Tibeter verlangen Gerechtigkeit: IOC hat für Olympiade 2022 die Wahl zwischen China und Kasachstan

Tenzin Delek Rinpoche, eine der wichtigsten religiösen Führungsgestalten Tibets, starb am 12. Juli in chinesischer Haft. Sein Tod löste vielerorts Proteste aus, so auch in San Francisco.
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Tibeter protestierten auch am 7. Juni, 2013, während Obamas Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Palm Springs im Süden Kaliforniens.Foto: FREDERIC J. BROWN/GETTY IMAGES
Von 24. Juli 2015

Während der Proteste vor dem chinesischen Konsulat in San Francisco hatte unsere Korrespondentin Gelegenheit mit Aktivisten für ein „Freies Tibet“ zu sprechen. Wir geben ihren bewegenden Bericht ungekürzt wieder.

SAN FRANCISCO – Am 8. Juli hat das amerikanische Repräsentantenhaus die Resolution 337 verabschiedet, welche Seine Heiligkeit den Dalai Lama anlässlich seines 80. Geburtstags ehrt für sein Bemühen um „eine friedvolle Lösung zur Situation in Tibet“ und für viele weitere Aspekte seines lebenslangen Wirkens.

Die Resolution, nebst anderem, drängt die US-amerikanische Regierung „eine unverzügliche und bedingungslose Freilassung von tibetischen politischen Gefangenen, einschließlich … Tenzin Delek Rinpoche …“ zu verlangen.

Am 12. Juli gaben chinesisch kommunistische Behörden den Tod von Tulku Tenzin Delek Rinpoche bekannt, der die vergangenen 13 Jahre im Gefängnis festgehalten worden war. Am 16. Juli wurde sein Leichnam gegen den Willen seiner Familie eingeäschert. Am 17. Juli wurden seine Schwester und deren Tochter von chinesischen Behörden abgeführt. Ihr Aufenthaltsort und Befinden sind nicht bekannt.

Am 31. Juli wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Gewinner für das Ausrichten der Winterolympiade 2022 bekannt geben – Peking in China oder Almaty in Kasachstan.

Tibeter protestieren

Der Tod des allseits verehrten Rinpoche löste vielerorts Proteste aus. Unter den 30 bis 40 Protestierenden vor dem chinesischen Konsulat in San Francisco am 21. Juli befindet sich Sonamtso, eine Organisatorin der Studenten für ein Freies Tibet. Ihre Eltern flohen zu Fuß durch den Himalaya aus Tibet nach Indien. Sie wurde in den USA geboren.

Sie sagte: „Jeder tibetische Bruder und jede tibetische Schwester, die durch die Hand der chinesischen Regierung stirbt, betrifft die tibetische Gemeinschaft“, und fügte hinzu, dass der Fall von Tulku Tenzin Delek Rinpoche noch viel mehr symbolisiert.

Tibeter protestierten am 21. Juli vor dem chinesischen Konsulat in San Francisco, nachdem der Tod eines hochrangigen tibetisch-buddhistischen Gelehrten in chinesischer Haft bekannt gegeben worden war. Sonamtso von Studenten für ein Freies Tibet ist die Dritte von links.Tibeter protestierten am 21. Juli vor dem chinesischen Konsulat in San Francisco, nachdem der Tod eines hochrangigen tibetisch-buddhistischen Gelehrten in chinesischer Haft bekannt gegeben worden war. Sonamtso von Studenten für ein Freies Tibet ist die Dritte von links.Foto: CORNELIA RITTER / EPOCH TIMES

„Er war fähig wirklich einen großen Unterschied zu bewirken. Er eröffnete Schulen, er eröffnete Spitäler und Waisenhäuser. Er hatte wirklich einen großen positiven Einfluss auf das Leben der Tibeter und unsere Gemeinschaft.“

„Er setzte sich für den Erhalt der tibetischen Identität und Kultur innerhalb von Tibet ein”, fuhr sie fort. „Er war bereit, dies laut öffentlich auszudrücken, und ich denke, dass dies der Grund ist, warum China in ihm eine Bedrohung sah. Zumindest lokal in seiner Region war er fähig dem Geschehen entgegenzutreten.“.

