Football: „Tight End“ der Centurions Köln beendet seine Karriere nach dieser Saison

Werner Hippler: Ich danke allen für die Unterstützung in all den vielen Jahren
Titelbild
Nein, so einfach gibt Werner Hippler das Ei nicht her - auch nicht wenn ihn wie hier zwei Frankfurter dazu überreden wollen. (Hendrik Fischbach)
Von 5. Juni 2007

Er ist der bekannteste und erfolgreichste deutsche Footballer und kämpft nun schon seit über 20 Jahren auf dem Rasen um das Ei, um Raumgewinn, Punkte und um Siege. Nach dieser Saison und mit dem Rekord von über 100 Einsätzen soll nun allerdings Schluss sein mit der Profikarriere. Drei Mal schon gewann das deutsche Urgestein des American Football den World Bowl – damals allerdings noch in Diensten von Frankfurt Galaxy. Und wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten sein Abschiedsspiel mit den Centurions am 23.6. in Frankfurt machen – beim Endspiel um den World Bowl in diesem Jahr.

Leicht wird das allerdings nicht, aber trotz der Niederlage der Kölner am Samstag gegen die Hamburg Sea Devils könnte sein größter Wunsch immer noch in Erfüllung gehen. Spricht man mit Werner Hippler über seinen Traum, den Pokal für seine Heimatstadt Köln zu gewinnen, kann man noch immer dieses Funkeln in seinen Augen sehen. Es ist eine Mischung aus Siegeswillen, Ehrgeiz und Entschlossenheit, die man(n) wohl braucht, um es im American Football soweit zu bringen wie er.

Begonnen hatte die Footballkarriere des mittlerweile 36-jährigen kölschen Jung bei den Red Barons und als er Anfang der `90er in Sacramento studierte, spielte er auch dort Football. 1995 kam er das erste Mal zu Frankfurt Galaxy. Hier wurde er von den Scouts der National Football League (NFL)

entdeckt und wechselte 1996 zu den San Diego Chargers, um dann wieder nach Frankfurt zurückzukommen. Nun spielt das 1,93 Meter große und 121 Kilogramm schwere Multitalent der Offensive seine letzten Spiele für die Centurions und die DNE sprach mit Werner Hippler.

DNE: Für wie realistisch halten sie es nach der Niederlage gegen die Sea Devils, doch noch den World Bowl zu gewinnen?

Hippler: Wir haben immer noch die Möglichkeit ins Endspiel zu kommen, da wir jetzt schon fünf Siege haben und mit sechs Siegen könnten wir es vielleicht schon schaffen, nach Frankfurt zu fahren – wir haben noch zwei Spiele in denen wir die Chance haben zu gewinnen.

DNE: Wie sind sie damals zu den Red Barons und zum Football gekommen?

Hippler: Ein Freund von mir hat mich damals im Alter von 15 Jahren am Gymnasium angesprochen, ob ich nicht einmal mitkommen will. Da habe ich mir gedacht: ja, o. k., das guck ich mir mal an. Dann bin ich mitgegangen und habe damals gleich beim ersten Training die Ellebogen am Bluten gehabt und dachte mir, ach, na das is ja ein toller Sport … Auch hatte ich damals die Regeln nicht gleich beim ersten Mal verstanden, aber bin dann doch irgendwie da hängen geblieben. Als ich dann nach dem Abitur nach Amerika gegangen bin, habe ich dort weiter Football gespielt und seitdem bin ich dabei.

DNE: In welcher Sportart waren Sie sonst noch aktiv?

Hippler: Ich habe viele Jahre auch noch Kickboxen gemacht und Basketball gespielt.

DNE: Hatten Sie damals in Deutschland ein Vorbild?

Hippler: In Deutschland eigentlich nicht so, ich habe mir so um 1986/87 immer die NFL Tapes kommen lassen und da sah ich dann Mark Bavaro von den New York Gigants, den fand ich gut. Er war ein sehr kleiner Tight End, aber sehr kräftig. Oder Green von den Pittsburgh Steelers.

DNE: Sie haben einmal gesagt, dass ein Team über hundert Spielzüge einstudiert haben muss, woher weiß jeder Spieler, dass gerade jetzt dieser eine Spielzug gespielt wird? Wie dürfen sich unsere Leser das vorstellen? Wird da eine Nummer angesagt und jeder weiß dann, was passiert?

Hippler: Mit einer Nummer kann man sich das nicht vorstellen. Das ist eher vergleichbar mit einer Fremdsprache. Nummern gibt es nur für Laufspielzüge. Bei geraden Zahlen geht der Lauf nach rechts, bei ungeraden nach links und dann weiß jeder Bescheid und weiß wo er zu blocken hat. Für das Hamburgspiel hatten wir noch mehr Spielzüge, die wir lernen mussten und die wir einstudiert haben; ein paar spezielle Spielzüge, ein paar Trickspielzüge und Standardspielzüge.

DNE: Wie sehen sie die Entwicklung des American Football in den letzten 20 Jahren in Deutschland?

