Tibet: Der Dialog ist ein einseitiger Wunsch

Für das Bewahren der eigenen Kultur als Minimalziel hat der Pragmatiker Dalai Lama das Ziel eines unabhängigen Staates aufgegeben. Dass selbst dieses Minimalziel mit den kommunistischen Machthabern nicht erreichbar sein wird, verdeutlicht ein Blick auf die größte ethnische Gruppe Chinas, die Han-Chinesen. Auch ihre Kultur wurde von dem Regime zerstört.
Titelbild
Die tibetische Flagge im Abendlicht. Es bleibt zu fragen: welcher Dialog mit China findet wann wie statt? (Prakash Mathema/AFP/Getty Images)
Von 23. Mai 2008

„Die Tibeter streben ausschließlich nach einer kulturellen Autonomie, China ist unter der roten Flagge ein einheitliches großes China“, so bekräftigte der Dalai Lama am 19. Mai in seiner Rede vor dem Brandenburger Tor in Berlin wie immer seinen „Weg der Mitte“, den Weg des Dialoges. „Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert des Dialogs.“ Für dieses tibetische Anliegen zeigen nach den Worten des geistigen Oberhaupts der Tibeter viele Menschen Sympathie.

Wenn man sich die Lage im heutigen China betrachtet, so ist es eine berechtigte Frage, was eine „substanzielle Kulturautonomie der Tibeter“ konkret bedeuten könnte. Eine substanzielle Kulturautonomie beinhaltet die Freiheit der Meinung, die Freiheit der Gedanken und die Freiheit der Religion und des Glaubens. Dies sind also Dinge, von denen auch die Han-Chinesen, die die größte ethnische Gruppe im heutigen China bilden, unter dem herrschenden diktatorischen Regime nur träumen können. Die Kommunistische Partei (KPCh) hat in ihrer Geschichte mit allen erdenklichen und undenklichen Mitteln gerade diese Werte zu unterbinden gesucht. Es ist daher reine Utopie, dass die Kommunistische Partei diese Freiheiten jetzt gerade den Tibetern einräumen wird.

Laut dem geistigen Oberhaupt der Tibeter ist die Gewaltlosigkeit ein Grundsatz, dem man in allen Aspekten des Lebens folgen soll. Aber in der Geschichte der Machtergreifung und Machterhaltung der Kommunistischen Partei hat es permanent Gewalt und Kampf gegeben. Die rote Flagge, die laut Dalai Lama das große Land repräsentieren kann, ist gerade das Sinnbild für gewaltsame Revolution und Blutvergießen.

Darüber hinaus ist die Kultur in allen kommunistischen Diktaturen immer eine Mono-Kultur. Auch die traditionelle chinesische Kultur ist unter dem Regime fast völlig zerstört worden. Es ist schwer vorstellbar, wie die tibetische Kultur mit der Kultur der Kommunistischen Partei koexistieren kann. Was die Frage der fehlenden Kulturautonomie, betrifft, sitzen die Tibeter eigentlich mit dem chinesischen Volk in einem Boot. Um davon Abzulenken versucht die KPCh immer die Separatismusbestrebungen des Dalai Lama zu betonen und damit die Tibeter und das chinesischen Volk zu spalten.

Die KP fürchtet sich nicht wirklich vor einer territorialen Unabhängigkeit Tibets. Ihnen ist klar, dass die Tibeter diese sowieso nicht erreichen können. Die wirkliche Angst der KP liegt gerade in der Kulturautonomie der Tibeter. Wenn die Menschen frei denken und nach eigenem Glauben leben können, kann die KP sie dann nicht mehr manipulieren und kontrollieren.

Der Dalai Lama hat für Tibet eine ähnliche Lösung wie die für Hongkong vorgeschlagen. Den Weg des „Ein Land, zwei Systeme“ für Hongkong hat die KP Chinas nur unter dem großen internationalem Druck als einzigen Ausweg gesehen. Gewollt hat sie das nie.

Einen solchen internationalen Druck wird es aber in der Sache Tibets kaum geben, nicht zuletzt weil es im Ausland nicht so viele wirtschaftliche Interessen gibt, wie im Falle Hongkongs.

Der vom Dalai Lama propagierte Weg des Dialogs ist zwar grundsätzlich ein guter Weg, aber ohne eine von beiden Seiten anerkannte moralische Grundlage muss er scheitern. Die KPCh hat sich in ihrer Geschichte nie darum bemüht, bei der Wahrheit zu bleiben, oder ihr Wort zu halten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die bisherigen sechs Dialoge mit der KP Chinas ohne jeden Erfolg geendet haben. So kann man auch das Ergebnis eines erneuten Dialogs vorhersehen.



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