Wagner-Jahr 2013: Schaffen und Wirken des Komponisten in Dresden

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2013 ist Wagner-Jahr zu Ehren seines 200. Geburtstags.Foto: Johannes Simon / Getty Images
Von 11. Januar 2013

 

2013 ist Wagner-Jahr – und in Dresden besteht durchaus Anlass, den 200. Geburtstag von Richard Wagner gebührend zu feiern. Die Stadt an der Elbe war eine der wichtigsten Lebensstationen des bedeutendsten Musikdramatikers des 19. Jahrhunderts. Mit Richard Wagner wird dieses Jahr ein herausragender Komponist geehrt, der das Dresdner Musikleben veränderte und von Dresden beeinflusst wurde.

1813 in Leipzig geboren, zieht Richard Wagners Familie bereits ein Jahr später mit ihm nach Dresden. Hier wird Wagner 1822 in die Kreuzschule aufgenommen. Sein Herz schlägt jedoch mehr für die Oper als für das Singen im Kreuzchor. Was in dieser Zeit bleibenden Eindruck hinterlässt, war wohl das „Dresdner Amen“ bei den Gottesdiensten in der Kreuzkirche – in seiner letzten Oper, dem „Parsifal“ macht er es zu einem seiner musikalischen Leitmotive.

Als Wagner 15 Jahre alt war, zog er mit der Familie wieder nach Leipzig. Kurz darauf erlebte er erstmals Beethovens Oper „Fidelio“, was den Entschluss in ihm festigte, Musiker zu werden. Er studierte Musik an der Universität in Leipzig und nahm Kompositionsunterricht beim damaligen Thomaskantor.

Wagner als Freigeist und Freidenker

„Er war schon früh ein Freigeist und ein Freidenker“, erzählt Stefan Schwarz, Künstler und Wagner-Fan aus Bonn. „In meinen Augen ist das gut und zeigte sich zum Beispiel dadurch, dass er keinen Klavierlehrer in seinen jungen Jahren akzeptieren konnte, er brachte sich dann mehr oder weniger das Spielen selbst bei. Ich denke, er war nicht so leicht form- bzw. verformbar.“ Es folgen ruhelose Jahre für den jungen Musiker mit kürzeren Anstellungen unter anderem in Würzburg, Magdeburg, Königsberg, Riga und Paris, wo er vergeblich versucht, seine musikalische Karriere zu starten. 1842 kehrt er schließlich nach Dresden zurück. Anlass ist die bevorstehende Aufführung seiner Oper „Rienzi“. An Robert Schumann schreibt er im Dezember 1841 aus Paris: „Ich habe Dresden zur ersten Aufführung gewählt – und nicht Berlin, wofür ich die gleichen Chancen zur Annahme hatte, weil in Dresden, was das Intensive der Aufführung betrifft, ich auf ein weit größeres Gelingen derselben rechnen kann, als es in Berlin der Fall sein würde …“

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Der Erfolg blieb nicht aus und vorbei waren die Zeiten, in denen er sich nur mühsam über Wasser halten konnte. Die Uraufführung der Oper „Der Fliegende Holländer“ ein Jahr später bringt zwar weniger Applaus als erwartet, doch einen Monat danach erhält Wagner die begehrte Anstellung als Hofkapellmeister in Dresden für ein Jahresgehalt von 1500 Talern.

Im gleichen Jahr lernt Wagner Gottfried Semper kennen, der von 1838 bis 1841 das Opernhaus am Theaterplatz errichtet hat, in dem Wagner wirkt. Lange diskutieren sie über die ideale Theaterarchitektur. Später nutzt der Baumeister diese Erkenntnisse für die jetzige Semperoper. Und Wagner lässt sich für sein Bayreuther Festspielhaus inspirieren.

Wagner als Hofkapellmeister

Als Hofkapellmeister kümmert sich Wagner besonders um die Pflege der deutschen und französischen Oper. Wenig später übernahm er zusätzlich die Leitung der Dresdner Liedertafel, in deren Auftrag er das monumentale Chorwerk „Das Liebesmahl der Apostel“ komponierte; die Uraufführung am 6. Juli 1843 in der Frauenkirche im Rahmen des Zweiten Allgemeinen Dresdner Männergesangsfestes war durch und durch ein Erfolg. Wagner distanzierte sich aber in der Folge davon, weitere oratorische Werke zu komponieren und führte das Werk zu Lebzeiten nicht mehr auf. Kurz darauf überredete er seinen Freund Ferdinand Hiller, die Leitung der Dresdner Liedertafel zu übernehmen.