Wie viele andere, verlangt Giovanni Vassallo, der Präsident von Bay Area Freunde für Tibet, eine unabhängige Untersuchung: „Wir drängen die chinesische Regierung … sich einer unparteiischen internationalen Untersuchung zur Situation von Tenzin Delek Rinpoches ungerechter Inhaftierung und vermutlicher Ermordung zu stellen.“

Die lautstarken aber friedfertigen Proteste der Tibeter am 21. Juli bewirkten die Schließung des chinesischen Konsulats in San Francisco. Ein chinesischer Sicherheitsbeamter trat auf eine der Aktivistinnen zu und schrie sie an. Auf dem Weg zurück zum Eingang des Konsulats stieß er Sonamtso aus dem Weg. „Ich betrachte es als höchst bedenklich, dass ein Sicherheitsbeamter, bezahlt von der chinesischen Regierung, mit so etwas auf amerikanischem Boden ungeschoren davonkommt“, schrieb sie in einer Email-Nachricht an die Epoch Times.

Seit der Olympiade von 2008 in Peking

Dekyi Yangchen, ein früheres Vorstandsmitglied des Tibetischen Jugendkongresses, Region San Francisco, protestiert gegen die chinesisch kommunistische Herrschaft in Tibet.Dekyi Yangchen, ein früheres Vorstandsmitglied des Tibetischen Jugendkongresses, Region San Francisco, protestiert gegen die chinesisch kommunistische Herrschaft in Tibet.Foto: DEKYI YANGCHEN

Dekyi Yangchen, ein früheres Vorstandsmitglied des regionalen Tibetischen Jugendkongresses (TYC) San Francisco, einer der größten Jugendgruppierungen für die Unabhängigkeit Tibets, kam Ende 2008 in die Vereinigten Staaten. Ihr Großvater kam als Flüchtling nach Indien kurz nach der Niederschlagung der Erhebung im März 1959, während der Tausende von tibetischen Männern, Frauen und Kindern massakriert wurden.

Während der brutalen Ausschreitungen des chinesischen Regimes im Jahr 2008 wurden, gemäß einem Bericht der tibetischen Exilregierung in Indien, 227 Tibeter getötet. Sowohl Sonamtso also auch Yangchen sind äußerst besorgt über die Verschlimmerung der Menschenrechtssituation in Tibet seit dem Jahr der Olympischen Spiele in Beijing.

Das chinesische Regime machte den Dalai Lama für die Todesfälle verantwortlich. Ein hochrangiger kommunistischer Parteibeamter sagte anlässlich der Ankunft der Olympischen Flamme in Tibets Hauptstadt: „Tibets Himmel wird sich nie ändern und die rote Flagge mit den fünf Sternen wird für immer hoch darüber wehen. Wir werden sicherlich fähig sein, die separatistischen Machenschaften der Dalai Lama-Clique gänzlich zu zerschlagen“, laut The Telegraph.

Dies brachte das IOC dazu, in einem Schreiben an das Olympische Komitee in Beijing sein Bedauern zu äußern, „dass politische Erklärungen während der Schlusszeremonie des Olympischen Fackellaufs gemacht wurden.“ Der Telegraph Korrespondent in Beijing kommentierte: „Es gibt da wenig, was das IOC tun kann um Beijing zu strafen, abgesehen davon, die Behörden in Beijing etwas zu beschämen.“

Vergebliche Hoffnung und noch mehr Selbstverbrennungen

Viele Tibeter hatten gehofft, dass die Olympischen Spiele eine Verbesserung ihrer Situation mit sich bringen würden. Stattdessen kamen seit 2009 Berichte von Selbstverbrennungen von Mönchen und später auch Studenten, Bauern und anderen heraus. Von den bisher 142 Selbstverbrannten starben 114 in der Folge ihres Protests, laut der Internationalen Kampagne für Tibet. 24 von ihnen waren 18 Jahre alt oder jünger; 25 waren Frauen.

