Von Bob bis Bono: Welche Rockstars gibt es noch?

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Paul McCartney im letzten Jahr auf dem dänischen Roskilde Festival.Foto:  Mathias Loevgreen Bojesen/dpa
Epoch Times12. Januar 2016
Der Tod von David Bowie reißt eine Lücke in die immer kleiner werdende Riege der großen Rock- und Popstars. Dabei geht es ja nicht um Musiker mit ein paar Hits, schnell vergessenen Skandalauftritten oder reiner Nischenpopularität.

Echte Stars, das sind auch nach Bowie Künstler, die weit über ihre eigene Generation hinaus herausragenden Einfluss haben – oder zumindest besonderes Charisma. Laut Definition der „Oxford Dictionaries“ gehört neben langfristiger Berühmtheit auch „fanatische Verehrung“ durch die Fans dazu. Welche Rockstars hat die Welt also heute noch zu bieten?

Eine nicht ganz objektive Liste, geordnet nach Alter und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

– BOB DYLAN (74): Die Bedeutung des US-amerikanischen Folk- und Rocksängers, Gitarristen und Dichters kann kaum hoch genug eingeschätzt werden. Das zeigt sich Jahr für Jahr bei den Favoritenlisten für den Literatur-Nobelpreis – Robert Allen Zimmerman (so sein Geburtsname) ist immer dabei. Seine treue Gefolgschaft sind „Dylanologen“, die sich mit wissenschaftlicher Akribie auf jede Dylan-Textzeile stürzen. Sein „Like A Rolling Stone“ gilt vielen Kritikern als bester Song aller Zeiten. Und selbst wenn der kauzige alte Herr mit schnarrender Stimme Sinatra-Lieder singt, jubeln die Fans. „His Bobness“ ist seit 1988 auf einer „Never Ending Tour“, und die Musikwelt hofft, dass er diese Strapazen noch lange durchhält.

– PAUL McCARTNEY (73): Der Beatles-Songwriter hat zuletzt 2013 ein neues Album veröffentlicht – es hieß „New“ und klang immerhin nicht alt. Auf Tourneen bietet der britische Multi-Instrumentalist ein gut abgehangenes Programm aus Hits der Beatles, der Wings und seinen Solozeiten. Dabei äußert sich die Verehrung der Fans des öfteren in Tränen der Rührung. Der ewige Junge aus Liverpool hatte nach der großen Liebe zur Fotografin Linda (1941-1998) einige auch öffentlich ausgetragene Probleme mit den Frauen, seit 2011 ist er offenbar wieder glücklich verheiratet. Man gönnt es dem freundlichen Musiker mit den edlen Melodien von Herzen.

– MICK JAGGER (72): Der wohl größte Womanizer unter den Rockstars stellt immer noch alle paar Jahre bei Tourneen mit seinen Rolling Stones Rekorde im Bühnen-Dauerlauf auf. Zusammen mit dem unfassbar belastbaren Gitarristen Keith Richards bildet der Sänger ein Oldie-Duo von beeindruckend ledriger Faltentiefe – und erstaunlicher Fitness. Jaggers Solo-Ausflüge blieben erfolglos, und neue Stones-Platten gibt es nur alle Jubeljahre. Doch diese unverwüstliche Band mit dem Gockel-Frontmann ist längst vor allem ein Live-Ereignis, das weltweit mühelos auch größte Stadien füllt. Wie McCartney darf sich der einstige Bürgerschreck Jagger inzwischen „Sir“ nennen.

– NEIL YOUNG (70): Der Kanadier ist der unruhige Geist unter den größten Rockern. Immer noch schart er gern junge Musiker um sich – wenn er schon nicht mit seiner ebenfalls in die Jahre gekommenen Gitarrenberserker-Band Crazy Horse die Bühne teilen darf, um richtig Krach zu machen. Nach dem Durchbruch vor 45 Jahren mit dem wunderschönen Folksong „Heart Of Gold“ hat Young öfter die Richtung gewechselt als alle anderen vergleichbaren Top-Musiker – und dabei manch grottenschlechte Platte abgeliefert. Auch in den Vorjahren standen Meisterwerke erratischen Alben gegenüber. Dieser Mann bleibt ein bewundernswert sturer Eigenbrötler, und er wirkt so vital, dass auch die diesjährige Tournee noch nicht die letzte sein dürfte.

– PETE TOWNSHEND (70): Der Gitarrist und Songschreiber von The Who hat in jungen Jahren mehr Gitarren zertrümmert als jeder andere Rockstar, und das in voller Absicht. Die Aggressivität seiner Songs ist auch heute noch in den selten gewordenen Who-Konzerten spürbar, etwa bei den Olympischen Spielen von London 2012. Aber eben auch die famose Kompositionskunst, mit der er beispielsweise das Genre Rock-Oper prägte („Tommy“, „Quadrophenia“). Dem Who-Sänger Roger Daltrey ist Townshend in herzlicher Abneigung verbunden, aber man rauft sich halt immer wieder zusammen. Vielleicht liegt es ja daran, dass Townshend nicht mehr jede spitze Bemerkung hört – er ist vom Rock-Lärm der vergangenen 50 Jahre ziemlich taub geworden.

– PETER GABRIEL (65): Der Genesis-Sänger stieg aus, bevor seine Artrock-Studentenband weltweit erfolgreich, aber eben auch glatter wurde. Seit Ende der 70er schuf der Engländer ein ambitioniertes, bisweilen sperriges Solowerk, das neben Rock-, Pop- und Weltmusik auch kunstvolle Videos, eindrucksvolle Konzertereignisse und nachhaltiges politisches Engagement, etwa gegen Rassismus und für Menschenrechte, einschloss. In den vergangenen Jahren war kaum neues Material von Gabriel zu hören, stattdessen widmete er sich – darin nicht uneitel – der Sicherung seines eigenen Legendenstatus‘. Die sporadischen Live-Auftritte des Charismatikers sind aber immer noch Saisonhöhepunkte.

– MADONNA (57): Kein Rock-, aber gewiss der größte und stilprägendste Popstar der vergangenen drei Jahrzehnte. Madonna Louise Veronica Ciccone macht Konzerte noch immer zu einem beeindruckenden Aerobic-Workout. Ihre Stimme macht nicht allzu viel her, aber die US-Amerikanerin wusste stets wechselnde Stile und Images, maximales Selbstbewusstsein und Sexyness kongenial zu verbinden. Damit gehört Madonna seit ersten Hits wie „Like A Virgin“ (1984) zu den erfolgreichsten Pop-Sängerinnen der Welt. Die jüngere Konkurrenz Lady Gaga, Beyoncé, Rihanna oder Taylor Swift wird Mühe haben, diesen Siegeszug zu toppen.

– BONO (55): Endlich einer aus der jüngeren Garde, dem das Attribut Rockstar auch auf Dauer zustehen dürfte. Der irische Sänger der Vier-Freunde-Band U2 ist eine Art Prediger der Popmusik, die Zahl seiner politischen Anliegen ist Legion. Allerdings begeistert und nervt der als Paul David Hewson geborene Bono mit seinen pathetischen Gesten ungefähr gleich viele Menschen. Musikalisch ist der bevorzugt mit Sonnenbrille posierende Frontmann dem gut mitsingbaren Stadionrock zuzuordnen. Da schadet es kaum, dass von U2 nur noch wenig wirklich neue Sounds kommen. Ein kreativer Höhepunkt war – übrigens wie seinerzeit bei Bowie – eine Aufnahmesession aus den Berliner Hansa-Studios, für das Album „Achtung Baby“ von 1991.

(dpa)

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