Ein Garten für die Sinne

Der Mars-Skipper-Hof in Eiderstedt – wo Stadtkinder spielend ihre Sinne entfalten
Titelbild
„Fährmann hol über“: Mit der Seilfähre bringt man sich selbst ans andere Ufer. (Elke Backert)
Von 9. April 2008

Dürfen wir jetzt jede Woche filzen?“, fragt die siebenjährige Charleene, als sie stolz ihr nach Anleitung gefilztes Körnerkissen herzeigt. Die anderen drei Mädchen und drei Jungs filzen ein „Schatzkästchen“ um ein Glasnugget. Mit bunter Wolle umwickeln sie einen Glasstein, tunken den so geformten Ball ins Wasser, seifen ihn ein und reiben ihn. „Wenn dicker weißer Schaum entsteht, dann filzt es schön“, erklärt „Lehrerin“ Claudia. Die Kinder, die, wie sie erzählen, nur mit „Computerspielen, Playstation und Game-Boy“ aufwachsen, sind begeistert von ihrer handwerklichen und künstlerischen Tätigkeit.

Genauso viele Schafe wie Einwohner

In einem denkmalgeschützten, reetgedeckten Haubarg auf der Halbinsel Eiderstedt, dem Mars-Skipper-Hof in Kotzenbüll hinter Tönning, unterrichtet Claudia Kinder und Erwachsene in der alten Kunst des Filzens. „Wir haben auf Eiderstedt genauso viele Schafe wie Einwohner, warum sollten wir den Rohstoff Wolle nicht nutzen?“ Claudia selbst besitzt 30 gotländische Pelzschafe, deren Wolle sich bestens eigne.

Claudia arbeitet ehrenamtlich, wie alle Mitglieder des als gemeinnützig anerkannten und spendenabzugsfähigen Vereins „Ein Garten für die Sinne e.V.“. Die junge Hamburgerin Maren von der Heide, Mutter von vier Kindern, schuf hier, inmitten einzigartiger Natur, ein Erfahrungsfeld: Spiel- und Lernstationen zur Entfaltung der Sinne, drinnen wie draußen. Ideal für Stadtkinder. Sie sollen Neugier und Entdeckungslust durch spielerisches Experimentieren wecken und fördern. Angesprochen werden Familien, Kindergärten, Schulklassen, Gruppen aus Bildungseinrichtungen, Tagesgäste, im Grunde jedermann, der „zurück zur Natur“ finden möchte. Für Gruppen, auch aus dem sonderpädagogischen Bereich, werden individuelle Programme zusammengestellt. Die Einrichtungen sind für Rollstuhlfahrer nutzbar.

Trommeln, Basteln, Spüren

In einem Haubarg, einem großen Bauernhaus, lebten einst Mensch und Tier unter einem Dach. Heute stehen in den ehemaligen Schweineboxen Klangtische mit Sand. Der Sand, der beim Anschlagen aufwirbelt, Muster bildet und herunterfällt, macht so die durch den Klang erzeugten Schwingungen sichtbar. Auf einem Holzkasten liegend spürt man den Klang im eigenen Körper. Die Materialien in den Trögen sollen betastet werden: Muscheln, Baumrinde, Holzspäne. Auf dem riesigen Freigelände gehören Summstein und Steinpendel, Windharfe und Barfußweg zum pädagogischen Konzept. Kinder lieben die Wasserklangschalen, die der Ozeanograf Erich Bäuerle entwickelte. Er führt auch Seminare für Menschen ab 14 Jahren vor Ort durch. Hält man einen Finger in das Wasser, spürt man die durch den Klang erzeugte Vibration. Grandios! An einer beweglichen „Labyrinthplatte“ üben die Kinder, eine Kugel über die Irrwege ins Zentrum zu balancieren.

Trommelworkshops finden statt. Langbögen aus Eschenholz werden nach mittelalterlichem Vorbild gefertigt. Mit Weide kann man einen Drachen oder einen Dom basteln. Der Werkstoff Weide soll zum Beispiel Pädagogen zeigen, wie preisgünstig sich fantasievolle lebendige Spielstätten errichten lassen.

Die Kinder, die nur mit Computerspielen aufwachsen, sind begeistert.

Malte, Nils und Rouven sind sich einig: „Das gefällt uns gut hier, am besten die Seilfähre und wenn wir im Sommer auf einem selbstgebauten Floß fahren, Pirat spielen und dann ins Wasser fallen.“ Wasser gibt es reichlich. Die Kanäle, früher zum Warentransport benutzt, sind heute Teil des Erfahrungsfelds Mars-Skipper-Hof, dessen Name mit der Kulturgeschichte der Halbinsel Eiderstedt verbunden ist.

Sponsoren gesucht

Das Projekt besteht bisher durch rein ehrenamtliches Engagement der Vereinsmitglieder. Dringend gesucht werden Sponsoren, ob Privatpersonen oder Firmen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 40 Euro pro Jahr.

Interessante Termine sind: Weidenbau am 19.4., 11 bis 16 Uhr; Hexenbesen basteln zur Walpurgisnacht am 27.4., 14 bis 16.30 Uhr.

Raus aus der Stadt

Je nachdem wo man wohnt, sind es bis zu 75 Autominuten von Hamburg. Mit dem Zug zwei Stunden bis Tönning. Dann noch weiter mit dem Bus oder Taxi. Mit dem Schleswig-Holstein-Ticket für 29 Euro können bis zu fünf Personen mit dem Zug reisen. Allerdings muss man am selben Tag zurück oder noch mal 29 Euro für die Rückfahrt einplanen.

Mit Vollverpflegung kostet die Unterkunft (rollstuhlgeeignet) 32 Euro pro Person und Nacht, für Selbstversorger 22 Euro. Auch bei Tagesgästen (fünf Euro für Erwachsene) ist eine Anmeldung erbeten: Mars-Skipper-Hof, Gardinger Chaussee 3, 25832 Kotzenbüll, Telefon: (04861) 617480, www.eingartenfuerdiesinne.de.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 15 (9.Apr. – 15. Apr. 2008)



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