Neues Museum Berlin zeigt: 100 Jahre Fund der Nofretete

Titelbild
Die Büste der Nofretete im Neuen Museum Berlin.Foto: Oliver Lang/AFP/Getty Images
Von 5. Dezember 2012

 

„Die Schöne ist gekommen“ – Nofretete – und keiner weiß, woher sie einst kam und wohin sie einst ging. Keine Frau Ägyptens war zu ihrer Zeit so mächtig und einflussreich wie die Königin an Echnatons Seite. Kein Wunder also, dass das Ägyptische Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin der berühmten Büste der Pharao-Gemahlin und der gesamten Amarna-Ära eine umfangreiche Sonderausstellung widmet. „Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete“ wird vom 7. Dezember 2012 bis zum 13. April 2013 im Neuen Museum auf der Museumsinsel gezeigt.

Exakt vor 100 Jahren, am 6. Dezember 1912, wurde die Büste der Königin Nofretete in Tell el-Amarna geborgen. „Amarna“ ließ Echnaton (Amenophis IV., 1351-1334 v. Chr.) in seinem 5. Regierungsjahr als neue Hauptstadt von Mittelägypten bauen und nannte es Achet-Aton „Horizont des Aton“. Nachdem Echnaton die alte Religion gestürzt und seinen Kult um den Sonnengott Aton eingeführt hatte, zog er nach Amarna, um sich dem Einfluss der Amun-Priester zu entziehen und in einer neuen Hauptstadt Tempel für die „Licht-Theologie“ seiner einzigen Gottheit Aton bauen zu lassen. Die Stadt wurde in kurzer Bauzeit errichtet und um 1346 v. Chr. bezogen.

Mit der neuen Religion hielt zugleich ein naturalistischer Kunststil Einzug, bei dem realistische Abbildungen das oberste Gebot waren. Rechte und linke Hände und Füße wurden jetzt deutlich unterschieden, Kinder wurden nicht mehr als Erwachsene im Kleinformat dargestellt. Beide Schultern und Arme waren immer sichtbar. Echnaton und Nofretete hatten sechs Töchter und der Pharao wurde erstmals in der ägyptischen Kunstgeschichte immer im Kreise seiner engsten Familie dargestellt.

Nofretete wurde zu ihrer Zeit eine enorme Machtposition zuteil. Gleichberechtigt neben Echnaton ist sie immer wieder in Darstellungen zu finden, die nur einem Pharao zu eigen waren. Beispielsweise lenkt sie einen Streitwagen und trägt das Zepter, was die Macht der höchsten Befehlsinstanz symbolisiert. Des weiteren gibt es Darstellungen von ihr, auf denen sie mit einer Keule in der Hand die Feinde Ägyptens erschlägt. Keine königliche Gemahlin wurde je wieder so dargestellt.

Man kann annehmen, dass Nofretete großen Anteil an der Etablierung des neuen monotheistischen Glaubens hatte, viele Rituale wurden eigenständig von ihr ausgeführt. Echnaton und seine etwa fünf Jahre ältere Gemahlin sahen sich als einzige Vermittler zwischen dem Sonnengott und den Menschen. Doch die Glanzzeit Atons hielt nur etwa 20 Jahre, nach dem Tod des Pharaos wurde im Zuge der Rückbesinnung auf die alte religiöse Tradition unter Tutanchamun Achet-Aton um 1331 v. Chr. allmählich wieder aufgegeben.

Lesen Sie auf Seite 2 über die Sonderausstellung in Berlin.

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In der Ausstellung „Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete“ wird die Amarna-Ära nun anhand von etwa 1300 Exponaten in dem ihr gebührenden kulturhistorischen Zusammenhang erlebbar. Dabei stehen nicht nur die häufig thematisierte Theologie und Kunst jener Zeit im Fokus; es werden vielmehr ebenso Alltag und Leben jener Metropole in den Blickpunkt gestellt. Die Ausstellung zeichnet auch ein archäologisch fundiertes Bild der Grabungen und der Fundumstände der Büste der Nofretete in der Bildhauerwerkstatt des altägyptischen Handwerkers Thutmosis nach.

Durch ergänzende Filme und akustische Installationen erschufen die Ausstellungsarchitekten eine Zeitreise nach Amarna, die alle Sinne anspricht. Neben dem archäologisch geprägten Hauptthema wird es eine Inszenierungsgeschichte der Nofretete-Büste vom archäologischen Objekt zum vielfach vermarkteten Schönheitsideal geben. In sieben ausgewählten Exponaten, darunter auch einer Nachbildung der Nofretete-Büste, werden speziell auch Sehbehinderte zum Erfahren der Amarna-Kunst eingeladen.

400 Ausgrabungsfunde erstmals gemeinsam ausgestellt

Ausgestellt wurden bislang meist nur wenige Schlüsselobjekte, wie die berühmten Modellköpfe aus Stuck und einige Skulpturen. Die meisten dieser Fundstücke konnten bis heute weder restauratorisch noch wissenschaftlich bearbeitet werden. Für die Jubiläumsausstellung wurden nun zahlreiche Exponate aufgearbeitet. Teilweise wurden sie mit Ergänzungen versehen oder werden in der Ausstellung anhand von Modellen erläutert, um eine profunde und anschauliche Präsentation der Stadt Amarna, ihrer Häuser und Bewohner zu gewährleisten.

Im neuen Glanz erstrahlt ebenfalls ein unglaublicher Fundus an blau- und polychrom bemalter Keramik aus der Residenzstadt des Pharao Echnaton und seiner Gemahlin Nofretete, den das Ägyptische Museum und Papyrussammlung aus den Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft in Tell el-Amarna aus den Jahren 1911 bis 1913 besitzt.

Diese vor dem Brand mit floralen Girlanden und Naturmotiven bemalten Amphoren, Flaschen, Becher und Vorratsgefäße spiegeln den Reichtum sowie die Form- und Dekorationsvielfalt des damaligen Töpferhandwerks dieser Epoche um 1340 v. Chr. wider. Neben einigen komplett erhaltenen Gefäßen lag der Großteil der Keramik aus den Villen und Häusern zwar vorsortiert, aber bisher unrestauriert in den Depoträumen.

Internationale Partner und Leihgeber sind das Metropolitan Museum of Art, New York, der Louvre, Paris, sowie das British Museum und das Petrie Museum of Egyptian Archaeology, London.

„Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete“:

7. Dezember 2012 bis 13. April 2013 im Neuen Museum Berlin

Tickets und Führungen
Ticket-Vorverkauf ist online im Internet möglich:
www.imlichtvonamarna.de oder www.smb.museum
Neues Museum + Sonderausstellungen: 14 € /ermäßigt 7 €

 



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