China – verlängerte Werkbank von Internet-Betrügern?

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Auch Kunden der Deutschen Bank sind Opfer. Phishing ist ein internationales Phänomen. Diese E-Mail kommt aus Korea. Die Web-Adresse ist verschleiert, der tatsächlich angesprochene Server steht in den USA. (Foto - Kai Großjohann)
Von 28. September 2005

Eine Welle von E-Mails rollt durch das Internet, in der Sparkassen-Kunden unter verschiedenen Vorwänden gebeten werden, ihre Zugangsdaten in ein Formular einzugeben. Seien Sie vorsichtig! Meist handelt es sich um nachgemachte Formulare, und der Inhalt wird an die Betrüger geschickt, die mit den Zugangsdaten Geld von Ihrem Konto stehlen. Aus den englischen Begriffen Password und Fishing hat man dafür den Begriff Phishing gebildet. Recherchen der Nutzwerk GmbH haben ergeben, dass viele dieser E-Mails aus China kommen.

Ein mit Phishing verwandtes Phänomen ist Spam, das sind unverlangt zugesandte Werbebotschaften per E-Mail. Am 14. Dezember 2004 wurde China von der Asia Times China als Spam-Hauptstadt der Welt bezeichnet: 68 Prozent aller in Spam-Mails beworbenen Web-Server stehen in China. Im vergangenen Monat berichtete die Washington Post, dass China auch der Ausgangspunkt von Attacken auf Web-Server und andere Computer von U.S.-Regierungsinstitutionen, allen voran das Verteidigungsministerium, ist. Es geht den Angreifern darum, an Informationen zu gelangen.

Wer steckt dahinter?

Bei den Phishing-E-Mails und den Attacken auf U.S.-Regierungscomputer ist unklar, wer die Hintermänner sind. Häufig gehen solche Attacken von sogenannten Zombies aus, das sind Computer ahnungsloser Anwender, die von außen, etwa mittels Computer-Viren, sozusagen gekapert worden sind und für diese Attacken ferngesteuert werden. Ob die Computer in China, die  Ausgangspunkt einer bestimmten Attacke waren, gekapert waren oder nicht, und falls ja, von wem, das kann im Nachhinein nicht festgestellt werden. Analog dazu könnte es natürlich sein, dass die in China stationierten Web-Server von in anderen Ländern residierenden Spammern benutzt werden.

China – Magnet für unsaubere Machenschaften

Ein Grund dafür, dass chinesische Web-Server bei Spammern so beliebt sind, ist, dass die chinesischen Internet-Dienstleister, zumeist staatseigene Betriebe, die Anbieter gewähren lassen. In anderen Ländern ist der Versand von Werbung per E-Mail gesetzlich eingeschränkt. In den USA hat das Gesetz den griffigen Namen Can-Spam-Act, in Deutschland ist es Bestandteil des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Werden solche Server also in den USA oder in Deutschland betrieben, so haben die Empfänger eine Handhabe, rechtlich gegen den Betreiber vorzugehen.

Unsichere Zukunft

Ein noch ungeklärter Fall ist die versuchsweise Sperrung des Dienstes Skype-Out in Shenzhen, einer aufstrebenden Stadt in der Nähe von Hongkong, von der unter anderen heise online am 10. September berichtete. Skype ermöglicht Internet-Telefonate von PC zu PC, der Zusatzdienst Skype-Out ermöglicht es den Nutzern, Festnetz-Telefonnummern anzurufen. Die Zeitung Shenzhen Daily gibt an, der Grund für die Aussperrung sei in wirtschaftlichen Überlegungen zu suchen – die etablierten Telekom-Unternehmen in China wollten sich ihr Geschäft nicht durch die wesentlich billigere Internet-Telefonie verderben lassen. Bedenkt man jedoch, dass Telefonate mit Skype verschlüsselt sind, so kann man sich auch andere Gründe vorstellen, warum die in Sachen Menschenrechte und Demokratie so aktive Internet-Zensur in China ein Interesse daran haben könnte, den Dienst zu unterbinden.



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