Lancôme: Skandalöser Kotau vor Chinas KP provoziert Hongkonger Protest und Aktienrückgang

Der französische Kosmetikriese L’Oréal hat in Hongkong einen Skandal ausgelöst: Der Konzern verhielt sich vorauseilend gehorsam gegenüber Chinas KP-Regime, in dem er den Auftritt eines regimekritischen Stars absagte. Hongkonger Bürger demonstrierten daraufhin und forderten Boykott. Hongkonger Zulieferer lehnten Aufträge ab. Die L’Oréal-Aktie verlor merklich.
Titelbild
Protest in einer Hongkonger Lancôme-Filiale am 8. Juni.Foto: Anthony Kwan/Getty Images
Von und 11. Juli 2016

Sogar die Aktie von L’Oréal ging auf Talfahrt, nachdem der Kosmetik-Konzern in Hongkong im Juni einen Skandal ausgelöst hatte. Es begann alles damit, dass Lancôme eine neue Filiale in Hongkong eröffnen wollte und zur Eröffnungsfeier am 19. Juni die Cantopop-Sängerin Denise Ho (Künstlername HOCC) eingeladen hatte. Die 39-jährige ist bekannt für ihren Einsatz für Demokratie und die Freiheit Hongkongs.

Bei den Hongkonger Occupy-Protesten von 2014 war HOCC in vorderster Front dabei. Seitdem hatte ihre Karriere im Festlandchina einen Knick. Das dortige KP-Regime machte Druck, so dass die Sängerin Auftrittsmöglichkeiten und Plattenverträge verlor. Sie jedoch blieb gegen die KP aktiv und traf sogar im Mai 2016 den Dalai Lama.

Kurz vor HOCCs geplantem Auftritt für Lancôme in Hongkong erschien in der chinesischen „Global Times“ ein Artikel gegen die Sängerin, der sie als „Unterstützerin der Hongkonger Unabhängigkeit“ kritisierte und ihr Image als Staatsfeindin wieder aufleben ließ. (Die Global Times gilt als Propaganda-Sprachrohr der kommunistischen Hardliner um Ex-Staatschef Jiang Zemin.) Unter dem Artikel vom 4. Juni fanden sich prompt linientreue Kommentare von 3.000 Internetnutzern, die forderten, man solle Lancôme samt Mutterkonzern L’Oréal vom chinesischen Markt verbannen und boykottieren.

Lancôme sagt Konzert ab

Daraufhin gab Lancôme am 5. Juni in Hongkong folgende Erklärung ab: HOCC sei keine Markenbotschafterin und „nur wegen musikalischer Unterhaltung eingeladen worden“. Man entschuldige sich „für die Umstände die dadurch entstanden“ seien. Ein paar Stunden später schob Lancôme noch mal nach: „Aus Sicherheitsgründen haben wir uns entschlossen, das Konzert abzusagen.“

Schon am nächsten Tag äußerten über 35.000 Nutzer ihre Empörung auf dem Facebook von Lancôme – die meisten Teilnehmer des Shitstorms waren Hongkonger, darunter auch Prominente. Sie riefen zum Boykott von Lancôme und L’Oréal auf – diesmal wegen des Kotaus gegenüber der Pekinger KP.

Auch Sängerin HOCC gab eine Erklärung ab und wehrte sich gegen die Absage: Die Entscheidung von Lancôme habe das Publikum und die Öffentlichkeit enttäuscht und ihren Ruf schwer geschädigt, so die Sängerin. Lancôme als internationale Marke habe eine moralische Verpflichtung, wenn das Unternehmen nun vor dem KP-Regime einknicke, sei dies „ein ernsthaftes Problem“. Deshalb verlange sie von der französischen Lancôme-Zentrale eine Erklärung.

Es folgte keine Reaktion.

Proteste vor Hongkonger Filialen

Am 6. Juni gingen in Hongkong jedoch Demonstrationen vor Lancôme-Filialen los, zu denen 16 Organisationen aufgerufen hatten. Sie forderten einen Boykott. Der Betrieb wurde an dem Tag gestoppt und Mitarbeiter heimgeschickt, um Konfrontationen zu vermeiden.

Hongkonger Lieferanten und Zulieferer von Lancôme und L’Oréal verweigerten weitere Aufträge. Die Absage von HOCC gehe unter die Gürtellinie von Moral und Gewissen, äußerten sie öffentlich. Eine französische Professorin brachte den Skandal ins westliche Internet, wo ein Boycott-Aufruf bis zum 10. Juni 68.000 Unterstützer erreichte.

Innerhalb einer Woche sank der Aktienpreis von L’Oréal um fast 5 Euro pro Aktie auf 163,4 Euro – ein Gesamtverlust von 2,6 Milliarden Euro. Die Schwankung war zwar noch im Rahmen, verlief jedoch parallel zum Ereignis.

Die ausgeladene Sängerin Denise Ho (alias HOCC) vor Fans bei einem Gratis-Konzert, dass sie am 19. Juni statt des Lancôme-Auftritts in Hongkong gab. Foto: ISAAC LAWRENCE/AFP/Getty Images

Die ausgeladene Sängerin Denise Ho (alias HOCC) vor Fans bei einem Gratis-Konzert, dass sie am 19. Juni statt des Lancôme-Auftritts in Hongkong gab. Foto: ISAAC LAWRENCE/AFP/Getty Images

Skandal pünktlich vor 1. Juli

Der New Yorker Politikwissenschaftler Li Tianxiao und weitere Experten vermuten, dass der Lancôme-Skandal ein inszeniertes Ereignis war, wie sie in Hongkong seit einigen Jahren stets vor dem 1. Juli passierten. (Am 1. Juli 1997 war die ehemals britische Kronkolonie an China übergeben worden.)

Seit 2012 versuchten die Hardliner des KP-Regimes immer vor dem Jahrestag Unruhe zu stiften und die Hongkonger zum Demonstrieren zu veranlassen – durch Anlässe, welche den Volkszorn provozierten. Damit versucht die Clique um Ex-Staatschef Jiang Zemin, Druck auf den reformwilligen Xi Jinping auszuüben. Jeder unnötige Skandal der Hongkong erschüttert, schädigt dessen Image und bringt Xi in Erklärungsnot. Die Weltöffentlichkeit nimmt meist nicht war, dass Xis Feinde die Nutznießer der Vorfälle sind.



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