„Es ist überwältigend”, sagte Yangchen. „Es ist so hart. Da war gerade kürzlich eine Selbstverbrennung. Es war so schmerzhaft – das Feuer kam aus seinem Kopf.“

„Warum begehen Tibeter Selbstverbrennungen in Tibet”, fragte sie. „Es muss einen Grund geben. Es gibt zu wenige Medien da draußen. Sie [die kommunistischen Behörden] zensieren alle möglichen sozialen Medien, welche die Welt wissen lassen könnten, warum sich jemand selber verbrennen würde. Warum? Sie müssen wirklich schlimm leiden.“

Während sie darüber nachdenkt, warum die Welt kaum darauf eingeht, sagte sie: „Auch wenn ich keine Tibeterin wäre, würde ich mit ihnen mitfühlen. Ich würde sicherlich mit ihnen mitfühlen – einzig aus dem Grund ein menschliches Wesen zu sein.

Seit 1950 starben mehr als 1.2 Millionen Tibeter an den direkten Folgen der chinesisch kommunistischen Invasion und Besetzung Tibets und mehr als 6000 Klöster wurden zerstört.

Yangchens Großvater arbeitete hart, um den Lebensunterhalt in dem kleinen Dorf in Indien nahe der Grenze Bhutans zu sichern, in dem er sich niedergelassen hatte. Er sorgte für seine neun Söhne und Töchter sowie die beiden Enkelkinder: Dekyi Yangchen und ihre Schwester.

„Er stellte sicher, dass wir Tibetisch lernten. Wir lernten alle Gebete“, sagte sie. Er war „sehr strikt. Wir mussten morgens um fünf aufstehen und für eine Stunde alle Gebete rezitieren.“ Um alle wach zu halten, schlug er sie mit einem trockenen Yakschwanz auf den Kopf.

„Ich bin ihm nach wie vor dankbar, dass ich so sehr fähig bin zu verstehen, was sich in Tibet und China ereignet, beispielsweise was China Tibet antut“, fuhr sie fort.

Das Treffen von Obama mit Xi Jinping in Kalifornien

Dekyi Yangchen protestierte während Obamas Treffen mit Xi Jinping im Juni 2013.Dekyi Yangchen protestierte während Obamas Treffen mit Xi Jinping im Juni 2013.Foto: DEKYI YANGCHEN

Im Juni 2013 ging Yangchen nach Palm Springs im Süden Kaliforniens, um während Obamas Treffen mit Xi Jinping zu protestieren. Zusammen mit 25 Tibetern war sie dort vom ersten Tag an, „die Praktizierenden von Falun Gong waren schon da, die Vietnamesen waren da, die Koreaner waren da.“

„Es waren vielleicht 500 von Falun Gong da draußen, in jener Hitze. Es war so inspirierend“, sagte sie hinsichtlich Falun Gong, der friedvollen Meditationspraktik, welche in Festland China seit 1999 eine extrem brutale Verfolgung erleidet.

Yangchen hatte gehofft, dass Obama, während seines Gesprächs mit Xi Jinping, ihm in die Augen schauen würde, ihm sagen würde, wie sich da gerade kürzlich ein 14-Jähriger selbst verbrannte, und dass er ihn fragen würde, welche Gefühle er hätte, wäre dies sein Sohn oder seine Tochter. „Ich sprach zu so vielen Nachrichtenagenturen. Ich sprach mit Leidenschaft. – Nichts kam heraus“, stellte sie fest.

Am wichtigsten für sie war, dass „wir dort waren. Wir protestierten. Jedes Mal, wenn wir protestieren, sagen wir: ‚Menschenrechte in China. Menschenrechte in Tibet.’ Wir stellen sicher, dass dies da zu hören und zu sehen ist.“

Chinesische Studenten waren anwesend, um ihren Führer willkommen zu heißen. Yangchen sprach auch zu ihnen. „Versteht ihr, was eurem Volk angetan wird, in eurem Land? Versteht ihr? Wir sprechen für Menschenrechte. Wir setzen uns für Menschenrechte ein, auch für Menschenrechte des chinesischen Volks. Eure Leute leiden.“

„Ihr seid gebildet. Ihr sagt, ihr seid Amerikaner. Ihr solltet fähig sein, euch für euer Volk gegen eure Regierung einzusetzen.“ Sie erklärte, dass es ein wohlmeinender Kampf war und dass es in Ordnung sei, wenn sie gerade jetzt nicht zuhören, da sie vielleicht später online gehen werden und mehr werden wissen wollen.

