„Blindsight“ – ein Dokudrama im Himalaja

Seit 10. Januar im Kino - Ein Film jenseits des Starrummels
Titelbild
Blinde tibetische Teenager auf dem Weg zum Dach der Welt. (Foto: © 2007 TAO Cinemathek)
Von 19. Januar 2008

Lhakpa Ri – majestätisch, atemberaubend, in 7.100 Metern Höhe an der Nordseite des Himalaja. Der Begleiter läuft jeweils zwei Meter voraus und hat eine Glocke am Rucksack. Die Blinden folgen mit Stöcken, mit denen sie die Balance halten und den manchmal nur 50 Zentimeter breiten Weg abtasten. Die Verbindung zum Guide ist der Klang einer kleinen Glocke am Stock, sind die Schritte des Vordermannes. Links und rechts gähnende Abgründe, herabstürzende Steinbrocken und klirrende Kälte von minus 35 Grad. Die Anspannung aller liegt in der Luft, das Ausloten von persönlichen physischen und psychischen Grenzen geht an die Substanz. Überanstrengung und Angst wirken sich auf die Stimmung aus…

Es begann als Idee

Sabriye Tenberken ist Deutsche und die blinde Leiterin einer Blinden-Schule in Lhasa. Sie erzählt ihren Schülern von der Bezwingung des Mount Everest durch den blinden amerikanischen Bergsteiger Erik Weihenmayer, die Kinder sind begeistert. Eine Idee wird zur Expedition, die von der britischen Dokumentarfilmerin Lucy Walker begleitet wird. Im Jahr 2004 wagt eine Gruppe von sehenden und blinden Menschen, darunter sechs blinde tibetische Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren den Aufstieg zum Lhakpa Ri, mit dabei Erik Weihenmayer.

Für das Profi-Team der Bergsteiger um den blinden Extremsportler Weihenmayer zählt die Eroberung des Gipfels, für Sabriye Tenberken steht die ganz persönliche Erfahrung der Kinder und die Gemeinschaft im Vordergrund. Sie will den tibetischen Teenagern die Natur und Landschaft sinnlich erfahrbar und sie mit ihrer Heimat vertraut machen. Kurz vor dem Gipfel geraten persönlicher Ehrgeiz und Gewissen in Konflikt, als im Höhenlager auf 6.555 Metern drei Jugendliche ernsthafte Krankheitserscheinungen zeigen. Sabriye spricht sich dagegen aus, die Kinder auf den Gipfel zu zwingen. Das bedeutet Abstieg und Enttäuschung. Verdrängte Konflikte brechen auf, Sabriye bedauert, dass sich nicht alle gemeinsam für den Abstieg entschlossen haben, dennoch, die Sicherheit der Kinder geht vor. Die Expedition wird abgebrochen.

„Blindsight“ ist ein intensiver, ungewöhnlicher Film jenseits des üblichen Starrummels. Die Kinder erreichen den Gipfel nicht, lernen aber die Kraft von Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe kennen und finden in der „Niederlage“ den Erfolg. Und auch Erik Weihenmayer erkennt für sich persönlich den Weg als Ziel: „Wir haben alles gegeben, Leid schweißt zusammen. Es ging mehr um Freundschaft und Gemeinschaft als um Berge.“

Probleme beim Drehen:

Nicht nur das rauhe Klima sorgte für Schwierigkeiten: „Charakteristisch ist, dass die chinesischen Behörden äußerst genau darüber wachen, was man dreht… Aufpasser überwachen jegliche Aktion. Bei den Dreharbeiten in Südchina tauchte die Polizei von Sichuan auf und verbot das Filmen.“ (Zitat Produzentin Robson-Orr) Alle wurden im Hotel unter Hausarrest gestellt, die Drehgenehmigung galt nur für Tibet, nicht für China. Die Polizei dachte, das Team wolle Protestaktionen durchführen. Am nächsten Tag konnte weitergedreht werden.



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