GOOGLE – Was will man wirklich im Zentrum der digitalen Techno-Diktatur?

„GOOGLE will eine neue Kommunikationswelt schaffen. Die Menschheit zu beglücken, schreiben sich normalerweise nur Fantasten, Sekten und manche Regierungen auf die Fahnen. Welchem Unternehmen nimmt man das schon ab, Produkte aus Edelmut zu entwickeln? Aber alle Erfahrungen raten zur Vorsicht, zur Skepsis.
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GOOGLE-Software wird bald nicht mehr nur Smartphones, sondern auch Autos, Haushaltsgeräte und sogar selbst entwickelte Roboter steuern. Satelliten und Ballons an der Weltraumgrenze sollen den ganzen Planeten mit Internet versorgen. "Schöne neue Welt", um mit Aldous Huxley zu fragen?Foto: Cover DVA
Von 11. Oktober 2015

„Was Google wirklich will“, darüber gibt der 42-jährige Journalist Thomas Schulz in seinem am 12. Oktober 2015 erscheinenden Buch einen beängstigenden Einblick in den mächtigsten Konzern der Welt.

GOOGLE will und wird unsere Welt verändern. An einem einzigen Tag im Sommermonat Juli d.J. hatte der Daten-Tycoon aus Kalifornien den Börsenwert des Unternehmens an den  Aktienmärkten um 60 Milliarden Euro steigern können,  mehr als der damalige komplette Börsenwert von BMW oder der Deutschen Bank.

Seit 2001 schreibt Schulz für den SPIEGEL, seit 2008 als Wirtschaftskorrespondent in den USA. Hier berichtete er zunächst aus New York über die Finanzkrise, bevor er 2012 nach San Francisco wechselte, um die SPIEGEL-Redaktionsvertretung im Silicon Valley aufzubauen. Schulz schreibt regelmäßig zu Wirtschafts- und Internetthemen, er ist ausgezeichnet mit dem Henri-Nannen-Preis, dem Holtzbrinck-Preis für Wirtschafts-publizistik sowie als Reporter des Jahres 2009.

Ob Smartphone, Internetsuche oder Navigation – GOOGLE ist unser Tor zur Welt. Zugleich gilt GOOGLE als übermächtig und unersättlich. Die Konzernführung glaubt fest daran, die Welt durch Technologie zum Besseren verändern zu können, und baut das Unternehmen Schritt für Schritt zu einer Zukunftsmaschine um.

In den Laboren und Forschungsabteilungen wird an selbstfahrenden Autos, Quanten-Computern, Krebstherapien und einem Drohnen-Lieferservice aus der Luft gearbeitet. GOOGLE-Software wird bald nicht mehr nur Smartphones, sondern auch Autos, Haushaltsgeräte und sogar selbst entwickelte Roboter steuern. Satelliten und Ballons an der Weltraumgrenze sollen den ganzen Planeten mit Internet versorgen.

Thomas Schulz liefert in seinem Buch eine einmalige Nahaufnahme des mächtigsten Konzerns der Welt. Er verfügt über exklusive Zugänge in das sonst so verschwiegene Unternehmen und bietet Einblicke in dessen Geheim-labors und in die Denkweise der Unternehmensführung. Sein Buch ist ein dringend nötiger Beitrag zu einer hochbrisanten, oft emotional geführten Debatte um unsere Daten und die digitale Zukunft.

„GOOGLE will eine neue Kommunikationswelt schaffen. Die Menschheit zu beglücken, schreiben sich normalerweise nur Fantasten, Sekten und manche Regierungen auf die Fahnen. Welchem Unternehmen nimmt man das schon ab, Produkte aus Edelmut zu entwickeln? Alle Erfahrungen raten zur Vorsicht, zur Skepsis. GOOGLE geht es sicherlich nicht um die Eroberung der Welt, aber darum, die Zukunft zu formen…“

Der Suchmaschinenmonopolist GOOGLE ist gerade 18 Jahre jung; im September 1997 von Larry Page und Sergey Brin gegründet. 73 Prozent aller Suchanfragen im Internet laufen über GOOGLE, seit Jahren eine der wertvollsten Marken der Welt.  Seit dem 2. Oktober 2015 gehört GOOGLE Inc. zur ALPHABET Inc. Das Kerngeschäft läuft weiterhin unter dem Namen GOOGLE. Larry Page (42 J.) und Sergey Brin (42 J.) sind an die Spitze der neuen Holding gewechselt.