Buddhistische Lehren und ihre Werte

Dekyi Yangchen trägt zur friedfertiger tibetischen Bewegung bei, um Tibet vom chinesisch kommunistischen Regime zu befreien.Dekyi Yangchen trägt zur friedfertiger tibetischen Bewegung bei, um Tibet vom chinesisch kommunistischen Regime zu befreien.Foto: DEKYI YANGCHEN

Yangchen bekommt ihre innere Stärke von den buddhistischen Werten, die ihr in ihrer Kindheit eingepflanzt wurden. „Keine Gier, bringe keine Zwietracht, betrüge nicht, lüge nicht, stehle nicht, und ganz bestimmt schade niemandem. Dies sind die Werte, die ich von klein auf gelehrt wurde.“

Die selbsttötenden Selbstverbrennungen, die 2009 begannen, haben sie sehr aufgebracht. „Das passiert dann, wenn ich über meine Religion nachdenke, darüber was Seine Heiligkeit lehrt.“

„Die tibetische Bewegung wurde anders wegen der friedvollen Lösung, die wir anstreben um unser eigenes Land zurückzubekommen. Meine Religion hilft mir sehr, fähig zu sein, ruhig Blut zu bewahren“, sinnierte sie. „Ich versuche, ruhig und friedvoll zu sein, mehr Strategien zu finden, um mehr Leute in Tibet zu erreichen und um in Tat und Wahrheit auch mehr chinesische Leute zu erreichen.“

„Ich habe auch einen Traum“

„Ich habe immer davon geträumt eines Tages meine eigene Vorschule zu eröffnen“, sagte Yangchen, die letztes Jahr heiratete und ein Studium in Kindheitsentwicklung absolviert hat.

Die jüngste Tante ihres Ehemanns ging vor zwei Monaten nach Tibet, um ihre Wurzeln und auch Yangchens Familie zu finden. „Da waren die Familien von meines Großvaters Brüdern, meines Großvaters Schwestern und deren Kinder. Sie haben alle geheiratet – Chinesen“, fügte Yangchen hinzu.

Sie alle haben chinesische Namen, sprechen Chinesisch und würden strafrechtlich verfolgt, wenn sie ein Bild seiner Heiligkeit hätten oder über etwas Politisches sprechen würden. Doch auf dem Altar, da wo die Buddhas sind, sind Fotos. „Mein Großvater hat ihnen Fotos geschickt. Es war so süß. Wir haben alle zu weinen begonnen. Er sprach kaum, doch er hat Fotos von allen geschickt. Meine Mama war da, mein Papa, meine Tante.“ Yangchens Foto war auch da.

Als Tibetaktivistin würde sie kein Visum erhalten um ihre Familie in Tibet besuchen zu dürfen. Doch sie erinnert sich daran, dass alles vergänglich ist und dass auf diese Weise auch die chinesisch kommunistische Herrschaft vergänglich ist. „Es ist bloß eine Frage der Zeit. Es wird ein Untergang sein.“

Auf die Frage, ob sie dann nach Tibet zurückgehen würde, sagte sie: „Ich würde bestimmt zurückgehen. Wenn ich lebend und fähig sein werde, nach Tibet zu gehen, werde ich zu Einigkeit, Liebe und Frieden beitragen, um wieder zusammen, du verstehst, mit Seiner Heiligkeit im Potala leben zu können.“

Barmherzigkeit ist das Höchste

„Ich sage mein Morgengebet und mein Abendgebet. Sogar wenn es nur fünf Minuten sind, bete ich zu Gott, in jedes menschliche Wesen auf Erden Barmherzigkeit einzupflanzen. Barmherzigkeit ist das Höchste. Man muss nicht in einen Tempel gehen, man muss keine Rituale ausführen, man muss kein Mönchs- oder Nonnengewand tragen. Ich übe dies in meinem täglichen Leben, jeden Tag.“

Das IOC, sieht seine Rolle, gemäß seinem Leitbild, nebst anderem, darin „mit fähigen öffentlichen und privaten Organisationen und Behörden zusammenzuarbeiten im Bemühen darum, Sport in den Dienst der Menschheit zu stellen und so den Frieden voranzutreiben.“

Diesmal gibt es da nicht wenig, was das IOC tun kann. Es kann eine Entscheidung im Dienste der Menschheit treffen. Seine Entscheidung wird am 31. Juli in Kuala Lumpur, Malaysia, bekannt gegeben.



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