossen, die Partei zu verlassen.“ Er meldete sich noch von der Hotelhalle aus bei der entsprechenden Telefon-Nummer und gab seinen Austritt aus der chinesischen KP bei der Webseite der chinesischen Epoch Times, die die Neun Kommentare im November 2004 herausgegeben hatte, bekannt.

Von nun an versuchte er, seine Landsleute aufzuklären, wann immer er konnte. Yuan dazu: „Die Situation in China kann sich nach und nach ändern, wenn mehr und mehr Menschen die Wahrheit erfahren.“

Zu seiner jetzigen Situation sagt der geflüchtete Pilot: „Meiner Frau ist die Ungesetzlichkeit der Behandlung von Falun Gong in China klar…Wenn ich zurück ginge, könnte ich sie wahrscheinlich nicht mehr sehen, ich würde vermutlich wie so viele andere im Gefängnis landen und gefoltert. Meine Frau zieht auch für einige Zeit die Trennung vor, sodass für uns noch Hoffnung besteht.“ Allerdings ist nicht auszuschließen, dass auch seine Ehefrau in die Verfolgung mit einbezogen und ins Arbeitslager gebracht wird, um damit ihren Mann unter Druck zu setzen.



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