Olympischer Geist mit Bulldozern

Chaos um Organtransplantationen in China
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Janice Becker gewann 1964 bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Silbermedaille im Schwimmen. Sie fordert China auf, sein Versprechen zur Verbesserung der Menschenrechtssituation einzuhalten. (Foto: The Epoch Times)
Von 29. März 2007

„Sieh dir an, was sie für den Sport tun, sie vertreiben die Menschen aus ihren Häusern und reißen die Häuser dann mit Bulldozern ein, um für die Olympischen Spiele Platz zu schaffen.“

(Janice Becker, Australien) Janice Becker war 1964 australische Olympiade-Teilnehmerin in Tokio, sie hat klare Forderungen. „Die Sportorganisationen auf der ganzen Welt müssen aufstehen und [China] sagen, wenn ihr da teilnehmen wollt, dann muss sich bei euch etwas ändern,“ denn sonst würde sich ihrer Meinung nach die beschämende Situation der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin wiederholen.

Janice, die 1964 für Australien eine Silbermedaille im Schwimmen nach Hause holte, schließt sich damit den Forderungen von Menschenrechtsgruppen für die Olympischen Spiele 2008 in Peking an. Auch sie stellt das KP-Regime an den Pranger. „Ich denke nicht,“ sagt die 62-Jährige, „dass das dem olympischen Geist entspricht – so wie ihn sich Olympioniken wünschen – und wenn sie das wüssten, würde dieser Gedanke sie ganz krank machen.“

Das IOC hört weg

Der Weg zu den Spielen 2008 sei gepflastert mit Menschenrechtsverletzungen. Die Reputation des IOC stehe auf dem Spiel, wenn angesichts der alarmierenden Situation in China dieses Thema nicht angesprochen werde, kritisiert die ehemalige Medaillengewinnerin die Haltung der allmächtigen Organisation und ihrer Vertreter. Janice Becker sagte, sie habe mit Funktionären des IOC über Chinas Menschenrechtsverletzungen gesprochen, insbesondere über die Verfolgung von Falun Gong und den vor einem Jahr bekannt gewordenen Organraub an Schülern dieser traditionellen chinesischen Meditationsschule.

Nicht nur diese religiöse Gruppe werde in der VR China verfolgt, „Es sind auch die Christen, die [moslemischen] Uighuren, die Tibeter – die Liste geht immer weiter“, sagt Janice Becker. Von IOC-Funktionären habe sie nur zu hören bekommen, „dass all das sich ändern werde,“ und „die Menschenrechtssituation werde sich auch verbessern.“

Widerstand gegen Organraub formiert sich

Die Zahl der Opfer des im vorigen Jahr aufgedeckten Organraubs in China untersuche gerade die Studie von zwei bekannten, kanadischen Juristen, David Matas und David Kilgour. Deren Nachforschungen legen den Schluss nahe, dass allein in den Jahren 2000 – 2005 etwa 41.500 Falun Gong-Schüler Opfer dieses geheimen Organraubs wurden und sie alle bei der profitablen Ausplünderung ihrer Körper ums Leben kamen.

David Kilgour sagte dazu am 27. März auf einer Pressekonferenz in London: „Die Koalition zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong in China (CIPFG) zählt inzwischen Hunderte von Parlamentariern, Anwälten, Ärzten, Wissenschaftlern, religiösen und spirituellen Führern, die bereit sind, unsere Ergebnisse weitergehend zu untersuchen. Es sollte ihnen [von der chinesischen Regierung] erlaubt werden, dies zu tun.“

Organtransplantationen – China im Chaos

Peking hat nur ausweichende Antworten auf diese Anschuldigungen. Zögerlich erscheint ein indirektes Eingeständnis nach dem anderen, dass in China überhaupt Organe gegen den Willen der „Spender“ entnommen werden. Dass Exekutierten Organe ohne deren vorherigen Einwilligung nach der Exekution entnommen werden, musste im vorigen Jahr der stellvertretende Gesundheitsminister Huang Jiefu selbst zugeben. Im Juli 2006 war eine Verordnung betreffend Organentnahmen herausgekommen, die erkennen ließ, dass in China ein Chaos herrscht betreffend Organtransplantationen.