Auf 330 Buchseiten in 9 Kapiteln schildert Thomas Schulz, der seit Ende 2012 nahezu wöchentliche Besuche auf dem GOOGLE-Campus in Mountain View und in der Konzernniederlassung in San Francisco macht, detailliert und kenntnisreich die Arbeitsweisen und Visionen eines digitalen Weltherrschers, der mit seinen mehr als 55.000 Mitarbeitern unsere Zukunft und Lebens-weisen verändern und gestalten will.

Aus der Einleitung: Das digitale Jahrhundert

„Das Büro von Lawarence „Larry“ Page, Gründer und Vordenker von GOOGLE, liegt versteckt am Ende eines langen Flurs im 4. Stock des Konzern-Hauptquartiers in Mountain View, rund eine Autostunde südlich von San Francisco. Es ist leicht, daran vorbeizulaufen, denn es fehlen fast alle klassischen Insignien eines mächtigen Konzernführers: Die zahlreichen Vorzimmerdamen, die eleganten, schweren Möbel, die grandiosen Räume. Stattdessen ein simples Zimmer, kaum mehr als 25 Quadratmeter, dunkelgrauer Teppich, heller Holz-Schreibtisch, gekennzeichnet nur mit einem weißen Namensschild, kaum größer als eine CD-Hülle. Vor der Tür sieht es aus wie in einem unaufgeräumten Studentenzimmer.

An der Wand lehnt ein schwarzes Rennrad, ein voll behangener mobiler Kleiderständer steht mitten im Gang, und aus unerfindlichen Gründen liegen drei Motorradhelme auf dem Boden. Die Besuchercouch ist leicht abgewetzt und wirkt, als sei sie seit den 1990-er Jahren nicht mehr ausgetauscht worden. Ein paar Meter weiter arbeiten der Finanzvorstand, die YouTube-Chefin und andere Führungskräfte in noch kleineren, kastenförmigen Minibüros mit verglaster Front. Es ist totenstill. Wenn man Page trifft, begegnet man einem höflichen, ruhigen Mann, ein wenig fahl im Gesicht und mit Anfang 40 schon stark ergraut. Er spricht leise und unaufgeregt. Wenig deutet daraufhin, dass Page einer der mächtigsten Männer der Welt ist…“

GOOGLE-Innovationschef und Mustang-Fahrer Frederik Pferdt (37 J.), promovierter Wirtschaftspädagoge aus Ravensburg am Bodensee, reist ständig rund um den Globus, um seine GOOGLE-Sprache auch anderen Unternehmen beizubringen. „Man muss immer wieder die Richtung überprüfen und alles, was entwickelt wird, so schnell wie möglich in die Hände der Kunden geben, um zu sehen, wie sie darauf reagieren…“

Früher schaute man in einem mehrbändigen Lexikon nach, heute wird gegoogelt. Innerhalb von nicht einmal zwei Jahrzehnten entstand eine neue Welt, die durch innovative Algorithmus-Genies bestimmt wird. Die Neurowissenschaftler haben längst erkannt, dass Super-Brains bald nichts Besonderes mehr sein werden, sondern ein Wesensmerkmal einer neuen Spezies Mensch sind. 