Hippler: Im Moment ist Football auf jeden Fall im Kommen. Früher gab es sogar mal einen richtigen Boom, als die Armybases noch da waren, vor allem in Wiesbaden und im Rhein/Main Gebiet. Durch die NFL Europa wird es jetzt auch immer besser und auch in der NFL in Amerika weiß man jetzt, was für ein Markt in Europa ist und was man da noch alles machen kann. Es ist auch eine riesen Sache, ein original NFL-Saisonspiel in diesem Jahr schon nach Europa (London) zu holen. Allein das wird die Popularität noch mehr steigern.

DNE: Sind Sie ein bisschen traurig, dass American Football noch nicht so populär wie Fußball ist?

Hippler: Ja, manchmal habe ich so ein Gefühl wie: „zur falschen Zeit am falschen Ort”. Aber trotzdem bin ich ziemlich stolz darauf, dass ich für viele junge Leute den Meilenstein in Deutschland gesetzt habe und zeigen konnte, dass es auch als Deutscher möglich ist, im American Football etwas zu erreichen – auch wenn man hier nicht so viele Möglichkeiten hat wie die Amis schon allein mit ihrem Collegefootball. Trotzdem sollte jeder, der ein wenig Biss und Herz hat, versuchen sein Ziel zu erreichen, denn man kann es auf jeden Fall schaffen. Man kann schaffen was man will, man muss halt hart dran arbeiten, um soweit zu kommen, wie man es dann selbst auch kontrollieren kann. Manche Sachen sind politisch – die kann man nicht kontrollieren. Aber ansonsten kann man es schon sehr weit schaffen.

DNE: Laufen die Centurions in der Beliebtheit vielleicht sogar irgendwann dem FC in Köln den Rang ab?

Hippler: Man weiß es nicht – im Moment spielen wir ja im American Football in unserer Liga oben mit und die Fußballer vom FC haben leider den Aufstieg in ihre erste Liga nicht geschafft. Ich bin ja selber FC-Fan, weil ich eben ein Kölner bin und ich hoffe dass die bald auch mal wieder oben mitspielen. Bei uns ist es aber eben so, dass American Football ein Familienevent ist, dass ein Fan von Centurions Köln neben einem Rhein-Fire-Fan aus Düsseldorf sitzen kann und es keinen Stress gibt. Zum Football kann ich meine kleinen Kinder mitnehmen, die haben auf jeden Fall auch Spaß. Bei uns ist eben für alle etwas dabei, die Cheerleader für die Jungs und für die Frauen haben wir Spieler extra enge Hosen angezogen.

DNE: Wie kommt es, dass so viele deutsche Teams in der NFL Europa spielen und nicht mehr Mannschaften aus anderen Ländern?

Hippler: Wir haben es mit anderen ausländischen Teams versucht. Leider hat es aber nicht ganz funktioniert, weil American Football in Barcelona und in Schottland nicht so gut angenommen wurde und die Kosten für ein Team, da hinzufliegen, waren immer sehr hoch. Weil die Zuschauerzahlen noch nicht so sind, das man schwarze Zahlen schreibt, ist es eben erst einmal wichtiger, dass die Liga bestehen bleibt und sich der Markt auf Deutschland fokussiert. Hier sind die Wege nicht so weit und bekannter Maßen sind die deutschen Fans ja im Moment sowieso die besten.

DNE: Was war Ihr schönstes Erlebnis im Sport?

Hippler: Ich hatte viele schöne Erlebnisse, zum Beispiel in St. Diego. Aber auch die drei World Bowl zu gewinnen war sehr schön. Der Titel 1999 war für mich jedoch etwas ganz besonderes. Das war ein super Jahr und die Jungs in unserem Team waren echt klasse! Allerdings hoffe ich immer noch sehr stark, dass ich meine Karriere dieses Jahr auch noch mit einen Titel abschließen kann

DNE: Was haben Sie nach Karriereende geplant?

Hippler: Ich habe eine Sicherheitsfirma mit über 80 Festangestellten und die ist dann mein Hauptarbeitsgebiet. Mein Ziel ist aber weiterhin, dass ich den America Football in Deutschland und in Europa noch populärer machen kann. Zum Schluss möchte ich den Fans da draußen noch etwas sagen: Ich danke euch allen für die tolle Unterstützung in all den vielen Jahren. Wenn ihr Lust habt, dann kommt auf jeden Fall einmal zum Spiel. American Football ist etwas ganz Besonderes; es ist ein intelligenter Sport. Es ist wie Schach mit lebendigen Figuren und macht super viel Spaß.

 

Beide Daumen hoch - so präsentiert Werner Hippler das nagelneue Trikot mit Widmung für die Leser der DNE zum Fotoshooting.  (Steffen Andritzke)
Beide Daumen hoch – so präsentiert Werner Hippler das nagelneue Trikot mit Widmung für die Leser der DNE zum Fotoshooting. (Steffen Andritzke)

Die Neue Epoche verlost ein Trikot des “Tight End” der Centurions Köln Werner Hippler mit der eigenhändigen Unterschrift & Widmung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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