Götz George prägte das Fernsehen nicht nur als „Schimmi“

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Götz George war Horst Schimanski - und noch viel mehr.Foto:  Horst Ossinger/dpa
Epoch Times27. Juni 2016
Götz George hat als „Schimmi“ Geschichte geschrieben. Seine Art, Kumpel zu sein, Currywurst und Bier zu konsumieren oder „Scheiße“ zu sagen, war einzigartig.

„Im Fernsehen war Götz George vor allem für den und durch den ‚Tatort‘-Kommissar Schimanski stilgebend“, sagte der Medienwissenschaftler Joachim Trebbe von der FU Berlin. „Eine absolut provokative Interpretation des Ermittlungsbeamten im (höheren) öffentlichen Dienst. Die Rolle erlaubt ihm, Sachen zu sagen, die man vorher im Fernsehen nicht gehört hatte. Teile dieser Rolleninterpretation sehen wir heute noch in jedem ‚Tatort‘ – sei es aus Münster, Dortmund oder München.“

Doch es wäre falsch, Götz George, der vor gut einer Woche im Alter von 77 Jahren gestorben ist, vor allem als Duisburger Ruhrpott-Rambo in Erinnerung zu behalten. Mit diversen anderen Rollen prägte er das kleine Kino, auch im boomenden Privatfernsehen der neunziger Jahre setzte er Zeichen. Für RTL II schlüpfte er in die Rolle des „Sandmanns“, für Sat.1 wurde er „Das Schwein“, für ProSieben wenig später „Der Racheengel“. George wurde um die Jahrtausendwende herum zum Arbeitstier und nahm jährlich diverse Aufträge an – heiß umworben und hart an der Kapazitätsgrenze.

„Als Götz George sich in dem Tatort ‚Duisburg Ruhrort‘ vor einer Plakatwand mit dem Bild seines Vorgängers Hans-Jörg Felmy verbeugte, um sich die Schuhe zu binden, war dies ein Abschied von der bisherigen Tradition des Deutschen Fernsehkrimis“, sagte die Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher aus Hamburg. Doch bleibe er nicht nur als Actionheld Horst Schimanski in Erinnerung. „Sein Rollenspektrum im Deutschen Fernsehfilm war von einer großen Vielfalt gekennzeichnet. So spielte einen Alzheimerkranken ebenso intensiv wie einen Ex-Häftling.“

Neben seinen coolen Auftritten als Horst Schimanski im WDR-„Tatort“ gab es viele weitere bemerkenswerte Stationen im Fernsehleben des Götz George. Ein paar Beispiele:

„Schulz & Schulz“: Ab 1989 entstand ein illustrer Fünfteiler fürs ZDF, in dem George in einer Doppelrolle zwei Brüder im Westen und Osten Deutschlands verkörpert. Beim Treffen in Stralsund tauschen sie einfach beruflich und familiär ihre Rollen. Der erste Film wurde vor dem Fall der Mauer gedreht, die anderen Teile entstanden danach.

„Morlock“: Vier Filme bildeten die Reihe 1993 und 1994, in der George einen Unternehmensberater spielt, der seinen Kunden nicht in erster Linie bei der wirtschaftlichen Weiterentwicklung hilft, sondern ökologische Aspekte in den Vordergrund rückt. Gut gemeinteses Konzept, aber mit für George-Verhältnisse geringer Publikumsresonanz.

„Das Schwein“: Ein dreiteiliges Drama des aufstrebenden Privatsenders Sat.1, der damals keine Investitionen scheute, um mit großen Namen auf sich aufmerksam zu machen. Götz George ist 1995 in der satirisch angehauchten Verfilmung ein Unternehmer, der ohne Rücksicht auf Verluste nur an seine Karriere denkt – und scheitert.

„Der Sandmann“: Ein Kriminalthriller (auch 1995) im Auftrag des Senders RTL II, der mit dem Stück einen Coup landete, der sich nie wiederholte. George als Prostituiertenmörder, der sich nach verbüßter Haft als Autor einen Namen machen will. Eine junge TV-Reporterin will ihm aber noch eine weitere Tat nachweisen und gerät in seine Fänge.

„Die Bubi-Scholz-Story“: Der athletische Götz George 1997 mal in einer sportlichen Rolle. Der ARD gelang damals ein einfühlsamer Zweiteiler (Regie: Roland Suso Richter) mit George in der Hauptrolle als Boxer, der im Alkoholrausch seine Frau umbringt. Der Film wurde mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

„Mein Vater“: Im Jahr 2003 schlüpfte George für die ARD in eine von der Kritik viel beachtete Rolle: Der Busfahrer Richard Esser vergisst immer wieder, Stationen anzufahren. Als er einen Schwächeanfall erleidet, wird festgestellt: Er hat Alzheimer. Sein Sohn (Klaus J. Behrendt, der auch die Idee zum Buch hatte) nimmt ihn bei sich auf.

„Alpenglühen“: Im Duett mit Christiane Hörbiger entstanden 2003 und 2004 zwei Liebesromanzen um eine Almbäuerin und einen norddeutschen Fischhändler. Sein Geschäft geht pleite, er taucht ab, sie reist ihm wütend hinterher und stellt ihn zur Rede. Zu zweit lassen sich wirtschaftliche Hängepartien doch besser packen.

„Die Katze“: 2007 legte Götz George zusammen mit Hannelore Hoger noch einmal fürs Fernsehen (ARD) den Roman von Georges Simenon auf, den er bereits 1988 mit Gudrun Landgrebe fürs Kino realisiert hatte. Der Ex-Häftling und Polier sowie die Fabrikantentochter entscheiden sich für eine Heirat mit fatalen Folgen für beide.

„Der Novembermann“: Ein viel beachtetes Drama mit Burghart Klaußner, Götz George und Barbara Auer (2007). George spielt im ARD-Film den Liebhaber von Klaußners Frau Auer, die sich einmal jährlich in die Toscana verabschiedet, in Wirklichkeit aber zu George nach Sylt fährt. Als sie auf der Reise stirbt, fliegt die Affäre auf.

„George“: Götz George verarbeitete 2013 seine Familiengeschichte – Er spielt in dem ARD-Drama seinen Vater, den Schauspieler Heinrich George (1893-1946), ein vielbeschäftigter Star der Ufa zur Zeit des NS-Regimes. Der Film wechselt zwischen Spiel- und Dokumentarszenen – eine der schwierigsten Rollen in Georges Schauspielerleben.

(dpa)

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