Textpassagen aus den Buchkapiteln:

1.    Die Grundlagen: Aus dem Studentenwohnheim zur Supermacht

„GOOGLE.com wird am 15. September 1997 von Larry Page und Sergey Brin als Internet-Domain registriert. Beinahe wäre ‚The Whatbox“ daraus geworden, der Was-Kasten. Das war der Name, den Page ursprünglich für ihr erst wenige Monate zuvor gestartetes Studentenprojekt favorisierte. Aber der Mitbewohner von Page im Studentenwohnheim der Standford University hat eine andere Idee: Er schlägt GOOGOL vor, einen mathematischen Begriff für eine 1 mit 100 Nullen, der in den 1940-er Jahren von Edward Kasner, einem amerikanischen Mathematiker, in die Welt gebracht worden war. Kasner nutzte das Konzept, um enorme Mengen zu illustrieren, etwa die Zahl subatomarer Partikel im Weltall. Die Idee gefiel Page und Brin sofort, denn es ist einerseits ein Name, auf den nur echte Nerds kommen können, nicht so banal wie YAHOO! Oder IBM. Vor allem aber reflektierte er so treffend ihr Ziel, die Mission, die sie in Angriff genommen hatten: die scheinbar unendlich große Menge an Informationen im Internet zu erfassen. Dass am Ende aus GOOGOL GOOGLE wurde, war keine Absicht. Page und Brin haben sich zunächst schlicht verschrieben und die GOOGOL-Domain war dann auch schon vergeben…“

2.    Die Gründer: Vom Drang, die Welt zu verändern

„Im Sommer 1995 fährt Larry Page für einige Tage nach Stanford. Er will sich die Universität in Ruhe anschauen, den Campus kennenlernen, bevor er entscheidet, ob er hier in einigen Monaten anfangen wird zu studieren. In diesem Jahr wird die Informationstour für interessierte Studenten geleitet von einem 22-jährigen Mathematikgenie, einem der jüngsten Studenten, die je ein Promotionsprogramm an der Uni begonnen haben. Sein Name ist Sergey Brin. Die erste Begegnung zwischen beiden künftigen gleichaltrigen GOOGLE-Gründern ist nicht Liebe auf den ersten Blick, nicht der Beginn einer tiefen wunderbaren Freundschaft. Im Gegenteil. Page und Brin sind voneinander genervt. Die Bereitschaft, über alles sofort zu streiten, erinnert beide an ihre Elternhäuser, an die intensive Diskussionskultur, mit der sie aufwuchsen. Brin und Page werden nie beste Freunde. Innige Vertraute, ja, aber dennoch eher eine Zweckgemeinschaft, so erzählen es Weggefährten und Mitarbeiter, die beide gut kennen. Denn so ähnlich ihre Ambitionen und Weltsicht, so unterschiedlich sind ihre Persönlichkeiten…“

3.    Moonshots: Wie man eine Innovationsmaschine baut

„GOOGLE betreibt einen enormen, mitunter geradezu absurd scheinenden Aufwand, um sich ständig selbst neue Herausforderungen zu basteln. Tatsächlich wäre der ganze Konzern schon ausgelastet genug, würde er sich nur mit dem existierenden Geschäft befassen. Aber das ist nicht im Sinne der Gründer. Sie drängeln und drängen und lassen das Unternehmen zu jeder Zeit spüren, dass ihnen das Jetzt und Heute einfach nicht genug ist…“

4.    In den Geheimlaboren: Woran GOOGLE wirklich arbeitet und warum

„Bei dem Versuch, die Nase vorn zu haben, stecken die Konzerne immer mehr Geld in die neuen Übertragungsmöglichkeiten und experimentieren auf immer neuen Feldern. Nachdem FACEBOOK Interesse am Drohnen-Hersteller TITAN AEROSPACE zeigte, schlug GOOGLE sofort zu und übernahm die Firma…“