Es wird noch trauriger. „Um die Rechte Minderjähriger unter 18 Jahren zu schützen, dürfen Individuen unter 18 Jahren keine lebenden Organe entnommen und für Transplantationen verwendet werden.“ Dieser befremdliche Passus stammt aus dem Entwurf für eine „Verwaltungsvorschrift über Transplantationen menschlicher Organe“, der Entwurf wurde am 21. März vom chinesischen Staatsrat verabschiedet. Dazu konstatiert Kolumnist Wang Yifeng am 26. März in der Epoch Times, dass laut Verfassung der VR China über Minderjährige unter 18 Jahren keine Todesstrafe verhängt werden darf. – Wer Chinas allmächtige KP und die weit geöffneten Taschen ihrer Funktionäre kennt, wird kaum noch nach den Hintergründen für die Notwendigkeit dieser Vorschrift fragen.

Chinas KP bei den Hörnern packen

Zum Glück hat auch die KP Chinas noch asiatische Züge, sozusagen Hörner, bei denen man sie packen kann, das ist die Angst vor Gesichtsverlust. Damit es in Peking nicht so ausgeht wie in Berlin, „wo jeder dachte, das ist alles ganz toll und wunderbar und dann nach dem Zweiten Weltkrieg haben sie gemerkt, was da wirklich los war“, wie Janice Becker in Erinnerung ruft, werden die Einwände von Menschenrechtsorganisationen immer massiver.
Im August 2006 erklärte eine internationale Koalition von NGOs, das IOC könne die olympischen Ideale nicht schützen, China missbrauche die kommenden Spiele zu Propagandazwecken (wogegen sich die Olympische Charta vom 11. September 2000 deutlich ausspricht) und fordert alle Nationalen Olympischen Komitees, Athleten und Sponsoren zum Widerstand auf.

Politiker finden sich kaum in den Reihen dieser Kritiker. Janice Becker verweist auf den australischen Abgeordneten Chris Bowen. Bowen fordert einen Stopp des Boykottgedankens gegen Peking 2008, denn die Spiele 2008 böten „eine Chance, die Menschenrechtssituation in China ins Visier zu nehmen und damit auch die Probleme der Falun Gong-Anhänger.“

Offener Brief an den IOC-Präsidenten

In einem Offenen Brief vom 13. März wandten sich die Kanadier David Kilgour, ehemaliger Staatssekretär, und David Matas, internationaler Menschenrechtsanwalt, an den Präsidenten des IOC, Jacques Rogge. Darin fordern sie Jacques Rogge auf, mit seinen Kollegen das Thema Menschenwürde und Menschenrechte in China anzusprechen. Sie fragen auch: „Welche Würde hat die chinesische Regierung dem chinesischen Volk gewährt, mit ihren brutalen Übergriffen gegenüber Unschuldigen, die auch nach der Zuerkennung der Olympischen Spiele fortgesetzt werden?“

Chinas Definition von „Trouble Makers“

Jüngsten Berichten ist zu entnehmen, wie der gefürchtete Zhou Yongkang, chinesischer Minister für die Öffentliche Sicherheit, gegen „trouble makers“ vorgehen will. Er hat laut Australiens Radio National am 21. März angekündigt, er werde „hart gegen feindliche Kräfte sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes vorgehen.“ Als feindliche Kräfte gelte jeder mit einem spirituellen Hintergrund jenseits staatlicher Kontrolle, ebenso Unterstützer der Unabhängigkeit von Taiwan, Tibet oder der (noch überwiegend muslimischen) Provinz Xinjiang.



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