„Richard Wagner konnte Menschen von einer Sache durch sein Reden und seine Art und Weise überzeugen“, erzählt Stefan Schwarz weiter. „Er konnte die Künstler (Sänger, Musiker) und auch die an den Opern und Theatern angestellten Personen wirklich begeistern. Heute nennt man das sicher motivieren.“ Wagner soll manchmal vor den Aufführungen eine Ansprache an die Künstler gehalten haben, wodurch sie Best- und Höchstleistungen vollbrachten. „Ich denke, dass Wagner Charisma hatte, eine ganz besondere Ausstrahlung“, so Schwarz. „Er war von der Körpergröße sehr klein, aber wenn er vor Menschen oder im Kreis von Personen sprach, fesselte er viele und sie waren seiner Ausstrahlung erlegen.“

Im Oktober 1845 feiert Wagner mit seinem „Tannhäuser“ im Opernhaus Premiere. Im Jahr darauf zieht er sich im Sommer in ein Gut in Graupa (bei Dresden) zurück. Hier schreibt er an der Partitur zum „Lohengrin“. Das Vorspiel der Oper stellt die Aura des Grals mithilfe von leisen, hohen und sphärischen Streicherklängen dar. Um das Seelenleben der Bühnenfiguren in eindeutig lesbare musikalische Motive umsetzen zu können, wandte Wagner in Lohengrin zum ersten Mal Leitmotive wie das Grals- und das Frageverbot-Motiv an.

Uraufgeführt wurde die romantische Oper allerdings nicht in Dresden, sondern im August 1850 in Weimar unter der Leitung von Franz Liszt. Das erste und zugleich auch größte Wagner-Denkmal Sachsens zeigt den Komponisten passend in mystischer Verklärung als Gralshüter.

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Wagner als Revolutionär

Dresden hat aber offensichtlich nicht nur Wagners Genialität ans Licht gebracht, sondern auch seine politischen und kämpferischen Seiten offenbart. 1848 wird Wagner in Dresden zum Revolutionär. Zunächst will er nur die Dresdner Musikstrukturen ändern, doch wenig später beteiligt er sich neben Gottfried Semper auch aktiv an der politischen Revolution. Mehrfach veröffentlicht er Artikel in Dresdner Zeitungen, die zur politischen Revolution aufrufen. Bei den Straßenkämpfen vom 6. bis 8. Mai geht das barocke Opernhaus am Zwinger in Flammen auf. Hier, wo heute die Porzellansammlung steht, hatte Wagner am 1. April noch das von ihm begründete Palmsonntagskonzert mit Beethovens 9. Sinfonie dirigiert – eine Tradition übrigens, die mit Unterbrechungen bis heute gepflegt wird. „Er hatte ein Taktgefühl und ein Musikverständnis wie keiner zu seiner Zeit“, so Schwarz. „Er konnte die 9. von Beethoven dirigieren wie kein anderer, er war in ganz Europa in den großen Häusern unterwegs und alle waren ‚heiß‘ auf die Neunte, wenn Wagner sie dirigierte.“

Der Aufstand wird niedergeschlagen und Richard Wagner wird steckbrieflich gesucht. Gemeinsam mit seinem Freund Gottfried Semper flieht er aus Dresden in die Schweiz und kann bis zur Aufhebung seines Haftbefehls 13 Jahre später nicht mehr nach Deutschland zurückkehren. Jahre später wird Bayreuth sein neuer Wirkungsbereich und er kommt nur noch wenige Male nach Dresden zu Besuch.

„Besonders an ihm waren sein Durchhaltevermögen und seine Beharrlichkeit“, erklärt Stefan Schwarz. „Trotz sehr vieler Schwierigkeiten über Jahre hinweg, hat er es dann doch realisieren können, dass in Bayreuth das Festspielhaus gebaut wurde.“

Wagner heute

Am 13. Februar 1883 stirbt Wagner im Palazzo Vendramin in Venedig. Heute pflegt Dresden das Werk Richard Wagners mit regelmäßigen Aufführungen in der Semperoper. „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ sowie „Tristan und Isolde“, „Der Ring des Nibelungen“ und „Parsifal“ gehören inzwischen zum festen Repertoire des ehemaligen Hoftheaters.

Zum Wagner-Jahr 2013 wird die Semperoper außerdem zwei heute selten gespielte Meisterwerke aufführen, die Wagner sehr inspirierten: »La Juive« von Jacques Fromental Halévy (Premiere am 12. Mai 2013) und »La vestale« von Gaspare Spontini (als Konzert am 30. Juni 2013).

 



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