5.    Suche: Die Vermessung der Welt und „ambitionierte Intelligenz“

„GOOGLE ist nicht der einzige Konzern, der an der Spracheingabe forscht. Die Sprachsteuerung ist einer der zentralen Pfeiler, um digitale persönlich Assistenten für Smartphones zu entwickeln. SIRI von APPLE und CORTANA von MICROSOFT analysieren unter anderem Emails und Aufenthaltsort des Smartphone-Nutzers, um dann nach individuellem Bedarf etwa Aufgaben und Termine zu organisieren. GOOGLE hat dazu ein System von personalisierten Karten entwickelt, die Nutzern immer notizartig zusammengefasst aktuell relevante Informationen einblenden. Etwa die Wettervorhersage für den Tag, wann es Zeit ist, sich auf den Weg zu einem Termin zu machen, ob ein gebuchter Flug Verspätung hat, wo das Auto geparkt wurde, welche kulturellen Veranstaltungen in der Umgebung sind.

6.    Kluge Köpfe, Kreativität und keine Angst vor Risiko: Wie GOOGLE arbeitet

„Alle sechs Monate erstellen Personalforscher ein sogenanntes psychografisches Profil der GOOGLE-Belegschaft, das Aufschluss geben soll über die Werte, Interessen und Vorlieben der Mitarbeiter, welchen Lifestyle sie pflegen und wie sich der Arbeitsplatz nahtlos in diese Lebenswelt einfügen kann“.

7.    Smartphones, Roboter und Autos: Ein Betriebssystem für die Welt

„Über eine Milliarde Handys laufen mit der GOOGLE-Software Android und die Zahl wächst beständig. Innerhalb weniger Jahre eroberte ANDROID 80 Prozent des Smartphone-Marktes. Es soll eine Plattform für alle Geräte werden – ein Betriebssystem für die ganze Welt…“

8.    Datenschutz, Digitalisierung und die Deutschen: Der Kulturkampf um GOOGLE

„Wenn in Europa über die Macht von GOOGLE diskutiert wird, wenn das Bild des unersättlichen Datenkraken bemüht wird, der die Persönlichkeitsrechte ignoriere, der mit  Geheimdiensten zusammenarbeitet und die Informationen der Nutzer nicht schütze, dann schwingt dabei fast immer das Stereotyp eines aggressiven US-Konzerns mit: gesteuert von anonymen, ultrakapitalistischen, neoliberalen Geschäftemachern im fernen Kalifornien, denen die Werte der Europäer nichts bedeuten. Aber so einfach ist das nicht. Der Verantwortliche für den Schutz der Daten, die IT-Sicherheit und alle Fragen der Privatsphäre von Nutzern ist bei GOOGLE seit Anfang 2015 ein Österreicher. Gerhard Eschelbeck, ein ruhiger, stets gut aufgelegter Informatiker, in Linz promoviert, schon seit den 1990er-Jahren einer der weltweit führenden Experten für IT-Sicherheit…“

9.    Die Zukunft: Aufstieg der Maschinenintelligenz oder Abstieg eines Internet-Riesen

„Für die absehbare Zukunft ist GOOGLE das vielleicht spannendste Langzeitexperiment der Welt: Lässt sich wirklich zehntausenden von Menschen systematisch Innovationsbereitschaft und Kreativität antrainieren? Lässt sich allein durch Willen und das nötige Geld der Fortschritt der Zivilisation beschleunigen? …“

Beim Lesen des Buches, was ich für eine Pflichtlektüre jedes in der Arbeitswelt tätigen Menschen halte, wurde ich erinnert an den berühmten Zukunftsroman „Brave New World“ von Aldous Huxley (1894 – 1963). Die deutsche Erstausgabe erschien im Insel-Verlag im Jahr 1932 unter dem Titel „WELT – Wohin?“ Aktuell als Fischer-Taschenbuch in mehreren Auflagen im Jahr 2014 erschienen mit dem Titel „Schöne neue Welt“ (370 Seiten).

Foto: Cover DVA

Thomas Schulz

Was Google wirklich will

Gebundene Ausgabe: 336 Seiten

Deutsche Verlags-Anstalt (12. Oktober 2015)

ISBN-10: 3421047103

19,99 Euro



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