Lecker «Ice Cream»: Chris Barber wird 85

London (dpa) - Das erste Mal spielte Chris Barber „Ice Cream“ nur zum Spaß ein. „Es war in den 50ern in einem Unigebäude in Kopenhagen“, erinnert er sich, „wir hatten ein einziges Mikrofon und ein Tonbandgerät, wie man es zu Hause hat.
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Der britische Jazz-Musiker Chris Barber (2011) steht auch mit Mitte 80 noch gern auf der Bühne.Foto: Horst Ossinger/dpa
Epoch Times17. April 2015
Das erste Mal spielte Chris Barber „Ice Cream“ nur zum Spaß ein. „Es war in den 50ern in einem Unigebäude in Kopenhagen“, erinnert er sich, „wir hatten ein einziges Mikrofon und ein Tonbandgerät, wie man es zu Hause hat.“

Den Text auf die Melodie aus den 20er Jahren hätten sie sich einfach ausgedacht. Mehr als 60 Jahre später singen die Fans des britischen Jazz-Veteranen immer noch begeistert „Ice Cream, you scream…“, wenn seine Band die fröhliche Melodie zum Ende der Konzerte spielt. Und Konzerte gibt er viele – etwa 100 im Jahr sind es noch. Heute wird er 85 Jahre alt.

„Es ist schon ein ganz nettes Stück“, sagt der Musiker und lacht herzlich. Und er habe auch immer noch Spaß daran. „Solange die Leute es mögen“, fügt er hinzu. Dass sie ihn und seine Band nach all den Jahrzehnten, in denen sie oft mehr als 250 Mal pro Jahr auf der Bühne standen, immer noch hören wollen, wundert Barber fast schon. „Es ist fantastisch. Erwarten kann man es nicht“, sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Donald Christopher Barber, wie er mit vollem Namen heißt, denkt gar nicht dran, seine Posaune aus Altersgründen wegzulegen. „Ich habe starke Lungen, ich werde nie krank, und außerdem kann ich ja sonst nichts“, scherzt er. Mit 83 habe er im Winter seine erste Grippe durchgestanden, und auch das habe nur ein paar Tage gedauert. „Ich habe großes Glück“, stellt er fest. „Ich habe es geschafft, das zu tun, was ich wirklich machen will.“

Die Liebe zum Jazz entdeckte der Brite, der 1930 in einer Kleinstadt nördlich von London zur Welt kam, als Teenager. An der Londoner Guildhall School of Music studierte er Posaune und Bass. Ein Jura-Studium brach er ab. „Nachdem ich rausgefunden habe, dass ich spielen konnte, wollte ich nie wieder etwas anderes machen“, sagt er rückblickend. 1949 gründete er seine erste Band. Der Erfolg kam 1954, als er die Jazz and Blues Band übernahm und Hits wie „Ice Cream“ und „Petite Fleur“ einspielte.

Mit Musikern wie dem Trompeter und dem Klarinettisten Monty Sunshine wurde Barber zur treibenden Kraft der Wiederbelebung des New-Orleans-Jazz. Er ließ aber immer wieder andere Musikstile in sein Programm einfließen, von Blues über Swing bis Rock – seinen Kritikern machte er es damit nicht immer recht. Barber sah sich Vorwürfen ausgesetzt, seine Musik sei zu sehr Mainstream. Der Blues tat es ihm auch privat an, mehr als 20 Jahre lang war er mit Bluessängerin Ottilie Patterson (1932-2011) verheiratet.

Im Gespräch lacht Barber viel und erzählt ausführlich. Etwa wie es war, in der DDR aufzutreten („Die Leute da waren auch nicht anders“) oder dass er gut Französisch spricht („Man hat mich mal für einen Franzosen gehalten – in Frankreich“). In mehr als sechs Jahrzehnten in der Musikbranche hat der Posaunist viel erlebt und großen Musikern als Förderer den Weg bereitet. An einer Jubiläumsplatte von 2011, die passenderweise „Memories of My Trip“ (Erinnerungen an meine Reise) heißt, beteiligten sich Größen wie Eric Clapton, Van Morrison und Mark Knopfler.

Heute tourt er mit der Big Chris Barber Band durch Europa. Besonders oft zieht es die Band nach Deutschland, etwa die Hälfte ihrer Konzerte geben sie dort. Auch an seinem Geburtstag steht Barber auf einer deutschen Bühne, er tritt im bayerischen Gersthofen auf. Natürlich wird er wieder „Ice Cream“ spielen.

(dpa)

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